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Geschäft des Monats: Home Afrika Int., Wörthstraße 16

Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka

„Home Afrika Int. – Shopping Center“ verkündet das Schild über dem bunten Schaufenster in der Wörthstraße. Es ist voll mit exotischen Sachen, Plakate informieren über Möglichkeiten, nach Afrika Geld zu schicken oder günstig zu telefonieren. Drinnen wiegt Inhaberin Chantal, die alle nur „Nana“ nennen, einem älteren Kunden in aller Ruhe Gemüse ab und plaudert auf Englisch mit ihm. Sie wechselt ins Deutsche, als wir uns über ihren Laden unterhalten. Seit acht Jahren, berichtet die gebürtige Kamerunerin, steht sie in ihrem winzigen Geschäft und verkauft ihren Kunden aus Afrika, aber auch zahlreichen Deutschen, Kosmetik, Stoffe und Lebensmittel aus allen Ländern des Kontinents.

Von der Frankfurter Uni zum eigenen Laden

Sie kam vor über 30 Jahren in Deutschland an, um hier Betriebswirtschaft zu studieren. An der Frankfurter Uni lernte sie ihren deutschen Ehemann kennen. „Das Studium habe ich dann nicht mehr beendet“, erzählt die freundliche Geschäftsfrau lachend. Stattdessen bekam sie vier Kinder, von denen drei mittlerweile selbst studieren, das jüngste bereitet sich an der Oranienschule aufs Abitur vor. Als sich die Chance ergab, den Laden zu übernehmen, griff Nana zu. Früher, sagt sie, habe man sich immer umständlich in Frankfurt mit afrikanischen Spezialitäten versorgen müssen. Dass es nun auch in Wiesbaden solche Läden gibt – es sind mittlerweile mehrere in der Stadt ansässig – gefällt den hier lebenden Afrikanern sehr. Und auch farbige Amerikaner kaufen gerne hier ein, denn es gibt alles, was man für die Pflege schwarzer Locken benötigt.

Für alle Haarträume das Passende

„Für Sie wäre das viel zu viel“, sagt Nana mit Blick auf meine glatten, blonden Haare, „wir brauchen reichhaltigere Shampoos und Kuren.“ Wer es lieber glatt statt lockig mag, findet „Hair Relaxer“. „Man will ja immer das, was man nicht hat, das ist sozusagen eine umgekehrte Dauerwelle“, erklärt die Chefin. Die  unterschiedlichsten Öle und Essenzen stehen dicht an dicht in den Regalen, ein Produkt heißt sogar „Hair Mayonnaise“, das spricht ja nun wirklich für ultracremigen Inhalt. Aber es gibt auch Pflegendes für die Haut – manches Produkt verspricht gar „Whitening Effect“. Und von der Decke baumeln die verschiedensten Haarteile in diversen Schattierungen. Bunte afrikanische Stoffe sind das Objekt der Begierde eines jungen Mannes mit Rastazöpfen, der sich gerne eine farbenfrohe Hose kaufen möchte. Nana hat jedoch im Augenblick nur komplette Anzüge da. Aber mit fünf Metern Stoff als Picknickdecke kann sie dienen. Der junge Wiesbadener, der nach eigenen Angaben „diese Hosen unheimlich gerne anzieht“, freut sich über sein folkloristisch gemustertes Schnäppchen.

Maniok, Yams und „Fu Fu“ für afrikanische Köstlichkeiten

Im Nebenraum gibt es alles für die afrikanische Küche. „Das holen wir alles selbst aus Belgien, Frankreich oder Holland“, gibt Nana Auskunft. Dort gibt es die entsprechenden Großmärkte, wo die Familie einkauft. Konserven mit Tomatensoße oder Palmöl finden sich, auch Fisch und Bohnengerichte. Afrikanisches und belgisches Bier, Limonaden und Snacks und große Säcke mit Reis sind weitere Produkte. Es gibt auch spezielle Mehle aus Maniok oder Yamswurzel. Ein afrikanisches Grundnahrungsmittel, das hierzulande kaum bekannt ist, heißt „Fu Fu“, eine Masse aus Maniok und Kochbananen, die gekocht und püriert werden. Es gibt verschiedene Varianten, laut Nana ist es ähnlich wie das europäische Kartoffelpüree. Okraschoten und Bananenchips, Auberginen in einer golfballgroßen weißen Variante, kleine Chilis aus Uganda,  Cassavawurzeln – manches sieht vertraut aus, anderes hier findet man sonst überhaupt nicht. Passende Rezepte kennt Nana natürlich alle bei Bedarf, aber viele ihrer Kunden kennen sie auch.

Auch Paare, Touristen und Flüchtlinge kaufen hier ein

Es seien viele deutsch-afrikanische Paare darunter, erzählt sie, aber auch Afrika-Touristen, die auf Reisen die dortige Küche kennengelernt haben und hier Gerichte nachkochen möchten. Und auch, wer an Glutenunverträglichkeit leidet, findet hier passende Zutaten. Es ist ein spannender kleiner Laden, und die nette Chefin kann viel über ihre Produkte und die Länder, aus denen sie stammen, erzählen. Das Geschäft geht gut, sagt sie, die Zahl der Kundschaft wird eher größer – auch Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern gehören neuerdings dazu.