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Lesbische Sichtbarkeit und Leere als Fundament der Fülle: Non-binärer Kunst-Shootingstar im frauen museum

Es könnte das Ausstellungsereignis dieses Herbstes werden: Das frauen museum wiesbaden zeigt – präsentiert von sensor als Medienpartner- die erste museale Einzelausstellung der überaus spannenden, faszinierenden, auch geheimnisvollen  Maler:in und Konzeptkünstler:in Anouk Lamm Anouk – als erste non-binäre Position, die in der 1984 gegründeten Wiesbadener Institution gezeigt wird.

Das Werk des Kunst-Shootingstars aus Wien erforscht in Malereien, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Textarbeiten auf subtile und doch ausdrucksstarke Weise die Frage nach Identität, queerer Intimität und Emanzipation von gängigen gesellschaftlichen Kategorisierungen.

Auf drei Stockwerken lädt die Ausstellung Besucher:innen dazu ein, in die Welt von Anouk Lamm Anouk einzutauchen – eine Welt der bewussten Abkehr von einer patriarchalen gesellschaftlichen Sichtweise und einer Hinwendung zu einem anderen, harmonischen Miteinanderleben von Mensch, Tier und Natur. 

Mit einer reduzierten Darstellungsweise, teils nur angedeuteten Linien und zarter Farbgebung gelingt es Anouk Lamm Anouk, mit möglichst wenig möglichst viel auszusagen. Trotzdem lässt sich sofort ein ganz unverwechselbarer Stil erkennen oder gar erspüren, stellt sich doch beim Betrachten der Arbeiten ein Gefühl der Ruhe und Harmonie ein.

So zeigen die Werke der bekannten Serie Lesbian Jazz (2019 – ongoing) Szenen lesbischen Begehrens, die sich zwischen Abstraktion und Figuration bewegen. Der Umgang mit Intimität ist subtil. Die weiblichen* Körper sind mit nur wenigen Linien angedeutet, inmitten einer Bewegung festgehalten und in einem nicht zuzuordnenden Raum verortet. Der freie, fließende Strich ist von Anouk Lamm Anouk aus dem Jazz entlehnt, der mit Spontanität und Improvisation assoziiert wird. Anouk Lamm Anouk ist es ein besonderes Anliegen, mit der Serie einen Raum für lesbische Sichtbarkeit zu schaffen, die in der Öffentlichkeit oft unzureichend dargestellt und wahrgenommen wird. Für Anouk ist Sichtbarkeit die wichtigste Voraussetzung für Normalisierung und Normalität.

Während Anouk Lamm Anouk in der Serie Lesbian Jazz bereits einen ersten Vorstoß in das Abstrakte wagt, ist die parallel entstandene Serie post/pre die erste vollkommen abstrakte. In ihr treten verstärkt zen-buddhistische Überlegungen hervor, die Anouk Lamm Anouk als maßgeblich für das eigene künstlerische Schaffen beschreibt. Die abstrakten Leinwände zeigen etwas, im Zen-Buddhismus essentiell ist: die Auflösung der physischen Welt, hin zu einem transzendenten Raum der Leere, die keinesfalls negativ konnotiert ist, sondern voller Möglichkeiten steckt. Die Leere als Fundament der Fülle, als ultimativer Nicht-Raum. Besonders

Die Schau ANOUK LAMM ANOUK – „post/pre Lesbian Jazz“ wird am 10. September um 12 Uhr im frauen museum wiesbaden in der Wörthstraße in Anwesenheit von Anouk Lamm Anouk eröffnet. Es gibt zur Eröffnung einen Künstler:innentalk mit Anouk Lamm Anouk und der Kulturjournalistin Dr. Katinka Fischer.

Im Laufe der Ausstellung, die bis zum 3. Dezember gezeigt wird, wird es ein umfangreiches Rahmenprogramm etwa mit Yogastunden inmitten der Kunst sowie hochkarätigen Lesungen geben.

(dif/Fotos Elsa Okazaki, Simon Veres)

1 response to “Lesbische Sichtbarkeit und Leere als Fundament der Fülle: Non-binärer Kunst-Shootingstar im frauen museum

  1. ich freue mich schon riesig auf die werke mit dieser unverwechselbaren „handschrift“: unangepasst, eigenständig, in sich ruhend. danke schon jetzt für die kommende ausstellung einer starken persönlichkeit

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