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Kulturbeirat richtet Blick auf Corona-Nöte der Szene – Neue Amtszeit gestartet, Vorstand bestätigt

 

Bei der konstituierenden Sitzung des Kulturbeirats im Roncalli-Haus wurden am Dienstagabend Ernst Szebedits (einstimmig) und Dorothea Angor (17 ja, 1 nein, 1 Enthaltung) erneut als Vorsitzende gewählt. Auch das ehrenamtliche Gremium insgesamt steht im Zeichen der Kontinuität, der Großteil der 24 Mitglieder gehörte schon dem ersten Kulturbeirat an. Zentrale Themen der ersten Sitzung in neuer, aber nur leicht veränderter Besetzung waren der Kulturentwicklungsplan und wie die Kultur unter Corona weiter gestützt werden kann.

Der alte und neue Vorsitzende Ernst Szebedits begrüßte das positive Signal, das Stadtkämmerer und Kulturdezernent Axel Imholz zum Auftakt der Sitzung – nach Eröffnung und Grußwort durch Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel, die das Gremium für seine „Beharrlichkeit“ lobte – in Sachen Haushaltsmittel gesendet hatte: „Die Kultur darf jetzt unter keinen Umständen unter die Räder kommen. Es ist gut zu hören, dass die veranschlagten Mittel wie vom Kulturbeirat gefordert, beibehalten werden sollen!“

Kulturentwicklungsplanung vor Vollendung – und doch nur ein Anfang

Einstimmig wiedergewählt: Der alte und neue Vorsitzende des Kulturbeirats, Ernst Szebedits.

Zentrales Thema der Sitzung war Wiesbadens Kulturentwicklungsplan. Vorgestellt wurden Schwerpunkte aus dem Entwurf, der sich derzeit in der finalen Abstimmung mit den Gremien befindet und am 30. November (17 Uhr, Haus an der Marktkirche, und online via Stream auf www.wiesbaden.de) auch der interessierten Öffentlichkeit präsentiert wird. Kulturdezernent Axel Imholz betonte die Prozesshaftigkeit und Dynamik der Kulturentwicklungsplanung: „Das ist eher ein Auftakt – eine Planung in Bewegung, wie eben auch Wiesbadens Kulturlandschaft.“ Ernst Szebedits zeigte sich zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsgemeinschaft zur externen Begleitung des Kulturentwicklungsplans und den Vertreter*innen des Kulturbeirats: „Wiesbadens Kultur braucht ein langfristiges Konzept, um mehr Sichtbarkeit zu erhalten. Wir haben uns hier auf einen produktiven Weg gemacht, ein guter Plan ist aber nur der erste Schritt.“

Räume für Drinnen-Kultur dringend gesucht – „Lili“-Shoppingcenter als Option?

„Räumöffnungen für Kultur“ insbesondere im „Corona-Herbst- und Winter“ waren ein weiteres Thema der Auftaktsitzung.  Susanne Müller, Spartenvertreterin „Darstellenden Künste“ im Beirat, berichtete von einem „Runder Tisch“-Treffen auf Einladung von OB Gert-Uwe Mende und Kulturdezernent Axel Imholz. Die extrem angespannte Raumproblematik für Kulturschaffende unter Corona hatte sie hier aktiv werden lassen. Eine vielversprechende Option habe sich – auch dank Vermittlung durch Citymanager Axel Klug – im „Lili“-Einkaufszentrum am Hauptbahnhof aufgetan. Hier liefen nun nach einer Ortsbesichtigung konkrete Gespräche zwischen Kulturamt und Eigentümern.

Appell und Sorge

Susanne Müller richtete einen flammenden Appell an Verantwortliche der Stadt, bei der Verschärfung von Corona-Bedingungen Augenmaß walten zu lassen, wenn es um die Genehmigung von Kulturveranstaltungen gehe. Veranstalter würden, da argumentierte sie ähnlich wie Gastronomen, mit größten Mühen, Sorgfalt, Ernsthaftigkeit und auch Investitionen alles dafür tun, um coronakonforme Voraussetzungen zu schaffen: „Bisher ist es im Rahmen von Kulturveranstaltungen in Wiesbaden nachweislich zu keiner Infektion gekommen“, unterstrich Müller. Irgendwann seien aber Grenzen und Umstände erreicht, mit denen sich keinesfalls mehr Kultur schaffen ließe, die sich auch nur irgendwie rechne.

Raumfrage als Dauerthema

Dorothea Angor bleibt stellvertretende Vorsitzende.

Unter den Mitgliedern herrschte Einvernehmen, dass das Thema Räume für Kultur unter Pandemiebedingungen noch einmal verschärft offenbar geworden ist und man sich der „Raumfrage“ im Beirat auch langfristig weiter widmen will. „Natürlich brauchen die Kulturschaffenden Wiesbadens hierbei flexible Unterstützung und es braucht die Bereitschaft seitens der Stadt Popup Nutzungen unkompliziert zu  ermöglichen“, so Dorothea Angor, alte und neue stellvertretende Beiratsvorsitzende.

Sondersitzung zu Corona-Nöten der Kulturschaffenden

Die Sitzung wurde mit dem Thema Corona beschlossen. Gerhard Schulz, im Beirat als IHK-Entsandter, vermeldete über 200 Bewerbungen für das vom Schlachthof initiierte und vom Kulturbeirat unterstützte CoronArts-Festival. Er bemerkte, „dass das großartige Interesse auch zeige wie groß die Not ist.“ Grundidee ist es,  dass Kulturschaffenden Gagen im Vorhinein ausgezahlt werden dürfen, in Zeiten in denen andere Einnahmen oft ausbleiben, weil die Auftrittsmöglichkeiten fehlen. Auf große Zustimmung stieß die Anregung von Gerhard Schulz, dass der Beirat sich dem Thema Kultur unter Corona-Bedingungen intensiv und „ohne feste Tagesordnung“ widmet. Geplant ist eine Sonderberatung noch in diesem Jahr, voraussichtlich im November.

Stadtpolitik lobt Arbeit des Kulturbeirats

Zu Beginn der Auftaktsitzung hatten die Kulturbeiratsmitglieder eine Portion Motivation und Ansporn mit auf den Weg in die neue Amtszeit bekommen. Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel meinte, der zweite Kulturbeirat könne an die bisherige Arbeit, die Kulturlandschaft Wiesbadens kontinuierlich und nachhaltig zu prägen, anknüpfen. Ein Dauerthema, mit dem sich der Kulturbeirat regelmäßig befasste und weiterhin befassen wird, hob die „erste Bürgerin der Stadt“ hervor: „Die Wiederbelebung der Walhalla mit ihrem hohem Identifikationswert für Wiesbaden wird von Ihrer Beharrlichkeit sicher profitieren.“

Diskussionskultur „selten bequem, nie bösartig“

Kulturdezernent und Stadtkämmerer Axel Imholz bemerkte, das anfangs nicht unumstrittene Gremium habe der Kultur in Wiesbaden „noch eine eigenständige Stimme gegeben, die sich im Rathaus Gehör verschafft“. Er befand, im Kulturbeirat werde „sehr an der Sache orientiert diskutiert – selten bequem, nie bösartig.“ Besonders beeindrucke ihn, dass die Mitglieder immer wieder Verantwortliche auch bei Streitthemen einluden: „Sie suchen das direkte Gespräch und reden miteinander anstatt übereinander“. Die eigentliche Bewährung, die Evaluation, stehe dem Gremium noch bevor – „da sollte ihnen aber nicht bange sein“, so Imholz: „Die Leistungsbilanz schon des ersten Kulturbeirats kann sich sehen lassen.“

Hier geht es zur Homepage des Kulturbeirats mit allen Infos und Terminen.

(Dirk Fellinghauer /Fotos Till Christmann. Der Verfasser ist spartenunabhängiges gewähltes Mitglied des Kulturbeirats)