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sensor-Straßengespräch: Justyna Suwała 24 Jahre, Schauspielerin, Gast beim goEast-Filmfestival

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Interview und Foto: Dirk Fellinghauer

Du bist erst vor wenigen Stunden in Wiesbaden angekommen, wie ist dein erster Eindruck von der Stadt?

Es ist eine sehr ruhige Stadt, mit vielen Bäumen, das gefällt mir. Ich bin so müde. Gestern Nacht habe ich bis 2 Uhr morgens gearbeitet, und wir sind von Warschau über Wien nach Frankfurt geflogen, total umständlich. Wir sind wie Zombies durch die Stadt gelaufen, weil ich so einen Hunger hatte. Wir haben dann schließlich ein Schnitzel gegessen.

Der Film „Body“, in dem du die Hauptrolle spielst, läuft beim goEast-Festival als Eröffnungsfilm. Magst du es, deine Arbeit bei Filmfestivals vorzustellen?

Es ist ein wenig wie mit Interviews. Vorher habe ich überhaupt keine Lust drauf und will es nicht machen. Wenn es dann soweit ist, ist es aber eigentlich cool. Das ist hier ist ein schöner Ort mit netten Menschen.

„Body“ hat bei der Berlinale den Silbernen Bären gewonnen. Worum geht es in dem Film?

Es geht nicht um ein Thema, sondern um ganz viele. Es ist wie bei einem Puzzle mit ganz vielen Einzelteilen, die zusammen ein Ganzes ergeben. Oder wie ein Fotoalbum, das man durchblättert. Es ist ein ganz ruhiger Film, obwohl der Stoff gar nicht entspannt ist. Du beobachtest das Leben anderer Leute, ihre Beziehungen, ihre Traurigkeit und ihre Probleme – und Warschau. Sie befinden sich in einer Zwickmühle, aus der sie zuerst nicht herauskommen. Es sind schließlich kleine Dinge, die große Probleme lösen. Am Ende wird alles gut.

Gibt es etwas Spezielles, was das polnische Kino auszeichnet?

Ehrlich gesagt, bin ich kein sehr großer Fan polnischer Filme. Aber diesen Film „Body“, den mag ich wirklich sehr. Er hält ein bisschen Distanz, betrachtet die Dinge mit etwas Abstand. Der Film ist eine Komödie, er zeigt witzig die Wahrheit über ein seltsames Land. Er macht sich lustig über Polen, macht das Land aber nicht lächerlich. Macht das Sinn?

Was ist denn so seltsam an Polen?

Unser Land fällt von einem Schock in den anderen. Erst der Krieg, dann der Kommunismus, dann die Freiheit, das ist immer alles sehr dramatisch.

Du hast dich für den Film ganz schön verändern müssen.

Ja, komplett. Ich habe Gewicht verloren, meine Haarfarbe zu Blond geändert, mir Ohrringe stechen lassen. Ein ganz neues Ich.

Hat dir etwas am Film-Ich so gut gefallen, dass du es beibehalten hast?

Ja, die Ohrringe. Hier, schau mal: ich trage immer noch die Ohrringe aus dem Film.

Der Film „Body“ mit Justyna Suwała in der Hauptrolle läuft heute um 22 Uhr nochmal im Caligari. www.filmfestival-goeast.de