Unter dem Titel Der Zeit ihre Kunst / Der Kunst ihre Freiheit zeigt der Nassauische Kunstverein eine international besetzte Doppelausstellung, die sich mit dem gegenwärtigen, globalen Erstarken des Autoritären und Populistischen auseinandersetzt. Zur Eröffnung heute um 18 Uhr wird die Filmemacherin und Videokünstlerin Hito Steyerl sprechen.
Während die Gruppenausstellung „Der Zeit ihre Kunst“ internationale Künstler*innen vorstellt, die sich gegen neue Zumutungen in ihren Ländern stemmen und ihrerseits provozieren, wird unter dem zweiten Teil der Wiener Maxime „Der Kunst ihre Freiheit“ die erste Einzelausstellung in Deutschland der kurdischen Journalistin und Künstlerin Zehra Doğan mit einer umfangreichen Auswahl an Arbeiten aus zwei Schaffensperioden eröffnet.
Makoto Aida, Ines Doujak, Işıl Eğrikavuk, INDECLINE, Eugenio Merino, Csaba Nemes, Tools for Action und Wen Yau stemmen sich gegen neue Zumutungen in ihren Ländern, gehen auf die Straße, beteiligen sich am gesellschaftlichen Aushandlungsprozess, weisen auf Gefahren hin und provozieren sie ihrerseits. Welchen politischen und künstlerischen Einschränkungen sehen sich Kunstschaffende ausgesetzt? Wie und mit wem solidarisieren sich Künstlerinnen und Künstler und wer mit ihnen? Welche Rezepte, die eigene Handlungsmacht zurückzugewinnen, kann Kunst bieten?
Mit ihren Gemälden und Zeichnungen tritt Zehra Doğan für Presse- und Meinungsfreiheit ein und dokumentiert mit künstlerischen Mitteln die aktuelle Lage in der Türkei. Dabei verharrt sie nicht alleine in Kritik. Während ihr im Gefängnis der Zugang zu Malfarben verwehrt blieb, nutzte sie Kartonage, Bettlaken, Menstruationsblut und Speisereste, um ihre künstlerische Arbeit fortführen zu können. So reflektieren die Werke aus dieser Zeit auch durch ihre Materialität den Zustand der Unterdrückung und Zensur sowie Wege des Widerstands dagegen.
Die Vernissage heute um 18 Uhr ist offen für alle Interessierten, der Eintritt ist frei. Die Doppelausstellung läuft bis zum 8. März im Nassauischen Kunstverein.