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Eröffnungen: Gerhard Richters „Frühe Bilder“ im Museum, „Rinnzekete bee bee nnz krr müü“ im Kunstverein

Für Kunstinteressierte und Vernissagen-Liebhaber lohnt sich der Weg in Richtung Rue heute  doppelt und dreifach. Um 19 Uhr wird die Ausstellung „Gerhard Richter: Frühe Bilder“ im Museum Wiesbaden eröffnet und ist dort vom 16. März bis 17. Juni zu sehen. Bereits um 18 Uhr beginnt, bewusst am gleichen Abend als Einladung zum Kunst-Hopping, im Nassauischen Kunstverein die Vernissage zur Gruppen-Ausstellung „Rinnzekete bee bee nnz krr müü“ und des „NKVExtra“ mit Bjørn Melhus.

Gerhard Richter (*1932) ist ein Künstler, dessen Werk die Trennung von abstrakter und gegenständlicher Malerei hinter sich lässt. Weder kultivieren seine Gemälde ein selbstgenügsames Spiel von Farben und Formen, noch zeigen sie ein ungebrochenes Bild der Wirklichkeit. So befragt der Malerskeptiker Richter die Abbildlichkeit selbst dann, wenn die Realität und ihre Fakten Thema seiner Gemälde sind.

1966 fand im Museum Wiesbaden die erste Museumsausstellung Gerhard Richters statt, dessen Werke heute auf dem Kunstmarkt die teuersten eines lebenden Künstlers sind. Daran erinnert das „Lustprojekt“, wie Museumsdirektor Alexander Klar die von Jörg Daur kuratierte „Frühe Bilder“-Ausstellung bei der Pressekonferenz nannte. Der Künstler ist, wegen einer Augen-OP, nicht anwesend, wird aber zu einem späteren Zeitpunkt zur Besichtigung „seiner“ Ausstellung in Wiesbaden erwartet. Wir waren am Donnerstag bei der Vorbesichtigung, im sensor-Fotoalbum zur Ausstellung gibt es einen Vorgeschmack.

Der Titel der Ausstellung „Rinnzekete bee bee nnz krr müü“, eine Zeile aus dem Lautgedicht Ursonate von Kurt Schwitters, verweist sowohl methodisch als auch lautmalerisch auf die Mechanismen der im Nassauischen Kunstverein auf der Wilhelmstraße gezeigten Arbeiten von Leda Bourgogne / Ryan Cullen / Diogo Duda / Beate Engl / FORT / Andy Holden / Daniel Kemeny / Ulrike Königshofer / Tobias Krämer / Hanne Lippard / Isabell Ratzinger. Deutliche Parallelen zu Dada und Fluxus, die sich in den Arbeitsweisen und Motiven der gezeigten Werke finden, rufen nach einem Vergleich der historischen Einbettung. Im Parcours der Ausstellung verbinden sich Skulptur, Video und Installationen. Gemeinsam hinterfragen sie als Realität verstandene Mechanismen und Systeme.

„In einer Tour de Force mit Elementen aus Märchenfilm, Musical, Komödie und Horror durchforstet dieser Highdefinition-Trip unsere globale Psyche nach abgespeicherten Heilsversprechen, Kindheitstraumata und der Arbeitsethik unter Selbstoptimierungszwängen.“ Der experimentelle Science-Fiction-Kurzfilm „FREEDOM & INDEPENDENCE“ von Bjørn Melhus (*1966, Kirchheim unter Teck) hinterfragt Ideologien eines religiös geprägten Kapitalismus. Ideen und Zitate der selbsternannten objektivistischen Philosophin und Schriftstellerin Ayn Rand werden dabei mit evangelikalen Inhalten US-amerikanischer Mainstream-Filme konfrontiert. (dif/Fotos Dirk Fellinghauer/Nassauischer Kunstverein)