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Was schreibt Wiesbaden? Eine Menge! Vielfältig spannende Neuerscheinungen hiesiger Autor:innen

Von Samira Schwarz. Fotos Verlage, Autoren, privat

Dass Wiesbadener:innen gerne lesen, ist kein Geheimnis. Doch in Wiesbaden wird auch viel geschrieben. Geballt wie selten vermelden derzeit  Wiesbadener Autor:innen ihre Neuerscheinungen. So vielfältig wie die Schreibenden selbst sind auch ihre Werke, von Romanen, gesammelten Kolumnen und Kinderbüchern bis hin zu Sachbüchern. Wir haben hineingeschmökert.

„Saure Äppler im Nizza des Nordens –  100 sensor-Kolumnen

So lange wie es sensor gibt, schreibt Falk Fatal jeden Monat seine Kolumne. Dabei berichtet der Podcaster, Punksänger, Journalist und Autor über Aktuelles, Persönliches und Weltbewegendes – aber auch über Wiesbaden. In „Saure Äppler im Nizza des Nordens – 100 Kolumnen. Aus Wiesbaden für die Welt: 10 Jahre Zeitgeschehen und Falk-Fatale Lebenserfahrung – powered bei sensor“ sammeln sich 100 Kolumnen voller Humor und Selbstironie. Dabei finden sich Fragen wie „Welche Errungenschaften werden unsere Zwanziger hervorbringen? Das selbstfahrende Auto? Intelligente Roboter? Saubere Energiegewinnung? Ein Leben in der Virtual Reality? Citybahn-Gegner*innen, die mit einem roten Doppeldeckerbus durch Wiesbaden kurven, um gegen die Bahn zu trommeln?“. Doch auch Einblicke, in denen Leser:innen sich wiedererkennen könnten, ein Schwelgen in 10 Jahren sensor, 10 Jahre Zeitgeschehen und 10 Jahren Falk-Fatale Lebenserfahrung. Die Buchtaufe findet, präsentiert von sensor, am 5. November in standesgemäßer Location statt: Beim Äbbelwoi Schmidt.

„Mitternachtssymphonie“ – Von der Zeitlosigkeit der Nacht

Alexander Pfeiffer ist Wiesbadener durch und durch. 21 Jahre sind seit seiner ersten eigenständigen Veröffentlichung vergangen und der Autor zeigt: Sein Können ist nicht genregebunden. Von Erzählungen über Gedichtbände bis hin zu Krimis – das Repertoire ist groß. Einigen dürfte der Schriftsteller auch als Moderator der monatlichen Video-Kolumne „Pfeiffers Kultur Kiosk“ oder als Mitglied des Kulturbeirats bekannt sein. Nun widmet sich der 51-Jährige wieder den Erzählungen: In „Mitternachtssymphonie“ lädt der Autor ein, die Figuren seiner 15 Erzählungen durch die Zeitlosigkeit der Nacht zu begleiten. Leser:innen können mitverfolgen wie sich die Figuren „in einer dunklen Schnittmenge aus Einsamkeit, Erotik und Kreativität begegnen“ und sich der Schwerelosigkeit der Nacht hingeben, bevor sie sich wieder verlieren.

„Pusten, Prusten, Blubbern, Klappern“ – Musikalisches Kinderbuch

Was gehört zum Flöte lernen? Die Wiesbadener Flötistin und Musiklehrerin Britta Roscher weiß das nur zu gut und bringt das Instrument in ihrem neuen Kinderbuch „Pusten, Prusten, Blubbern, Klappern“ Kindern auf spielerische Weise näher. Illustriert von Dietmar Bertram, werden Affe Anton, Elefant Eduard, Schlange Salome und Papagei Pepe den Kindern vorgestellt und unternehmen einen Dschungelausflug. Auf ihrer Reise spielt das „Flötenquartett“ den andern Dschungelbewohner:innen Musikstücke vor. Doch auch die Leser:innen können direkt mithören: Über QR-Codes bereichern von Roscher selbst arrangierte und eingespielte Stücke das Leseerlebnis.

„Rockmusikfilme – Die Dokumentationen“ – Lebendige Zeitreise

„Rockmusikfilme – Die Dokumentation“ ist musikalische Zeitreise durch die 80er hin zu den Ursprüngen des deutschen Trash Metals, in die Geschichte der Rockmusik, von Beatlemania bis Woodstock, über Punk, Metal und Grunge. Hundert Filme stellt Drehbuchautor Renatus Töpke vor. Ob sie nun in Stadien, Hallen oder im Studio spielen: Alle Filme eint die Hingabe zur Musik, mit spannenden Einblicken hinter die Kulissen, untermalt durch Fotos und exklusive Interviews.

„Weltengewitter – Spiegel unserer Zeit“ – Nachdenken über die Gesellschaft  

Andreas Lukas kann als Autor auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Nicht nur gewann das Mitglied der Autorenvereinigung „Gruppe 48“ den Hildesheimer Literaturwettbewerb 2022, im Juli erschien auch die italienische Ausgabe des erfolgreichen Buches „Taxi Damaskus“, welches er gemeinsam mit dem Musiker und „Pianist aus den Trümmern“ Aeham Ahmad schrieb. In seinem  nun veröffentlichten Roman „Weltengewitter – Spiegel unserer Zeit“ folgen die Leser:innen dem sich zunehmend unwohl fühlenden Protagonisten Adalbert Wiedermann. Lukas zeigt gesellschaftskritisch die aktuelle Erschütterung der jetzigen Zeit und lässt Adalbert sein persönliches Welten-Gewitter als Personifizierung der Gesellschaft erleben. Der Protagonist stellt fest: „Vor-sich-hin-Leben“ ist keine Option mehr, etwas muss sich ändern. So begibt er sich auf die Suche nach neuen Horizonten.

„Montaignes Katze“ – Paris im 16. Jahrhundert mit Parallelen zum Heute

Der in Wiesbaden lebende Nils Minkmar ist gleich dreimal als Kulturjournalist des Jahres ausgezeichnet worden. Neben seinen Erfolgen als Journalist für die großen Zeitungen des Landes – und übrigens auch als bemerkenswerter Newsletter-Verfasser („Der siebte Tag“) – veröffentlichte er bereits drei Sachbücher. Nun folgt sein erster Roman beim renommierten S. Fischer Verlag. „Montaignes Katze“ spielt in Frankreich – wohl naheliegend für einen Autor, der neben dem deutschen auch den französischen Pass besitzt. Die eindrucksvolle Geschichte lässt Leser:innen in das 16. Jahrhundert und das Leben von Michel de Montaigne eintauchen. Der Diplomat, Philosoph und Menschenkenner wird in einer Nacht- und Nebelaktion nach Paris gerufen – die Stadt, die sich auf keinen König einigen kann. Minkmar zeigt mit sinnlichen Details und großer Anschaulichkeit auf, dass die Welt von damals der heutigen in vielem ähnelt und dass Katzen und Entdeckerfreude nicht nur damals Rettung versprechen konnten.

Am Donnerstag, 3. November, um 19.30 Uhr liest Nils Minkmar aus „Montaignes Katze“ im Literaturhaus Villa Clementine.

„Weltuntergang fällt aus“ –  Klimaaktivisten-Bestseller

Bestseller Autor? Eher Bestseller-Aktivist. Jan Hegenberg, seit Jahren erfolgreich bloggender Klimaaktivist, ist beides. Sein Sachbuch „Weltuntergang fällt aus“ ist als höchster Neueinsteiger sofort auf Platz 3 der Spiegel-Bestseller-Liste gelandet. Nach BWL-Studium und Job in der IT-Branche fand Hegenberg 2009, wohl nicht zuletzt durch seinen Lebenswandel hin zum Veganismus, seine Leidenschaft für das Schreiben. Mittlerweile betreibt er seinen Blog „Der Graslutscher“ hauptberuflich und hat es sich zur Aufgabe gemacht auf humorvolle Art über Ernährungs-, Energie- und Verkehrswende aufzuklären.

Diese Themen greift Jan Hegenberg auch in seinem Buch auf. Mit „Warum die Wende der Klimakrise viel einfacher ist als die meisten denken und was jetzt zu tun ist“ verspricht der Untertitel nicht nur eine neue Perspektive, sondern auch Handlungsmöglichkeiten. Dabei fokussiert sich der Autor auf Fakten und zeigt, ohne seinen Humor zu verlieren, wie die ideale Welt 2040 aussehen würde und inwiefern man in dieser Zukunft klimaneutral leben könnte.

„Lebensläufe“ – Ein Buch steht Kopf

Jede zweite Seite steht auf dem Kopf! Dadurch kann man das Buch in beide Richtungen lesen. In eine Richtung gelesen: Gedichte von Stefan Krüger aus Köln, ergänzt jeweils von einem Porträtausschnitt eines Bildes der Wiesbadenerin Mireille Jautz. Die Porträts zeigen im Laufe des Buches immer jüngere Menschen. In die andere Richtung betrachtet: Bilder von Mireille Jautz, ergänzt jeweils von einem Zitat aus einem Gedicht von Stefan Krüger. Die Porträts zeigen im Laufe des Buches immer ältere Menschen. Alle Bilder und Texte handeln von Menschen. Die Malerei von Mireille Jautz und die Texte von Stefan Krüger bilden Spannungsfelder und Harmonien und ergeben eine neue Beziehung. Ganz neu für diese Zusammenstellung entstanden die Porträtausschnitte. Mireille Jautz malte sie als Schwarz/Weiß/Grau-Serie unter dem Titel REMIX während der Pandemie.

„Meine erste Mal- und Zeichenschule“ -Schritt für Schritt zum Erfolgserlebnis

Mit seinem Mitmach-Buch „Schüttel den Apfelbaum“ steht der Wiesbadener Illustrator und Autor Nico Sternbaum seit über zwei Jahren ununterbrochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Nun ist seine erste Mal- und Zeichenschule erschienen mit über 100 Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Sie richtet sich an Kinder ab Jahren. Aber auch Eltern, Erzieher:innen und Grundschullehrer:innen finden hier kreative Anregungen. Das Buch ist das Ergebnis zahlreicher Zuschriften von Erwachsenen, die sich genau dies von Nico wünschten: Die Kinder würden durch seine Geschichten und Illustrationen zu eigener Kreativität angeregt, wüssten aber oft nicht, wie man beispielsweise eine Katze oder ein Auto malt.

Und wenn die Kinder die Eltern oder Erzieher:innen bitten, ihnen solche Bilder „vorzumalen“, seien diese oft ratlos. Die Mal- und zeichenanleitungen sind stets in sechs einfache Schritte unterteilt. „Das ist leicht nachvollziehbar und zaubert sofort tolle Ergebnisse aufs Papier“, sagt Sternbaum und verrät: „Genau so habe ich auch mal angefangen.“

Lesestadt Wiesbaden

Nicht ohne Grund wurde die Stadt gleich dreimal von der Stiftung Lesen für ihr Engagement beim Vorlesetag als „Vorlesestadt“ ausgezeichnet. Nicht ohne Grund konnte das Literaturhaus in der Villa Clementine gerade Zwanzigjähriges feiern, gab es in diesem Sommer gleich zwei Literaturfestivals, veröffentlicht der Zusammenschluss des unabhängigen Wiesbadener Buchhandels alle vierzehn Tage eine eigene Stadt-Bestsellerliste und und und. Apropos: Der beste Ort, um die hier vorgestellten Bücher zu kaufen, ist nicht etwa ein Online-Gigant, sondern der örtliche Buchhandel. In Wiesbaden haben wir eine erfreuliche Auswahl, schaut zum Beispiel mal hier: www.wiesbaden-liest.com