Von Jan Gorbauch. Fotos Frank Meißner.
Ganz dicht dran an der Lokalpolitik kann man in Wiesbaden auch beim Essen sein – sozusagen mittendrin statt nur dabei. Befindet sich doch im historischen Ratskeller unter dem Rathaus Der Andechser und lockt mit zünftigen Speisen und uriger Gemütlichkeit. Letztere entsteht alleine schon durch die Räumlichkeiten: so sind die großzügigen Katakomben ziemlich verwinkelt und dadurch, neben dem riesigen Hauptraum, in mehrere Bereiche aufgeteilt. Egal ob man mitten in der betriebsamen Wirtsstube, in einem Nischenbogen etwas separiert an einem großen Tisch, der Ratsstube oder in dem auch für größere Feiern geeigneten „Gewölbe“ sitzt – hier findet sich für jede Gesellschaft der richtige Platz.
Lokalpolitiker am Nachbartisch
Dass man direkt unter der Schaltzentrale der hessischen Landeshauptstadt weilt, vergisst man aufgrund der betriebsamen bayrischen Wirtshausstimmung dabei schnell. Allerdings fällt es einem dann auch ebenso rasch wieder ein, wenn am Nebentisch bekannte Gesichter aus der Stadtpolitik auftauchen. Es kann nämlich durchaus passieren, dass sich der ein oder andere Politiker nach unten „verirrt“. Gerüchten zufolge wurden so auch schon einige Entscheidungen im Keller statt im Obergeschoss getroffen. Auch für Stammtische ist der Ratskeller prädestiniert.
Wie der Name verrät, gehört das Restaurant zur gleichnamigen bayrischen Andechser-Klosterbrauerei. Allen voran kann man hier also sehr gut Bier trinken. Im Ausschank befinden sich diverse Klosterbiere, angefangen vom Weißbier bis hin zum Andechser Bergbock mit 16,5% Stammwürze. Speisetechnischn wird standesgemäß sehr gute Haxe, zum Beispiel als Haxenpfanne mit Spiegelei, und deftiger Braten in verschiedenen Varianten serviert. Aber auch für den „kleinen“ Hunger lässt sich einiges finden, zum Beispiel kesselfrische Weißwürste aus der Löwenkopfterrine, Rahmschwammerl mit Semmelknödeln oder – ganz bodenständig – der Andechser Vesperteller mit Leberkäse, Landschinken, Bierbeißer, Bergkäse und Obatzda. Für ganz Mutige ist dienstags „Krustentag“: eine Auswahl von gegrillter Haxe, Bauch, Krustenbraten, Dunkelbiersoße, Bayerischkraut und Kartoffelknödel. In wärmeren Monaten kommt übrigens auch noch der auf dem Schlossplatz gelegene Biergarten hinzu, der „original bayrisch“ ist: hier darf man seine Brotzeit – zum Beispiel vom Markt – selbst mitbringen und dazu dann ein kühles Klosterbier genießen. www.derandechser-wiesbaden.de
Der Andechser im Ratskeller, Schlossplatz 6, 65183 Wiesbaden, Tel. 0611/300023, Montag – Samstag 11 – 24 Uhr, Sonntag und Feiertag 11 – 23 Uhr
Rezept für Obatzda:
2 Pck. Camembert, 1 Pck. Brie Käse, 150 g Frischkäse, 75 g Butter, 1 Knoblauchzehe, 1 Zwiebel, 1 EL Paprikapulver edelsüß, 1 TL Paprikapulver rosenscharf, 1/2 TL Kümmelpulver, Etwas Salz und Pfeffer
Camembert und Brie nach dem Kauf noch 1-2 Tage bei Zimmertemperatur aufbewahren, dann mit einer Gabel zerdrücken. Den Frischkäse dazugeben. Butter etwas bei Zimmertemperatur stehen lassen oder kurz erwärmen. Knoblauch zerkleinern. Zwiebel schälen und fein würfeln, dann zusammen mit der Butter und dem Knoblauch vermischen. Paprikapulver und Kümmel dazugeben, das Gemisch zu dem Käse geben und mischen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Danach den Obatzda bis zum Verzehr kalt stellen.
Einziger Nachteil: der viel zu hohe Geräuschpegel, deshalb sollten dort keine politischen Entscheidungen getroffen werden.
Nachher weiss niemand mehr genau den Sachverhalt…