goEast bleibt seiner Linie treu. Das Festival des mittel- und osteuropäischen Films richtet einen besonderen Fokus auf starke Frauen aus der Region. So ist das diesjährige Porträt Jasmila Žbanić gewidmet – und damit einer der wichtigsten Filmschaffenden Bosniens und Herzegowinas. Und auch sonst gibt es viel Besonderes zu sehen.
Zum 23. Mal bringt das goEast-Festival – wie immer mit sensor als Medienpartner – vom 26. April bis 2. Mai ein vielfältiges Programm aus Filmvorführungen und Begleitveranstaltungen nach Wiesbaden – „als Fenster und kontinuierlicher Brückenbauer in Richtung Mittel- und Osteuropa“. Der Ticketverkauf ist heute gestartet, auf der Festival-Website und an allen bekannten Stellen.
Zuletzt feierte Jasmila Žbanić mit dem Europäischen Filmpreis für „Quo vadis, Aida?“ einen großen internationalen Erfolg. Mit ihrer Videokunst und Dokumentarfilmen war sie 2004 Teilnehmerin der Documenta. Ihr Langfilmdebüt „Grbavica“ (2006) gewann bei den Filmfestspielen in Berlin 2006 den Goldenen Bären.
Blicke auf den Bosnienkrieg
1974 geboren und an der Akademie der Künste Sarajevo ausgebildet, gründete die Regisseurin 1997 das Künstler:innenkollektiv „Deblodaka“ – benannt in Anlehnung an die Belagerung Sarajevos in den 1990er-Jahren – das bis heute auch ihre Filme produziert. Die Nachwirkungen des Krieges in Gestalt politischer, wirtschaftlicher und psychologischer Blockaden sind in der Stadt weiterhin zu spüren und prägen die Gesellschaft Bosnien und Herzegowinas bis heute. Jasmila Žbanić erzählt davon, und von traumatischen Erlebnissen und persönlichen Erfahrungen des Bosnienkrieges, in ihren Filmen – und als Gast des goEast-Festivals in Wiesbaden, zum Beispiel beim Werkstattgespräch am 1. Mai um 18 Uhr im Museum, auch ganz persönlich.
Traditionell hat goEast sich stets intensiv mit der gegenwärtigen politischen und kulturellen Situation in der Region beschäftigt. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt das Festival vor große Herausforderungen: Die Solidarität im goEast-Team gilt nach wie vor den Menschen in der Ukraine. „Gleichzeitig motiviert die Lage uns mehr denn je, die in den deutschen Kinos unterrepräsentierten Filmkulturen unserer Zielregion in ihrer Vielfalt und Einzigartigkeit zu präsentieren“, so Festivalleiterin Heleen Gerritsen.
Schauen, streiten, feiern
Bei goEast wird wie immer intensiv geschaut – und sich eingehend ausgetauscht, auch heiß diskutiert und gestritten – sei es bei den Filmgesprächen oder dem Symposium, sei es „zwanglos“ bei zahlreichen Begegnungen im Kinofoyer, am „Ostkiosk“, im Festivalzentrum und nicht zuletzt auch bei der legendären Feierei – etwa mit der Estonaian Funk Embassy am 29. April im Schlachthof. Ein neuer Schauplatz ist das Alte Gericht, wo vom 27. April bis 1. Mai die VR-Ausstellung „Tales from the Bathhouse“ bei freiem Eintritt besucht werden kann. Zur Festivalmatinée am 30. April im Caligari wird Maja Weiss erwartet.
Etwas ganz Besonderes wird am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, angeboten: eine Rhein-Schiffahrt mit Dichtern und Denkern. Einige der zahlreich zum Festival anreisenden Filmemacher:innen lesen aus Werken ihrer Lieblingsautor:innen. Um 13.30 Uhr geht es an der Anlegestelle in Biebrich an Bord. Ahoi, go East!