Bitte, bitte, stimmen Sie nicht „wegen der Bäume“ gegen die Citybahn,
liebe sensor-Leser*innen. Warum? Weil das, was die organisierten Citybahn-Gegner über „die Bäume“ verbreiten und an die Bäume hängen, einfach und nachweislich nicht wahr ist. Weil keine (Biebricher) Allee zerstört wird. Weil die wenigen Bäume, die (in der Straßenmitte) wegfallen, ersetzt, wahrscheinlich sogar „überkompensiert“ werden. Übrigens nicht durch „Babybäume“, sondern durch bereits gewachsene. Weil ich aber trotz alldem von vielen höre, dass sie gegen die Citybahn seien – „wegen der Bäume“.
Es gibt sicher manche Argumente, wegen derer man gegen die Citybahn sein kann. Ich persönlich bin zwar, falls Sie meine bescheidene Meinung interessiert, für die Citybahn. Und zwar nicht mal so eben aus dem Bauch heraus, sondern nachdem ich mich – tendenziell als Skeptiker gestartet – sehr eingehend, umfassend und so sachlich und fachlich wie möglich damit beschäftigt habe. Deshalb wünsche ich mir, dass „Wiesbaden“ am 1. November „Ja“ sagt zur Citybahn, zu einer überfälligen – für „erst mal abwarten, wie sich die Mobilität entwickelt“, ist es jetzt definitiv zu spät – und trotzdem nicht überholten und schon gar nicht überflüssigen Straßenbahn für Wiesbaden.
Wenn Sie sich informiert haben – noch ist Zeit dazu, auch wenn es nun allerhöchste Eisenbahn wird -, abgewogen haben, und dann für sich zu dem Schluss kommen, am 1. November „Nein“ zur Citybahn sagen zu wollen: Bitteschön! Aber bitte, bitte nicht wegen „der Bäume“. Wenn Sie es genau, Baum für Baum, wissen wollen, schauen Sie mal hier: procitybahn.de/baeume/
Eigentlich ist die Citybahn gar nicht (mehr) Thema dieser Ausgabe, aber sie ist nun mal bis – mindestens – zum Bürgerentscheid-Wahltag am 1. November „das“ Thema dieser Stadt. Deshalb hat sie auch hier nochmal einen Auftritt.
Das Titelthema dieser Ausgabe sind Start-ups. Ein Thema, das nicht so polarisiert wie eine Citybahn, zu dem ich aber auch ein leicht ambivalentes Verhältnis habe. Einerseits finde ich es faszinierend und spannend, wie Ideen geboren werden, wie daraus Geschäftsmodelle und im besten Fall gute Geschäfte werden. Andererseits erscheint mir vieles in der Start-up-Welt sehr oberflächlich, auf die Jagd nach dem schnellen großen Geld fixiert, manches auch gesellschaftlich und sozial fragwürdig.
Umso erfreulicher fällt beim Blick in die Wiesbadener Start-up-Szene auf, dass es den Machern hier oft um mehr geht, auch um Werte, um „etwas bewegen“, vielleicht sogar ums „Welt verbessern“. Ohne Geld geht´s trotzdem nicht – und auch da tut sich gerade Spannendes.
Wo sich aus meiner Sicht in der Start-up-Welt, ob in Wiesbaden oder anderswo, immer noch viel zu wenig tut: Das Ganze scheint vor allem eine Männerwelt zu sein. Immerhin sind es Frauen, die den Start-ups nun von städtischer Seite aus auf die Sprünge helfen sollen. Vielleicht haben gerade sie Ideen, wie die Wiesbadener Start-up-Welt „weiblicher“ werden kann.
Dirk Fellinghauer, sensor-Faktenchecker
PS:
Die ganze Wahrheit, wie Wiesbaden schließlich abgestimmt hat, erfahren Sie am 1. November ab 18 Uhr hier.
Auch eine, unbeabsichtigte, Unwahrheit: Fotograf unserer letzten Titelstory (Nachhaltige Landwirtschaft) war nicht, wie in der gedruckten Ausgabe versehentlich angegeben, Arne Landwehr, sondern Kai Pelka. Pardon für diesen Patzer!
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Die Citybahn im sensor: https://sensor-wiesbaden.de/search/citybahn/