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Geschäft des Monats: Elektro Wartenberg, Stiftstraße 4

Von Dirk Fellinghauer. Fotos Kai Pelka

Wäre da nicht diese überdimensionale Glühbirne draußen an der Hausfassade, könnte man das Geschäft leicht übersehen. Ein von außen unscheinbares kleines Lädchen, im Schaufenster ein paar Lampen und Toaster. Nichts Besonderes, könnte man meinen, und einfach weitergehen. Man würde etwas verpassen, würde man „Elektro Wartenberg“ nicht betreten.

„Einzelhandel + Installation, Lampen – Reparaturen aller Art“ steht auf der Visitenkarte, auch das klingt noch nicht wirklich spektakulär. Würde „Eintrittskarte in eine andere Welt“ darauf stehen, wäre dies auch nicht übertrieben. Es ist eine Welt, die früher selbstverständlich war im Einzelhandel, die heute aber Seltenheitswert bekommen hat – eine Welt der guten Auswahl, der fachkundigen – und ganz selbstverständlich freundlichen – Beratung, eine Welt der persönlichen, fast familiären Atmosphäre und einer „Geht nicht gibt´s nicht“-Einstellung, mit der versucht wird, auch außergewöhnliche Kundenwünsche zu erfüllen. Eine Welt, in der es nicht „schnell schnell“ zugeht, sondern in der auch immer Zeit für ein Schwätzchen ist.

Man vergisst leicht die Zeit, wenn man das herzensgute Senior-Ehepaar Heinz-Jürgen und Antje Wartenberg kennenlernt. Von ihrem Vater haben sie das Geschäft übernommen, kurz nach ihrer Hochzeit 1964. Sie war damals Krankenschwester im Krankenhaus, er Patient. „Sie hat mir die Spritzen gesetzt“. Eine schöne (Liebes-)geschichte. Seither lebt und arbeitet das Ehepaar in der Stiftstraße, ihre Wohnung ist direkt über dem Laden.

Mit 80 voller Freude am beruflichen Tun

Der Seniorchef ist gerade 80 geworden, mit Kindern und Enkeln ging´s auf Kreuzfahrt „von der Karibik nach Mallorca“, und er sprüht vor Freude am beruflichen Tun. Seine Augen leuchten, als er die Zeitungsleute nach hinten in seine Werkstatt führt, die bis in den letzten Winkel vollgestopft ist mit allem, was man so braucht oder gebrauchen könnte, um vor allem Lampen aller Art zu reparieren. Sein guter Ruf reicht bis zu edlen Geschäften zum Beispiel auf der Taunusstraße, die gerne Kunden zu ihm schicken, wenn es Besonderes instandzusetzen gilt.

Die Werkstatt ist der eine Geschäftszweig, der eigentliche Verkaufsladen – Theke und Schränke wurden seinerzeit vom „Kaufhaus Köster“ übernommen, das heute wohl kaum noch jemand kennt – das andere. Glühbirnen gibt es hier in sagenhafter Auswahl, ebenso Lampen aller Art, außerdem Toaster, Föns, Heizlüfter, elektrische Zahnbürsten, Wasserkocher, Staubsauger, Höhensonne, Bewegungsmelder, Rauchmelder und und und – und nicht nur Komplettprodukte, sondern auch Einzelteile wie etwa Schalter.

Fachgeschäft alter Schule

Die Frage nach der Anzahl der Artikel im Sortiment beantwortet die Seniorchefin mit Schulterzucken: „Wir haben wirklich viel. Aber trotzdem fehlt immer noch etwas.“ Was trotz der großen Auswahl nicht vorrätig ist, wird bestellt. Zumindest geben die Wartenbergs ihr Bestes, immer irgendeine eine Lösung zu finden – auch für wirklich spezielle Wünsche wie die des Wiesbadener Lichtkünstlers Winfried Mühlum, der gerade zufällig hereinschaut. Ansonsten erfreuen sie sich einer breit gefächerten Kundenschar: „Die Alten kommen sowieso, weil sie Wert auf die Beratung legen, aber verstärkt auch junge.“ Da trifft es sich gut, dass mit Sohn Dirk Wartenberg und seiner Verlobten Deniola Sulillari, die ihre Ausbildung im Geschäft macht, die nächste Generation das Traditionsgeschäft weiterführt.

Die Klage über das Internet ist so obligatorisch wie berechtigt, aber die Wartenbergs lassen sich die Laune nicht verderben. Sie haben einen tollen Humor und lachen viel. Preislich liegen sie nach eigener Einschätzung im Mittelfeld. Wer in diesem Fachgeschäft alter Schule einkauft und auch nur ein wenig Wertschätzung für ehrliche Beratung und leidenschaftliche Arbeit hat, wird keinen Gedanken mehr daran verschwenden, ob man das, was es hier gibt, im Internet günstiger geben könnte. Neulich wurde das Geschäft zur Kulisse für die ZDF-Serie „Der Staatsanwalt“. Antje Wartenberg schlägt nachträglich die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie zurückdenkt, was das Fernsehteam in ihrem kleinen Laden veranstaltet hat – er wurde in eine Computerfirma verwandelt. Im November soll die Folge ausgestrahlt werden. Die Wartenbergs werden gespannt vorm Fernseher sitzen.

2 responses to “Geschäft des Monats: Elektro Wartenberg, Stiftstraße 4

  1. Kompetenz,Freundlichkeit und exzellenter Service zeichnen Einzelhändler aus, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Und so ein Geschäftsbetrieb ist Elektro-Wartenberg in der Stiftstraße.Wann immer sich ein Defekt an alten Lampenfassungen, Bajonett Birnen aus Frankreich oder komplizierte Verkabelungen ergab ,im Fachgeschäft > Wartenberg < wird jedes Problem mit viel Sachverstand gelöst.. Ein Familienbetrieb,wie er in dieser Form nur noch selten in Wiesbaden zu finden ist . Herzlichen Glückwunsch !

  2. Es freut mich sehr, dass das Ehepaar Wartenberg in so sorgfältiger und überaus zutreffender Weise gewürdigt wird. Sie haben uns immer freundlich und kompetent aus jeder“elektrischen“ Verlegenheit geholfen. Wir wünschen Gesundheit und Wohlergehen dem Ehepaar und dem Geschäft noch ein langjähriges Bestehen.

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