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So wohnt Wiesbaden: Vom Plastik befreit – Nele Prinz & Steffen Kraft, Rheingauviertel

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Von André Werner. Fotos Michael Zellmer.

Von außen sieht das Haus so schön aus wie viele im malerischen Rheingauviertel. Doch im ersten Stock arbeitet Nele Prinz an einer Revolution gegen die moderne Welt. Mit ihrer Bachelorarbeit – dem 170-Seiten-Buch „I’m a plastic girl in a plastic world – Meine Revolte gegen den Plastikwahnsinn“ – liefert die frisch gebackene Kommunikationsdesignerin ein ebenso interessantes wie optisch ansprechendes Beweisstück dafür ab, dass man die Welt nicht mutwillig zerstören muss, um sich wohlfühlen. „Irgendwann stand ich im Supermarkt an der Kasse und las auf der Titelseite einer bekannten deutschen Zeitung von einer Plastikflut, die die Weltmeere überschwemmt“ erzählt die gebürtige Wiesbadenerin über ihre Motivation: „Beim Blick auf meinen Einkauf merkte ich dann, dass alles, wirklich alles in Plastik verpackt ist. Von der Bio-Banane über den Joghurt bis zum Salat. Da kam mir die Idee, mal einen Monat konsequent auf Plastik zu verzichten.“

Nachdem sie ihre gemütliche Dreizimmer-Altbauwohnung unter die Lupe genommen hatte, merkte sie aber recht schnell, dass es mit den Lebensmitteln allein noch lange nicht getan war. Duschgel, Shampoo, Zahnbürste und so weiter und so fort – alles aus Plastik. Durch intensives Recherchieren fand sie aber gute und teilweise sogar bessere Alternativen. „Die Duschseife zu benutzen macht ehrlich gesagt viel mehr Spaß als die Plastikpackung, aber die Zahnputztabletten sind nicht wirklich mein Ding“ berichtet Nele lachend.

Wer sich in der Wohnung umschaut, merkt auch recht schnell, dass hier keine Asketen leben. Die Räume sind bunt möbliert und liebevoll mit einem Mix aus recycelten Möbeln und Familienerbstücken eingerichtet, auch viele Kameras (digitale und analoge) und Fotoequipment finden sich auf den Regalen der jungen Fotografin. Und viele alte Sachen, die die meisten wohl schon durch neue schwedische Möbel ersetzt hätten, anstatt sie einfach aufzuarbeiten und weiter zu benutzen.

Gemeinsam ganzheitlich

Die „No Plastic Challenge“ war für Nele und ihren Freund Steffen, der auch mit seiner auf der Taunusstraße ansässigen Werbeagentur „kraft & adel“ so bewusst und nachhaltig wie möglich arbeitet, eine sinnvolle Erweiterung zu dem ganzheitlichen Leben, das sie sowieso führen und außerdem ein interessantes Experiment um mal zu gucken wie es sich anfühlt. „Bewusst zu leben ist für uns beide in den letzten Jahren immer wichtiger geworden“ verraten sie uns auf einem ihrer beiden Balkons, umgeben von selbstgezüchteten Kräutern „Als wir uns kennenlernten, waren wir beide schon einige Zeit Vegetarier. Den Entschluss vegan zu leben, haben wir dann gemeinsam gefasst.“ In Zukunft würden sie gerne noch mehr selbst anbauen, weswegen jede freie Ecke der beiden Balkone genutzt wird.

Die kleine, große Gefahr

Als Mikroplastik werden Kunststoff-Partikel bezeichnet, die kleiner als 5 mm sind. Und hier lauert für Nele Prinz die größte Gefahr unserer Plastik-Welt. Die kleinen Teilchen sind in vielen Kosmetikprodukten wie Cremes, Duschgel und Peeling enthalten. Genau genommen cremen wir uns also fast täglich mit Plastik ein. Und was nicht in unserer Haut landet, spülen wir in den Abfluss. Von dort aus gelangt es dann in die Weltmeere und wird von Fischen gefressen, die dann wiederum auf unserem Teller landen. „Man muss sich einfach klar machen das Plastik niemals ganz verschwindet, es wird einfach nur immer kleiner und kleiner“, erklärt uns Nele.

Bei alldem sieht sich die Designerin und Fotografin aber nicht als Vorreiterin oder moralische Instanz. Nach einem Leben ohne Plastikmüll zu streben ist für sie ein Prozess, der am besten Schritt für Schritt gegangen wird. Wenn ein Produkt aufgebraucht ist, wird es mit einer besseren Alternative ersetzt. Zum Fazit ihrer Challenge sagt Nele: „Dieser Monat hat mir ja zum Beispiel auch gezeigt hat, ist, dass Plastik ein integraler Bestandteil des modernen Lebens ist und zum Beispiel in der Medizin durchaus sinnvoll“, und weiter: „Für manche ist es sicherlich leichter als für andere, ihre Lebensmittel auf dem Wochenmarkt zu kaufen. Aber einen Jutebeutel mit zum Supermarkt zu nehmen, statt vor Ort eine Plastiktüte zu benutzen, ist eigentlich für jeden möglich. So kann man auch mit kleinen Dingen die Welt ein bisschen plastikfreier machen.“

Mehr Tipps zum plastikfreien Leben und tolle Fotos auf

www.facebook.com/no.plastic.challenge

www.neleprinz.de

Wer die vorerst einzige Gelegenheit nutzen möchten, das Buch von Nele „live“ zu erleben, anzuschauen und durchzublättern, geht zur

„Werkschau“ an diesem Donnerstag

19 Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Kommunikationsdesign – unter ihnen Nele Prinz – „ZIEHEN BLANK“: Einen Abend lang enthüllen sie ihre Abschlussarbeiten aus den verschiedenen Gestaltungsbereichen. Alle Absolventinnen und Absolventen stellen ihre Arbeiten persönlich vor und freuen sich auf kreativen Austausch.

Wann? Donnerstag, 16. Juli 2015, 19 Uhr
Wo? Glashaus, Campus Unter den Eichen, Wiesbaden
Weitere Informationen auf der Werkschau Wiesbaden-Website