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Heiße Nadel und Herzblut: „Kulturtage Ukraine“ für intensiven Austausch und authentische Einblicke

Von Dirk Fellinghauer. Fotos Veranstalter.

„Das Leben ist beständiger als Krieg“ steht als Überschrift über einer der vielen Veranstaltungen. Kultur und die Menschen der Ukraine näher kennenlernen und gleichzeitig „die Bedeutung des Friedens und der kulturellen Vielfalt in unserer globalisierten Welt unterstreichen“ – das ist das Anliegen der erstmals organisierten „Kulturtage Ukraine“ in Wiesbaden. Sie starten am 20. Februar und bringen bis zum 27. Februar pralles Programm aus und über die Ukraine an unterschiedlichste Schauplätze der Stadt.

Mit ziemlich heißer Nadel, mit viel Herzblut und zahlreichen Partnern, die sich von der Idee anstecken lassen, haben die Initiatoren rund um Larissa Itrina, Steven Bailey und Wolfgang Wershoven und den Verein Pitrimka sowie den Rotary Club Wiesbaden Rhein-Main innerhalb kurzer Zeit ein Programm mit starken, authentischen, einblickreichen, intensiven und sehr besonderen Theateraufführungen, Konzerten, Lesungen, Ausstellungen und Diskussionen auf die Beine gestellt. Angetrieben sind alle Beteiligten von der Überzeugung, „dass die Kulturtage Ukraine einen positiven Beitrag zur Förderung der Kultur und des internationalen Austausches in unserer Stadt leisten werden.“

Musik und Poesie

Als Abschluss und Höhepunkt wird am 27. Februar aus Kiew das Dakh Trio erwartet, das in seiner beeindruckenden Musikperformance „Unbarmherzig“ poetische Kraft mit musikalischer Fantasie verschmilzt. Auch Igor Baulin und Alena Maksakowa verbinden in ihrem Programm „Himmlisches Charkiw“ Musik mit Gedichten. Das Dakh-Drevo des ‚Center of Contemporary Arts DAKH‘ präsentiert die beeindruckende Musikperformance ‚Wie es einmal war“. Das Konzert wird alte rituelle Gesänge, Soldatenlieder und zeitgenössische Liebesromanzen beinhalten. Da es sich  um ein Konzert mit Gesprächscharakter handelt, wird das Publikum auch interessante Geschichten aus dem Leben der ursprünglichen (dörflichen) Interpreten hören, die den Kontext und die innererste Natur dieses einzigartigen Phänomens der traditionellen ukrainischen Polyphonie frei legt. Die Geschichten werden auf Ukrainisch und Deutsch erzählt. Igor Baulin und Alena Maksakowa präsentieren ihr „Himmlisches Charkiw“, verbinden dabei Musik mit Gedichten eines der bekanntesten und beliebtesten Dichter des 20. Jahrhunderts, Chichibabin, sowie einem weiteren bekannten Charkiw-Poeten, Kostinsky.

Bereits einen Abend zuvor wird am 26. Februar das Schlachthof-Kesselhaus zum Schauplatz eines ukrainisch-deutschen Solidaritätskonzertes, bei dem sich das Absinto Orkestra mit der ukrainischen Dombristin Mariia Korchak und der Klezmermusikern Juri Vedenyapin aus Polen auf der Bühne abwechseln wird. Auch der Abend „Überlebensmelodie: Künstlerische Unbeugsamkeit in Zeichen der Unsicherheit“ bringt Musik und Poesie auf die Bühne.

Rund um den zweiten Jahrestag der russischen Invasion der Ukraine wird das Publikum vom 20. bis 27. Februar auch an Orten wie Staatstheater, Murnau-Kino, Georg-Buch-Haus, Literaturhaus, Galere Pokusa und Loftwerk eine breite Palette kultureller Aktivitäten und Veranstaltungen erleben. OB Gert-Uwe Mende hat die Schirmherschaft übernommen, sensor präsentiert die „Kulturtage Ukraine“ als Medienpartner.

Debatte und Performance zum Auftakt

Bei der Eröffnung am 20. Februar im Loftwerk gibt es neben einer von Peter Nemec moderierten Debatte „Zukunft der Ukraine“ auch eine Performance der 19-jährigen ukrainischen Tänzerin Tamila Ivashchenko.

„Geschlossener Himmel“ führt das Amateuertheater „Demetrios“ aus Mainz am 21. Februar um 18.30 Uhr auf Ukrainisch im Bürgersaal Biebrich auf. In einem Drama, das auf realen Ereignissen während der militärischen Invasion Russlands in der Ukraine im Jahr 2022 basiert, finden sich vier Frauen unterschiedlichen Alters in einem fremden Keller wieder, ohne Erinnerung daran, wie sie dorthin gelangt sind. Nach und nach kehren ihre Erinnerungen zurück und enthüllen Geschichten des Krieges, in denen sich Realität und Fantasie in den zerbombten Straßen von Mariupol und den besetzten Gebieten von Kiew vermischen. Anschließend um 20 Uhr spielt dort das Duo Menton „Lieder jenseits von Land- und Sprachgrenzen“.

„Ukraine: Gestern, Heute und Morgen“ ist eine Ausstellung in der Galerie Pokusa überschrieben, die am 22. Februar um 19 Uhr eröffnet wird und bis 26. Februar läuft. Die Worte „Bucha“ oder „Buchanska Massaker“ und „Irpin“ sind heute in der ganzen Welt als eine der tragischsten Seiten des Krieges in der Ukraine bekannt. Die Ausstellung zeigt das Leben in den ukrainischen Städten Irpin und Bucha in Friedenszeiten und während des Krieges. Die Ausstellung “Ukraine: Gestern, Heute und Morgen” enthält 26 Fotografien des ukrainischen Fotografen Oleksandr Schewtschenko zu. 12 Fotos zeigen die Ukraine vor dem Krieg, 14 Fotos sind Kriegsfotografien. Desweiteren werden Gemälde von besonderen Kindern ausgestellt und es werden Handwerksgegenstände ausgestellt, welche erworben werden können.

Eine zweiteilige Theateraufführung steht am 22., 24. und 25. Februar unter dem Titel „Mariupol – Hoffnung lebt – sie ist am Leben“ im Staatstheater auf dem Programm, bei dem die beiden Stücke „Geschlossener Himmel“ vom Theater MICT aus Kiew und „Trompeter“ von Inna Honcharova mit der renommierten Schauspielerin Kristin Milward aus London gezeigt werden. „Wenn das Gelb ins Blaue mündet“ heißt eine Ausstellung vom 23. bis 25. Februar im Park Art Space.

„Lustige Wissenschaft mit John Farndon und seinem Hund Muffin“ ist der Titel einer Vorlesung für Kinder und Erwachsene inklusive Video und Live-Musik am 22. und 23. Februar im WiCoPop sowie im Georg-Buch-Haus – eine einzigartige und unterhaltsame Präsentation von Wissenschaftsgeschichten für Kinder von 8-13 Jahren. Mit Hilfe seines Kumpels, dem kleinen Hund Muffin, entschlüsselt der bekannte Kinderbuchautor John Farndon die Geheimnisse alltäglicher Gegenstände und enthüllt die wunderbaren Abenteuergeschichten einiger großer wissenschaftlicher Entdeckungen.

“Ivan Sila” – “Iwan der Starke” (Foto oben)– Ein Film von Viktor Andrienko, basierend auf dem Buch “Die unglaublichen Abenteuer von Iwan Sila, dem stärksten Mann der Welt” von Oleksandr Havrosh, kommt ins WiCoPop*.  Mit 18 Jahren wurde der 1899 geborene Ivan Artist im tschechoslowakischen Zirkus und reiste in 64 Länder, beeindruckte mit Siegen und erlangte den Spitznamen “Iwan der Starke ”.  Der Film läuft am 22. Februar um 19 Uhr im WiCoPop. Im Loftwerk wird am 25. Februar ab 12 Uhr Dokumentarfilme über die Ukraine gezeigt und das Buch „Der namenlose Krieg“ vorgestellt.

Alle Infos, das volle Programm und Tickets auf www.kulturtage-ukraine.de