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Schöne Paare: Wie im Film – Detelina Grigorova-Kreck und Joachim Kreck fanden über Hürden zum Happy End

Von Gesine Bonnet. Fotos: Samira Schulz

In der Rubrik “Schöne Paare” stellt sensor Paare vor und fragt sie nach ihrem Erfolgsrezept. Detelina Grigorova-Kreck und Joachim Kreck verbindet das Filmschaffen – am ersten November-Wochenende organisieren sie zum Beispiel die 20. Ausgabe des „Internationalen Trickfilm Wochenendes“ im Schloss Biebrich, wo unter ihrer Regie auch regelmäßig „Filme im Schloss“ laufen.  im Übrigen ist sie Morgen- und er Nachtmensch.

Wie im Film lässt auch im echten Leben das Happy End oft auf sich warten. Im Fall von Joachim Kreck und Detelina Grigorova-Kreck, die sich dem Filmemachen und -zeigen verschrieben haben wie kaum zwei andere, gilt das möglicherweise umso mehr. Jedenfalls mussten die Beiden einige Hürden zu überwinden, bis sie zusammen in die großzügige Altbauwohnung im Dichterviertel ziehen konnten, in der sie bis heute zusammen leben und arbeiten.

Das war 1984. Zuvor arbeitete Detelina als Dramaturgin im staatlichen bulgarischen Trickfilmstudio in Sofia. Sie und Joachim kannten sich da bereits von Filmfestivals in Varna und Sofia, wohin er unter anderem als Jurymitglied gereist war. Während ihm die junge Detelina gleich auffiel, hatte diese wenig Zeit und Raum für Romantik: Persönliche Kontakte zu Personen aus dem „feindlichen Ausland“ waren in Zeiten des kalten Krieges unerwünscht und daher streng reglementiert, das galt auch für geladene Festivalgäste. Zudem hatte sie einen kleinen Sohn aus erster Ehe zu versorgen.

„Filme im Schloss“ als Auslöser

Gleichwohl kamen sie sich näher und beschlossen, für Detelina ein offizielles Besuchsvisum zu beantragen – nicht zuletzt, weil die damals 24-Jährige genauer wissen wollte, worauf sie sich mit dem deutlich älteren Mann aus dem Westen einließ: „Ich dachte, es ist sinnvoll, ich komme mal vorbei und schaue, ob ich mich dort einleben kann.“ Anlass dazu bot eine Filmreihe, die bis heute als Geheimtipp unter den Cineasten im Rhein-Main-Gebiet gilt und die es ohne die Krecks als kontinuierliche Organisatoren und inhaltlich Verantwortliche nicht gäbe: „Filme im Schloss“, ausgesuchte Kinoproduktionen, ausschließlich im Original. Zu dieser Reihe gab Joachim Kreck Anfang der 1980-er Jahre den Anstoß, nachdem die staatliche Filmbewertungsstelle im frisch sanierten Ostflügel des Biebricher Schlosses unterkam und dort einen top ausgestatteten Filmvorführsaal ihr Eigen nannte. „Made in Wiesbaden“ hieß die Reihe zunächst und war eine Leistungsschau des damals noch reichen filmischen Schaffens in der Stadt.

Strenge Behörden? Jetzt erst recht!

Detelina, die Filmschaffende aus dem Ostblock, wurde also zur Eröffnung im Februar 1984 geladen, aber das Visagesuch scheiterte an der Strenge der bulgarischen Behörden. Jetzt erst recht, dachten sich die beiden und planten nun einfach ihre Hochzeit in Bulgarien. Als Eheleuten konnte ihrem Zusammenleben niemand mehr im Wege stehen. Zwar lief auch jetzt nicht alles gleich glatt, medizinische Untersuchungen waren nötig und vor allem machte die bulgarischen Staatsbediensteten ein Eintrag im Heiratsantrag von Joachim misstrauisch: „Eintracht Frankfurt“ stand da unter Mitgliedschaften. Das kannten sie hier nicht, aber Detelina gelang es, für Aufklärung zu sorgen.

Das ist jetzt 34 Jahre her, mehr als drei Jahrzehnte also, in denen die Eheleute Kreck privat wie beruflich gemeinsame Wege gegangen sind: Sie haben nicht nur zahlreiche, zum Teil preisgekrönte Filme konzipiert und produziert, unter anderem für ZDF und Arte; sie haben die Filme-im-Schloss-Reihe vorangebracht – und dafür den Hessischen Filmkunstpreis und mehrfach den Hessischen Kinokulturpreis erhalten. Und sie haben ein Internationales Trickfilmfestival ins Leben gerufen, das in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Jubiläum feiert und zu dem Fans des anspruchsvollen Animationsfilms aus der gesamten Republik anreisen.

Dass sie gut zusammenarbeiten können, merkten die beiden schnell: Nach dem Umzug nach Westdeutschland – mitsamt Sohn Vladimir, heute Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nigeria – stieg Detelina parallel zu einem Germanistikstudium in die Filmproduktionsfirma ihres Mannes ein. Als eine Cutterin an einem komplizierten Filmschnitt scheiterte, machten sich Joachim und Detelina gemeinsam an die Aufgabe – mit Erfolg. Seitdem sind sie beruflich ein eingespieltes Team und wenn er auf die künstlerische Unabhängigkeit des filmischen Schaffens und sie auf die Notwendigkeit pocht, dass Produktionen sich auch finanzieren müssen, wird spürbar, wie gut sie sich ergänzen.

Raum für sich

Natürlich gibt es ab und zu Stress und Meinungsunterschiede, damit halten beide nicht hinter dem Berg. In der Regel gebe nach einer Weile einer nach. „Wir lassen die Sachen oft liegen, wenn es Differenzen gibt“, sagt Detelina. Im Übrigen ist es ihr wichtig, dass sie in ihrer Freizeit ihre Ambitionen anderweitig ausrichten kann: Seit fünf Jahren ist sie Kapitänin einer 16-köpfigen Golf-Damenmannschaft. Joachim, dem eingeschworenen Eintracht-Fan, reicht es, via Sky die Spiele seiner Mannschaft zu verfolgen (oder bei Heimspielen live dabei zu sein, vor allem früher auch oft auch mit Ehefrau und Stiefsohn). „Unsere Wohnung ist ziemlich groß“, fügt der heute 83-Jährige hinzu. Während sein Arbeitszimmer, in dem sich hohe Zeitungsstapel türmen, im Nordflügel liegt, weist Detelinas Büro nach Süden. Sie sitzt morgens gerne bereits um 7 Uhr am Schreibtisch, wenn es überall noch ganz ruhig ist, und trinkt ihren Kaffee. Er hingegen weiß, ärztlich bestätigt, dass er Nachtmensch ist: „So hat jeder seine Zeit für sich, um seine Sachen zu erledigen.“ Als gemeinsame Zeit ist das Abendessen gesetzt.

Mehr Informationen, auch zum 20. Internationalen Trickfilmwochenende: www.filme-im-schloss.de