Es war einer der schlimmsten rassistisch motivierten Anschläge Deutschlands: Am 19. Februar 2020 tötete ein 43-jähriger Deutscher in drei Hanauer Bars neun Menschen – gezielt mit Migrationshintergrund. Zuvor hatte der Täter auf seiner Homepage Videobotschaften und ein Manifest veröffentlicht, die von einer zutiefst rassistischen Gesinnung zeugten. Der Anschlag sorgte bundesweit für Entsetzen und wurde zum Sinnbild rassistischer Gewalt. Nun jährt sich das Attentat zum fünften Mal. Zum Gedenken an die schreckliche Tat und im Rahmen deutschlandweiter Aktionen unter dem Hashtag #saytheirnames präsentiert das Hessische Staatstheater Wiesbaden in Kooperation mit dem Ausländerbeirat der Landeshauptstadt Wiesbaden am 27. Februar um 19.30 Uhr im Kleinen Haus die Lesung „Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland: Das zu kurze Leben meines Bruders Gökhan Gültekin und der Anschlag von Hanau“.
Sie gibt damit jenen eine Stimme, die direkt von dem Anschlag betroffen waren: Çetin
Gültekins Bruder Gökhan gehörte zu jenen, die der Täter von Hanau nicht in „seinem” Land
ertragen wollte. Authentisch und auf berührende Art und Weise erzählt Çetin Gültekin gemeinsam mit Mutlu Koçak in dem im Januar 2024 erschienenen Buch die Geschichte seines Bruders. Bereits zweimal war der 37-jährige Gökhan Gültekin knapp dem Tod entkommen. Doch am 19. Februar 2020 überlebt er nicht. Die Familie ist zerrissen zwischen Trauer und dem Kampf um Gerechtigkeit, denn immer wieder kommen in den Monaten nach der Tat neue Versäumnisse der Behörden ans Licht.
Im Kampf gegen das Vergessen touren Çetin Gültekin & Mutlu Koçak mit ihrer Lesung
unermüdlich durch Deutschland und Europa, sprechen in Schulen, Universitäten,
Jugendzentren und Kultureinrichtungen. Jetzt kommen sie nach Wiesbaden.
Karten erhält man online unter www.staatstheater-wiesbaden.de oder an der Theaterkasse.
(sun/Foto: Team Gökhan)