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Lass mich (d)ein Pirat sein: „Sharky“ Scharhag und seine Haifischbar in Kloppenheim

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Samira Schulz.

Thomas Scharhag, genannt „Sharky“, hat schon eine ganze Menge in seinem Leben gemacht. Vom Flugzeugelektroniker über Kerbevadder, Grafik-Designer und Event-Veranstalter bis zum Beinahe-Popstar reichen die Stationen des  gerade mal 50-Jährigen. Und jetzt ist er Wirt: „Damit könnte ich jetzt alt werden“, sagt der gut gelaunte Kneipen-Novize, der seit dem vergangenen Sommer die Bar „Tortuga“ in Kloppenheim eröffnet hat.

Kloppenheim? Ja, tatsächlich, und Scharhag, der sieben Abende in der Woche – auch montags – geöffnet hat, ist äußerst zufrieden mit dem Anklang, den sein Laden mit dem Beinamen „Haifischbar und Seemannsgarn“ seitdem gefunden hat. Es ist ein Mittelding zwischen Dorfkneipe und Mottobar, und es kommen sowohl Alteingesessene wie auch Leute aus der Stadt, erzählt der Wirt, der hinter seinen Zapfhähnen wirkt, als habe er nie etwas anderes gemacht.

Über 40 Rumsorten – Schnuppern erlaubt

„Sharky“ ist auch genau der Typ, zu dem ein solcher Job passt: Offen, freundlich, zugewandt. Und tolerant: Er selbst ist Nichtraucher, sein Etablissement ist eine Raucherkneipe. „Macht mir nichts aus“, sagt er, „für viele gehört das halt zum Fußballgucken dazu.“ Ein großer Bildschirm zeigt Sportereignisse, dazu kann man besondere Biersorten, auch das Hamburger Kultbier „Astra“, sowie über 40 Rumsorten genießen. Nach Whisky und Gin also der nächste Kultschnaps: Scharhag greift immer zu, wenn er einen besonderen Rum findet, „auch im hochpreisigen Sektor hab ich einiges anzubieten“, sagt er und lässt gerne mal an den Flaschen schnuppern.

Wie kam es zu dieser „Schnapsidee“? „Ich hab hier schon immer mal beim Vorgänger gejobbt“, erzählt „Sharky“, der eigentlich aus Nordenstadt stammt. Nordenstadt und Kloppenheim waren früher erbitterte „Dorfgegner“, die Kerb findet traditionell in beiden Vororten am gleichen Wochenende statt. „Da hab ich als Norschter Kerbevadder schon mal nachts den Kerbebaum abgesägt und solche Sachen“, erinnert sich der Wirt grinsend. Aber jetzt ist er in Kloppenheim angekommen, engagiert sich sogar für die Rettung des dortigen Kerbezuges und sorgt für Unterhaltung im Ort.

Jahresurlaub als Kerbevadder verbraten

Seine erste Ausbildung war Flugzeug-Elektroniker, zehn Jahre war er bei der Lufthansa. „Da ging mein gesamter Jahresurlaub für die Kerbebesuche drauf, denn im Schichtdienst musste ich mir immer Urlaub nehmen, als Kerbevadder hat man da ja seine Verpflichtungen“, erzählt er. Als die Lufthansa Stellen strich und ihm eine Abfindung anbot, nutzte er die Gunst der Stunde. „Eigentlich wollte ich ja immer eher kreativ arbeiten.“ Er ließ sich noch zum Werbegrafiker ausbilden und machte sich mit Hilfe der Abfindung selbstständig, arbeitete im Messebau und für unterschiedlichste Kunden – auch Kerbegesellschaften.

Und er hatte sich aus der Bundeswehrzeit einen Ohrwurm mitgebracht: „Captain Jack“, „das haben wir beim Laufen immer gesungen“. Sein Freund Udo Niebergall, ein Musikproduzent, spielte mit ihm eine Disco-Version dieses Liedes ein, „damit hab ich gut verdient, aber als es dann richtig als Video produziert wurde, hat man da eher nach Optik Sänger gesucht, da passte ich nicht mehr dazu“, erinnert sich „Sharky“, der aber damit kein Problem hatte.  Die Gruppe, die sich dann auch „Captain Jack“ nannte, hat in den 90ern diverse Eurodance-Stampfer hervorgebracht. Sharky veranstaltete im Nordenstadter „Tollhaus“ und in der Alten Schmelze Partys, schon damals mit Piraten-Motto, weil er eine Kerbebesucher-Gruppe namens „Wilde 13“ hatte, „die immer die Allerletzten an jeder Kerbe-Bar waren“.

Von der Insolvenz in die Bar

Er war weiter mit seiner Grafik-Firma aktiv, rutschte damit aber vor einigen Jahren in die Insolvenz. Mit Hilfe des befreundeten Wirts der Hockenberger Mühle, Walled Muassi, konnte er dann 2018 die „Tortuga“-Bar mit seiner Lebensgefährtin eröffnen: „Ich hab noch keinen Tag bereut“, sagt Sharky. Die Bar ist liebevoll mit maritimen Gegenständen eingerichtet, die kreative Ader des Hausherrn tut da ihr Übriges. „Ich würde unheimlich gerne mal auf Hamburger Flohmärkten nach weiteren Sachen stöbern“, sagt er, „aber momentan muss ich 100 Prozent meiner Zeit hier investieren.“ Natürlich wird es zu Fastnacht hier auch die entsprechenden Piratenpartys geben. Und sonst jederzeit „ne Buddel Rum“.

2 responses to “Lass mich (d)ein Pirat sein: „Sharky“ Scharhag und seine Haifischbar in Kloppenheim

  1. Super Bericht! Da ich Sharky kenne und von der Bar hörte, werde ich mich in den kommenden Tagen unbedingt nach dort begeben 🙂
    Kleine Kritik am Rande: ein paar mehr aussagekräftige Fotos wären toll gewesen.

  2. ….ich war noch nicht in seiner Bar, dennoch finde die Art und Weise und das Konzept der Bar von Sharky cool.
    Viel erlebt und kennen gelernt hat er und weiß von was er spricht und weiß was er macht, gibt nichts besseres als eine Location zu schaffen, wo sich Leute wohl fühlen und gut unterhalten sind.
    Werde es am 30.03.2019 bei einer 60. Geburtstagsfeier meiner guten und besten Freundin Ute H. erleben und freue mich auf die Location von Sharky.
    Also bis dann ….
    liebe Grüsse …
    der Jörg 😉

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