Von Selma Unglaube. Fotos Andrea Diefenbach
Unter dem Motto „So schön wie damals“ haucht der Wiesbadener DJ Andreas Muendnich seit 15 Jahren Veranstaltungen den Glanz vergangener Zeiten ein. Sein Repertoire umfasst Musik aus den 50er, 60er und 70er Jahren. Wer jetzt an Elvis, The Beatles und The Rolling Stones denkt, liegt daneben. „Genau das spiele ich nicht“, sagt Andreas Muendnich. „Bei mir gibt’s Bar-, Tanz- und Unterhaltungsmusik. Ich spiele nichts anderes!“. Dabei versteht er sich nicht als Konkurrenz zu herkömmlichen DJs. Vielmehr möchte er zeigen, dass es neben dem Mainstream mehr zu entdecken gibt und Partygäste mit längst vergessenen Sounds berauschen.
Designklassiker und Sperrmüllfunde
In seiner Altbauwohnung in der Wielandstraße setzt sich seine Vorliebe für die 50er bis 70er Jahre fort. Auf circa 95 Quadratmetern und drei Zimmer verteilt, finden sich Möbel verschiedener Epochen, gesellen sich Designklassiker ganz selbstverständlich zu Flohmarkt- und Sperrmüllfunden. Jeder Raum in der Wohnung ist bis ins Detail stilecht und konsequent eingerichtet. In der streng schwarzweiß gehaltenen Küche erleuchtet eine überdimensionierte Version von Verner Pantons Flowerpot den runden Esstisch und die Original-Eiermann-Stühle, die Muendnich einst auf dem Sperrmüll entdeckte und neu beziehen ließ. An den Wänden: schwarzweiße Fotografien aus den 50er Jahren, die der 44-Jährige auf dem Flohmarkt erstanden hat.
Im gegenüberliegenden Schlafzimmer gibt das mintgrün gepolsterte Vintagebett regelrecht den Ton an: Vorhänge, Gemälde, Sessel und Tapete sind alle im selben Farbton gehalten. „Das ist übrigens eine Harald Glööckler-Tapete“, gesteht Andreas Muendnich lachend, als er unser Interesse an der Wandverkleidung bemerkt. Das eigentlich Unfassbare: Die Tapete ist tatsächlich schön. Lauter kleine, schimmernde Pfauenfedern reihen sich darauf dicht an dicht aneinander, und erst beim Verlassen der Schlafstätte fällt auf, dass die an den Flurwänden angebrachte poppig-bunte Tapete mit den aufgedruckten Pfauen thematisch auf die Glööcker-Wand abgestimmt ist.
Das Arbeitszimmer fällt mit Ausnahme der mit einer Sanderson-Tapete verzierten Wandfläche eher schlicht aus. Über die vor dem Fenster platzierten Rolf Heide-Stapelliegen seiner Freundin sagt Muendnich: „Im Sommer ist es besonders schön hier zu sitzen, wenn die Sonne hereinscheint“, und erklärt damit gleich die Platzierung der Liegen. Vom Arbeitszimmer aus geht es weiter ins Wohnzimmer, wo einem sofort das giftgrüne USM Haller-Sideboard ins Auge fällt, ebenfalls eine Anschaffung von Muendnichs Freundin. Das Sideboard bildet einen kräftigen wie gelungenen Kontrast zu den sonst dezent gehaltenen Möbeln. Mittig im Raum, auf einem schönen orientalischen Teppich, steht ein Retro-Sessel nebst Fußhocker.
Sesselfund im Surfurlaub
Das Stück hat Muendnich, der auch passionierter Windsurfer ist, von einem Surfurlaub aus Dänemark mitgebracht. „Das ist mein Lieblingsplatz. Hier sitze ich, höre Musik und treffe meine Auswahl für Playlisten“, sagt er. Zur Demonstration legt er ein paar Platten auf und bietet uns den Sessel an. Zu Stücken von Hildegard Knef, Shirley Bassey, Paul Maurait und vielen mehr schwärmt Andreas Muendnich davon, was ihn an dieser Musikrichtung begeistert: „Das ist leichte, positive Musik. Sie ist elegant und feierlich zugleich.“ Die Musik hat tatsächlich etwas sehr Angenehmes und Unbeschwertes an sich und ist mit ihrer Unaufdringlichkeit mehr unterstützendes Beiwerk denn dominante Beschallung. Beim Zuhören bekommt man richtig Lust, sich in Schale zu werfen und in einem edlen Ambiente einen beschwingten Abend zu verbringen – eben so schön wie damals!
Wer neugierig geworden ist, hat am 7. Dezember die Gelegenheit zu einer Hörprobe. Dann legt Andreas Muendnich wieder bei der Ballnacht der Aids-Hilfe Wiesbaden im Muschelsaal des Kurhauses auf. Darüber hinaus bietet er seine Dienste natürlich auch für private Feiern und andere Special Events an: www.soschoenwiedamals.de