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Geschäft des Monats: Schuhmacherei Claudio Ciaffoni, Wilhelmstraße 38 / Wilhelm Arcade

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka

Claudio Ciaffoni – das klingt doch schon nach Schuhdesigner. Italienische Schuhe sind für Kenner das Nonplusultra. Aber Ciaffoni ist ein waschechter Wiesbadener, wenn auch mit italienischen Wurzeln. „Schuhdoktor Claudio“, wie er sich auch nennt, residiert in der Arcade-Passage, umgeben von vielen schönen kleinen inhabergeführten Geschäften, Gastronomien und Dienstleistern.

„Die Nachbarschaft ist prima“, sagt der Meister des Maßschuh-Handwerks, der nicht nur Schuhe herstellt, sondern auch alles, was aus Leder ist, reparieren kann: Von Portemonnaies bis zu Ledersesseln kriegt er alles wieder so hin wie neu. Leder ist seine Passion, ob von Schwein, Rind, Pferd oder anderen Tieren – oder auch als veganer Lederersatz. Den gibt es seit einiger Zeit für jene, die nichts Tierisches mehr verwenden möchten.

Zwischen Schwätzchen und Tüftelei

„Alles kein Problem“, versichert Ciaffoni, der in seiner Werkstatt genau das richtige Maß zwischen gemütlichen Schwätzchen mit seinen Stammkunden und ruhiger Tüftelei an Schuhen, Taschen und Gürteln findet. „Ich bin meist bis zehn Uhr abends hier, auch oft am Wochenende“, sagt er. Das muss wahre Leidenschaft sein: „Stimmt, schon als Kind konnte ich mir keinen anderen Beruf vorstellen“, meint der Mittfünfziger, der als kleiner Bub nichts Schöneres kannte, als seinen Eltern über die Schulter zu schauen.

Friedliche Koexistenz mit Mister Minit

„Mich hat schon immer begeistert, wie durch geschickte Hand-Arbeit so ein eleganter Schuh entstehen kann.“ Bereits mit 23 Jahren war Ciaffoni Meister. Es gibt nicht mehr viele wie ihn – denn Schuhe sind zum Massenartikel geworden, und Reparaturen kann auch „Mister Minit“ günstig. „Aber was der nicht kann, schickt er mir“, sagt Ciaffoni, der auf friedliche Koexistenz setzt, grinsend. Schließlich hat er sich einen Namen für feine Lederreparaturen gemacht

Maßschuhe und Alltagsreparaturen

„Mir schickt man Sachen aus ganz Deutschland, nicht selten Label wie Gucci oder Prada“, berichtet er nicht ohne Stolz. Auch solche High-End-Fashion ist bei ihm in den richtigen Händen. Er hat nicht nur die Geschicklichkeit und Erfahrung, sondern auch die Maschinen und Werkzeuge, die man für so etwas braucht. Für Maßschuhe, sagt Ciaffoni, lasse er sich gerne einige Wochen Zeit. Zunächst bekommt der Kunde einen „Leisten“, also ein Holzmodell seiner Füße. Auch diesen schleift Ciaffoni selbst. Von der Decke baumeln diverse Exemplare.

Passendes auch für Problemfüße

„Wenn sich der Fuß verändert, kann ich auch den Leisten entsprechend ändern“- auch anatomische Kenntnisse über problematische Füße mit Hallux oder Spreizfuß besitzt der Schuhmacher.  Auch bei ganz seltenen Problemen wie der Teilamputation eines Fußes kann er mit entsprechenden Schuhen helfen – orthopädischer Schuhmacher ist er indes nicht. „Mit den Kassen rechne ich nicht ab“, betont er. Die meisten Kunden, die Maßschuhe bei ihm bestellen, wollen auch eher ein modisches, besonderes, exklusives Modell, das sonst niemand hat.

Er erzählt von einem Schauspieler, der ihm nur eine Anweisung gab: Ein Schuh, den es sonst nicht gibt. Material, Farbe, Form? Egal. Ciaffoni schuf einen wirklich besonderen Schuh „mit einem speziellen Verschluss, der war nicht leicht anzuziehen, aber als er ihn erstmal anhatte, wollte er ihn nie wieder ausziehen“, erinnert er sich. Auch sonst kann er alles „nachbauen“, was der Kunde wünscht. Plateaustiefel wie von Elton John? High Heels a la Prada? Alles möglich, in allen Farben und Formen. „Ein Kunde bringt immer nur Zeichnungen mit, die seine Frau gemacht hat. Danach entstehen die Schuhe“, sagt Ciaffoni. Er selbst trägt bei unserem Gespräch allerdings Schuhe „von der Stange“.

„Ich habe ein Paar für mich in Arbeit, aber das liegt hier schon lange“, sagt er. An dem unfertigen Schuh kann er allerdings gut zeigen, wie er die Sohlen von Hand einnäht. Mehrere Schichten braucht es, bis der Absatz angepasst werden kann. Sogar das Garn für die Rahmennähte aus wachsverstärkten Hanffäden stellt er selbst her. Natürlich hat so ein Maßschuh auch seinen Preis: Vierstellig ist der auf jeden Fall, sagt Ciaffoni. Dafür gibt es aber auch ein absolutes Unikat mit Haltbarkeits- und Reparaturgarantie. So wenige sind es gar nicht, die sich das leisten mögen: Und es sind nicht nur „Promis“ wie der kürzlich verstorbene Moderator Ulrich Kienzle, die Ciaffoni-Schuhe tragen. Sogar der eine oder andere Vierbeiner mit Fußproblemen kam schon in den Genuss maßangefertigter Modelle vom Schuh-Doktor.

www.claudio-ciaffoni.de