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Entschleunigen auf die putzige Art: Kisselmühle im Rheingau

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Von Sabine Eyert-Kobler. Fotos Mary Goldfinger. 

Mitten im Rheingau, nahe dem Zisterzienserkloster Eberbach, sorgen rund um die Kisselmühle Lamas und Alpakas dafür, dass Menschen jeden Alters zur Ruhe kommen.

1995 aus dem Münsterland nach Hessen „ausgewandert“, haben die aus der Gastronomiebranche stammenden Eheleute Messing hier eine malerisch gelegene  neue Heimat gefunden – als Nachfolger der Familie Kraft, die seinerzeit aus Altersgründen den Hof abgegeben hat. Die wiederum hatten sich aus Landschafts- und Naturschutzgründen zur Beweidung der Wiesen für die putzig anzuschauenden südamerikanischen Exoten entschieden, weil sie – seit 1996 als landwirtschaftliche Tiere anerkannt –  den Weiden am wenigsten Schaden zufügen.

Gemanagt wird der „Familienbetrieb“ von Alexandra Messing. Die 44-Jährige kümmert sich um die stattlichen Vierbeiner und führt auch die Trekkingtouren an. Mittlerweile zählen 75 Lamas und Alpakas, fünf Trampeltiere und zwei Dromedare zur Herde. „Die Kisselmühle ist kein Streichelzoo, sondern ein Eventhof“, betont Alexandra Messing: „Bei uns kann man Veranstaltungen wie zum Beispiel Schnuppertouren, ob alleine, zu zweit oder in der Gruppe, sowie Firmenincentives, buchen.“ Auch Manager können hier – sozusagen hautnah – Teambuilding erlernen, denn: „Man muss sich den Lamas anpassen. Die Kleinkamele lassen sich nämlich nicht so ohne weiteres – und schon gar nicht, wenn man in Hektik verfällt und etwas erzwingen möchte – führen.“

Blicke in die Seele

Das Entspannen fällt leicht beim Anblick der großen dunklen Augen, die einen anschauen, als ob sie einem  quasi in die Seele blicken könnten. Tun sie ja vielleicht auch. Da macht es irgendwie „klick“, die Verbindung ist da, man fühlt sich sofort aufgehoben, und es wird einem ganz warm ums Herz! Jegliche vorher vorhandene Hektik ist sofort vergessen, alle Alltagssorgen fallen von einem ab und man möchte diese liebenswerten Wesen einfach nur nahe sein und sie streicheln. Nicht umsonst werden Lamas daher auch als Begleittiere bei der tiergestützten Therapie eingesetzt.

„Im Wesen ähneln die Lamas sehr den Delphinen. Sie sind zurückhaltend und nicht fordernd, dabei aber auch sehr neugierig!“, erläutert Messing die besondere Kommunikation, und räumt auch gleich mit einem weitläufig verbreiteten Vorurteil auf: „Lamas spucken Menschen nicht an.

Die Mär vom Spucken

Das tun sie nur untereinander, um die Rangordnung zu klären. Am Spucken kann man auch erkennen, ob eine Lamastute trächtig ist. Denn auf diese etwas bizarre Weise hindert sie den Hengst daran, sie erneut zu decken.“

Gezüchtet wird in der Kisselmühle ebenfalls, und zwar Wooly-Lamas, Suri-Lamas und Huacaya-Alpakas. In diesem Jahr erblickten bereits sechs Lamas das Licht der Welt. „Das ist auch nach all den Jahren jedes Mal für mich ein ganz besonderer Moment“, freut sich Messing. Bereits im Juni stehen die nächsten Geburten bevor, die Schwangerschaft selbst dauert etwa 11,5 Monate. Insgesamt gibt es im Jahr rund 15 Neuankömmlinge. Nach etwa acht bis neun Monaten werden sie von der Mutter getrennt und kommen zur Sozialisierung in die Jungtiergruppe. Im Alter von etwa einem Jahr folgt dann die dreijährige Ausbildung, ehe sie als Wallache bei den Touren eingesetzt werden.

Während die seit 7.500 Jahren domestizierten Lamas zur Entschleunigung der Gäste eingesetzt werden, dienen die Alpakas überwiegend als Wolllieferant.  Die Rohwolle sowie daraus handgefertigte Accessoires, wie zum Beispiel Pulswärmer, Mützen und Handschuhe, können dann wiederum im Hofladen erworben werden: „Mit den Kindern basteln wir daraus als Andenken und krönenden Abschluss einer Geburtstagsparty oder Wandertour mit der Filznadel lustige Tiere und Blüten.“ In der Lamaschule wiederum erfahren sie schließlich viel Wissenswertes über die Haltung und Nutzung der Tiere. Sie dürfen die die Kameliden mit Heu füttern und ihr erworbenes Wissen anschließenden in einem Lamaquiz erproben. Weitere Highlights der Kisselmühle sind Kameltrekking und -reiten sowie Scherkurse.

www.kisselmuehle.de