Direkt zum Inhalt wechseln
|

Lyrik, die man weinend vor Aufregung liest: GOJ T-A-T-R präsentiert heute erstmals Abend für Selma Merbaum

pe_selma_thomas_highres

Heute hat das neue und sehr besondere Projekt des GOJ T-A-T-R im thalhaus Premiere: „Ich möchte den Himmel mit Händen fassen“ heißt ein Abend für Selma Merbaum, der um 20 Uhr beginnt. Selma Merbaum wurde 1924 in Czernowitz geboren.1942 stirbt sie im NS-Arbeitslager Michailowka/Ukraine an Flecktyphus. Sieht man eines der wenigen Fotos, die von ihr geblieben sind, denkt man unwillkürlich an Anne Frank. Selmas „Tagebuch“ sind 58 Gedichte, zusammengestellt für ihren Freund Lejser Fichman zu einem Album, dem sie den Titel „Blütenlese“ gibt.

Was Anne dokumentierte, hat Selma ge- und verdichtet: die Sehnsucht nach Liebe und einem eigenen Leben, die Zweifel auf der Suche danach und die unbändige Lust und Entschlossenheit, es mit allem aufnehmen zu wollen. Und wie bei Paul Celan und Rose Ausländer, beide ebenfalls in Czernowitz geboren, sind die Gedichte von Selma nicht nur Dokumente der untergegangenen deutsch-ostjüdischen Kultur, sondern ein einzigartiges Zeugnis der Liebe zur dichterischen Schönheit der deutschen Sprache: „Es ist eine Lyrik, die man weinend vor Aufregung liest: so rein, so schön, so hell und so bedroht…Weltliteratur, die die Welt nicht kennt.“ (Hilde Domin)

Diese (wieder) zu entdecken begibt sich die musikalisch-szenische Lesung mit Petra Steck (Schauspiel & Rezitation) und Christine Diez (Regie) vom GOJ T-A-TR sowie dem renommierten Jazztrio um Thomas Bachmann, der auch die Musik für diesen Abend komponierte, auf eine ganz eigene Spurensuche zu Selma, die – so der letzte Eintrag in ihrem Album – “keine Zeit gehabt hat, zu Ende zu schreiben”. Es ist auch eine Reise an Orte, wo einmal „Menschen und Bücher lebten.“ (Paul Celan)