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goEast-Festival startet: Hochprozentige Einblicke – und Eddie Constantine schlendert mit Godard durch Berlin

Das goEast-Filmfestival bringt Mittel- und Osteuropa in die Stadt. Natürlich in erster Linie auf der Leinwand. Aber auch in Gesprächen, über Virtual Reality, Kunst, Konzerte und Partys. Heute geht es los.

Wiesbadens Prachtmeile Wilhelmstraße ist rot geflaggt, „go East“ flattert über der Rue. Die Festivalorganisatoren haben alle Hände voll zu tun, der Taxistreik macht zusätzlich nervös: Werden alle Gäste pünktlich ankommen? Der Auftakt ist im Festivalkino Caligari, zum Start gibt es tradtionell einen Wodkaempfang im Foyer. „Wodka trinken ist in Russland alltäglich. Wir spielen gerne mit diesem Klischee“, sagt Festivalleiterin Heleen Gerritsen, die nach der gelungenen Premiere vor einem Jahr zum zweiten Mal an der goEast-Spitze steht.

Viele Festivalgäste – kommen alle pünktlich?

Nach der Eröffnungszeremonie startet um 21.30 Uhr der Eröffnungsfilm. „God Exists, Her Name is Petrunya“. Die Regisseurin der Gesellschaftsparabel Teona Strugar Mitevska, die auch die diesjährige Jurypräsidentin ist, reist persönlich zum Festival an – wie so viele Filmemacher, Schauspieler oder Produzenten, die ihren Beitrag zum so besonderen Flair dieses Festivals leisten. Dieses Festivals, bei dem viel geschaut, aber auch kräftig diskutiert und äußerst ausschweifend gefeiert wird.

Zehn Spielfilme und sechs Dokumentarfilme aus Mittel- und Osteuropa laufen im Wettbewerb, dazu kommen jede Menge Reihen und Programme mit besonderem Fokus. „Wir von goEast sind besonders stolz darauf, die gesamte Bandbreite des osteuropäischen Filmschaffens zu zeigen“, sagt Heleen Gerritsen und kündigt an: „Auch in diesem Jahr lösen wir das Versprechen ein – von Stummfilm bis Virtual Reality ist alles dabei.“

Eddie Constantine auf der Leinwand, seine Witwe Maya im Gespräch

Eines der bestimmenden Themen dieses Jahr: „Die wilden Neunziger“ und die Frage „Bleibt alles anders?“. Der Umbruch nach dem Mauerfall, der sich in diesem Jahr zum dreißigsten Mal jährt, wird mit einem eigenen Programm in den Fokus gerückt. Neben Filmen ist auch ein Paneuropäisches Picknick geplant. Im Festivalzentrum läuft am Freitag, dem 12. April, um 16 Uhr der Jean-Luc Godard-Film „Germany Year 90 Nine Zero“ (Deutschland Neu(n) Null) mit Geheimagent Lemmy Caution alias Eddie Constantine. Der kultige Filmstar lebte bis zu seinem Tod im Februar 1993 in Wiesbaden. Kurz nach dem Mauerfall schlendert er in dem Film, der als visuelles Essay daherkommt, durch Berlin und erinnert sich an Ereignisse der deutschen und europäischen Geschichte, die zu ihrem Bau führten. Im Anschluss an den 62-Minuten-Film wird – spontan neu ins Programm genommen – sensor-Chefredakteur Dirk Fellinghauer ein Gespräch mit Eddie Constantines Witwe Maya Constantine führen.

Lesung mit Wodkaprobe

Ebenfalls spontan geändert wurden die Locations für einen besonderen Programmpunkt des Festivals: eine  Lesung mit Wodkaprobe. Diese wird nun am 15. April nicht wie geplant in der Nerobergbahn stattfinden , sondern in der Stadtbahn Thermine und im Walhalla im EXIL in der Nerostraße.  Der unter anderem aus “Babylon Berlin” bekannte Schauspieler Ivan Shvedoff wird aus dem Roman “Die Reise nach Petuschki” des Kultautors Wenedikt Jerofejew lesen.

Ein besonderer Filmtipp der goEast-Leiterin ist „Acid““, die Geschichte eines jungen Paars in Moskau im Spanungsfeld zwischen Drogen, Sex, Partys und der Auflehnung gegen die Eltern. Ein Tipp von vielen, ein Film von 109, der diesmal aus über 2000 Einreichungen ausgewählt wurde.

Kräftig gefeiert wird wie immer auch – ein wahrer Knaller dürfte die goEast-Party am Freitag, dem 12. April, im Schlachthof mit der ukrainischen Rap-Sensation Alyona Alyona werden (Foto oben). Als DJanes des Abends bringt „Russia to go“-Expertin Katja Garmasch das Partyvolk in Bewegung.

Das goEast-Festival des mittel- und osteuropäischen Films läuft, präsentiert von sensor, vom 10. bis 16. April. www.filmfestival-goaest.de

Festivalleiterin Heleen Gerritsen war zu Gast beim  sensor-Tresentalk an der EXIL BAR. Das komplette Gespräch zum Nachhören im sensor-Podcast unter https://anchor.fm/tresentalk-podcast oder hier: