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„Freue mich über jeden, der mittanzt“: Demo für Tanzkultur von Mainz nach Wiesbaden – und Iran?

UPDATE – DER SOLIDARITÄTSUMZUG WURDE AUF DEN 16. SEPTEMBER VERLEGT. Als Jakob Malkmus, Anfang 20, ein Video von einer Frau im Iran sah, die vor einer Moschee im Iran so ausgelassen tanzte, dass sie ihr Kopftuch verlor, und dann, aus Angst vor Repressalien, wegrannte, dachte er: „Wie kann eine Jugend sein, in der man nicht tanzen darf? Ich tue nichts lieber als tanzen.“  Weil er es nicht fassen kann, dass im Iran und manch anderen Orten auf der Welt nicht getanzt werden darf, fasste er den Entschluss, eine Solidaritätsdemo zu organisieren. Und als er weiter dachte, fiel ihm auf: Auch hier bei uns, in Wiesbaden und Mainz, wird das Tanzen, auch wenn es natürlich nicht staatlich verboten ist, immer schwerer. Weil ein Raum nach dem anderen flöten geht. In Mainz zuletzt etwa Planke Nord oder Gebäude 27, in Wiesbaden zum Beispiel Gestüt Renz oder Chopan. Gedacht, gemacht: Nun plant Jakob Malkmus eine getanzte Demo über den Rhein, am 25. August einen „Solidaritätsumzug für mehr Freiräume für Musik und Tanzkultur“ vom Mainzer Hauptbahnhof über die Theodor-Heuss-Brücke zum Wiesbadener Schlachthof.

In einem gut dreiminütigen Video, das er vor dem Staatstheater Wiesbaden gedreht hat, erklärt der junge Mann, der schon als Jugendlicher Partys organisierte und unter anderem unter dem Label „Zirkustechno“ Tanzveranstaltungen auf die Beine stellt, wie er auf die Idee kam und was er vorhat. „Mir fiel auf, dass keinen Freiraum zum Tanzen zu haben, nicht nur im Iran ein Problem ist, sondern auch in Wiesbaden und Mainz ein Thema ist“, sagt er und beklagt: „Eine Tanzmöglichkeit nach der anderen geht verloren“. Die logische Konsequenz für ihn: „Wenn wir nirgends mehr tanzen dürfen, tanzen wir halt auf der Straße“.

Und genau das soll am 25. August stattfinden. Um 18 Uhr soll der „Solidaritätsumzug“ am Mainzer Hauptbahnhof starten, mit Wagen und DJs und vielen Menschen, die mittanzen von Mainz über die Theodor-Heuss-Brücke nach Wiesbaden, wo im Schlachthof-Kesselhaus eine große Abschlussparty steigen soll. Das genaue Programm wird noch ausgetüftelt, natürlich sollen viele DJs auflegen, auf der Gass` und im Kesselhaus. Wer Ideen hat, darf sich gerne bei Jakob melden. „Ich freue mich über jeden, der mittanzt“, sagt der Initiator – und denkt sogar an eine Art Tanzbrücke nach Iran: „Lasst uns dafür einstehen, dass wir wieder Freiräume haben, dass wir wieder tanzen dürfen – und natürlich darauf aufmerksam machen, dass im Iran gar keiner tanzen darf und wie schrecklich wir das finden“, ruft er zum Mittanzen auf – und hofft: „Vielleicht kriegen wir einige von den Menschen dort motiviert, dass sie gleichzeitig in Teheran tanzen, während wir in Wiesbaden oder Mainz tanzen“. (Text/Screenshot: Dirk Fellinghauer)