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RMCC eingeweiht: Eitel Sonnenschein am trüben Tag – und überzogen wie einst bei Kulenkampff

Von Dirk Fellinghauer (Text und Fotos).

So wie einst bei Hans-Joachim Kulenkampff selig, der in der guten alten Rhein-Main-Halle über viele Jahre von Wiesbaden aus seine legendäre Samstagabendshow „Einer wird gewinnen“ regelmäßig maßlos überzog, lief auch die große Einweihungsshow für das RMCC zeitlich völlig aus dem Ruder. Kein Problem, schließlich hatte ja OB Sven Gerich in seiner Rede zur Eröffnung des RheinMain CongressCenter das beliebte Zitat „Wer Zukunft gestalten will, muss die Geschichte kennen“ bemüht. Und zur Geschichte dessen, was nun die Messe-, Kongress- und Veranstaltungsgeschichte der Landeshauptstadt fortschreiben soll, gehört nun mal auch „Einer wird gewinnen“. Also passte die Überziehung perfekt.

Gemeinsam mit Ministerpräsident Volker Bouffier, Oberbürgermeister Sven Gerich und Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel feierten am Freitag rund 900 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur die Fertigstellung des Großprojektes. Nach der Eröffnungsgala, bei der auch der neue Wiesbaden-Imagefilm von Sven Fleck und Peter Ries Premiere feierte und kräftig bejubelt wurde (auch wenn in diesem ausgerechnet das neue RMCC noch fehlt) –  hatten am Freitagnachmittag und am Samstag alle Interessierten Gelegenheit, den neuen ganzen Stolz der Landeshauptstadt – und der Messe- und Kongressstadt – Wiesbaden in Augenschein zu nehmen.  Am Freitagabend hatte die Stadt Wiesbaden dann über 4000 ehrenamtlich Engagierte zu einem Konzert im Rahmen des „Jahr des Engagements 2018“ mit der Band Glasperlenspiel eingeladen. Für Aufregung im nagelneuen Gebäude sorgte am Samstagmorgen eine Alarmierung der Feuerwehr.

Am Eröffnungstag herrschte – trotz Freitag, der 13., und trübstem Wetter – nichts als eitel Sonnenschein. Alle waren happy bis aus dem Häuschen. Höchstens die Gewerkschafter, die vor der Tür Flugblätter verteilten mit der Headline „Oben wird gefeiert – unten wird malocht“ mit Hinweisen auf angeblich schlechte Arbeitsbedingungen für polnische Arbeiter während der Bauphase, die Rede ist von „Akkordarbeit an der Tagesordnung“ und Löhnen von nur 8,50 Euro Stundenlohn anstatt des damaligen tariflichen Mindestlohns von 14,45 Euro – konnte nichts und niemand die allerbeste Feierstimmung in der weitläufigen Halle trüben. Und drinnen beteuerte Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel: „Wir sind im Kostenrahmen geblieben und haben dabei nicht an der Qualität gespart“ und betonte: „Auf der Baustelle herrschte stets ein gutes Klima.“ Er dankte ausdrücklich den 2500 Menschen aus 15 Nationen, die am Großprojekt – in 45 Einzelgewerken, die bewusst nicht an einen Generalunternehmer, sondern an 60 unterschiedliche Unternehmen vergeben worden waren – mitgearbeitet haben. Als Zeichen der Anerkennung liefen auf der Großbildleinwand hinter der Bühne die Namen sämtlicher Beteiligter. Der besondere Dank des Dezernenten galt freilich dem „Dreamteam“ aus Baubetriebsleiter Henning Wossidlo und Projektleiterin Evelyn Pflugradt sowie TriWiCon-Chef Martin Michel.

Das von Architekt Ferdinand Heide geschaffene Bauwerk, das trotz seiner gigantischen Ausmaße von 250 x 80 Metern, oder anders gesagt den Dimensionen von drei Fußballfeldern, Leichtigkeit und Transparenz ausstrahlt, löste so ziemlich ausnahmslos beeindruckte Begeisterung und grenzenloses Staunen aus.

Die Landeshauptstadt hatte rund 194 Millionen Euro für das Gebäude lockergemacht. „Eine Investition, die sich auszahlen wird“, zeigten sich Gerich und Bendel überzeugt. Schon jetzt ziehe das RMCC weitere Investoren an – gerade in der Hotellerie: „Noch im Dezember soll das neue Best Western Hotel eröffnen. Im Juni 2019 kündigt sich das Holiday Inn Express an. 2020 folgen dann auch das Intercity Hotel und das geplante Adina Hotel am Kureck.“ Das RMCC setze am Markt Maßstäbe und gelte als eines der innovativsten Kongress- und Veranstaltungszentren, besonders auch in Sachen Nachhaltigkeit: Schon vor der Fertigstellung war das RMCC mit der Vorzertifizierung in Platin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e. V.) ausgezeichnet worden – es zähle damit zu den nachhaltigsten der Welt, nicht zuletzt übrigens auch durch seine zentrale Lage des RMCC.

Gleich am Samstag kam es zu einem Zwischenfall im nagelneuen RMCC: Morgens um 10.20 Uhr ging die Sprinkleranlage los und löste einen automatischen Alarm bei der Feuerwehr aus. Die Anlage ging durch den Rauch einer Präsentation im Rahmen des Tages der offenen Tür los, eigentlich hätte sie ausgeschaltet werden müssen. Rund 40.000 Liter Wasser fluteten eine der frisch eingeweihten Hallen. Wenn heute die „Ehrlich Brothers“ die erste offizielle Show im RMCC präsentieren, ist längst wieder alles in trockenen Tüchern. Ach ja, und dass der Oberbürgermeister bei seiner Einweihungsrede konsequent vom RheinMain CongressCentrum sprach, wo es doch korrekt RheinMain CongressCenter heißen muss – geschenkt! Wiesbaden und die Welt werden künftig wahrscheinlich sowieso nur noch vom RMCC sprechen. Das Logo hat übrigens der Wiesbadener Designer Thilo von Debschitz mit seiner Agentur Q gestaltet.
Die RMCC Dimensionen auf einen Blick:
Mit seinen Bau-Dimensionen setzt das größte Investitionsprojekt der hessischen Landeshauptstadt am Markt neue Maßstäbe: Das Bauvolumen umfasst eine Bruttogeschossfläche von rund 30.000 Quadratmetern. Die Veranstaltungsfläche liegt bei 20.000 Quadratmetern – was der Größe von rund drei Fußballfeldern entspricht.Kapazitäten für insgesamt 12.500 PersonenErdgeschoss, Halle 1:
• 4.600 m²
• in drei Segmente teilbar
• 5.000 Personen bestuhlt, 9.000 unbestuhlt
• mobiles Tribünensystem mit rund 3.000 Plätzen
• bis zu 15 Meter RaumhöheErdgeschoss, Halle 2:
• 3.000 m²
• in vier Segmente teilbar
• 3.200 Personen bestuhlt
• 6 Meter Raumhöhe1. Obergeschoss:
• 25 Veranstaltungsräume, 20 bis 280 m²2. Obergeschoss, Saal 2:
• 2.400 m²
• in fünf Segmente teilbar
• 2.200 Personen bestuhlt2. Obergeschoss:
• 15 weitere Veranstaltungsräume, 40 bis 220 m² lichtdurchflutete Foyers und VeranstaltungsräumeWeitere Informationen im Internet unter www.rmcc.de