Von Jan Gorbauch. Fotos Frank Meißner.
Mitte September hat das „Canal du Midi“ im Westend großes Jubiläum gefeiert: 10 Jahre verköstigt Rainer Hefele die Wiesbadener nun schon mit ausgesuchten Weinen und französischen Leckereien. Das muss man, in der schnelllebigen Gastrowelt im Allgemeinen und bei der schwierigen Wiesbadener Ausgehszene im Speziellen, erst mal schaffen. Dabei ist die Geburt der Weinbar ursprünglich eigentlich mehr oder weniger Zufall gewesen. Rainer ist von Haus aus Kameramann und steht auch heute noch regelmäßig hinter der Kamera. Er lebte allerdings lange Zeit in Paris und hat eine ausgeprägte frankophile Ader, ein Gespür für das „Savoir-vivre“, die guten Weine und die feinen, aber einfachen Speisen der Franzosen.
Wein als zweites Standbein
Irgendwann begann er dann damit, nicht nur sich selbst, sondern auch die Familie und Freunde in Deutschland bei seinen Reisen durch das Nachbarland – „immer im Auto“ – mit Wein zu versorgen. Daraus entstand die Idee eines zweiten Standbeins. „Ein reiner Weinhandel war aber nichts für das Westend“ und so wurde das „Canal du Midi“ geboren: zwar auch Weinhandlung, aber vielmehr Weinbar, mit viel selbstgebautem Interieur, mit einfacher Gemütlichkeit – ein Ort zum Verweilen, egal ob mit kühlem Weißwein draußen auf der schönen Terrasse an lauen Sommerabenden oder im Winter drinnen mit kräftigem Rotwein. Einen passenderen Namen als „Canal du Midi“ hätte man dafür wohl nicht wählen können, verbindet der Kanal doch Toulouse mit dem Mittelmeer und durchläuft dabei große Weinbaugebiete wie die Pyrenäen und das Languedoc.
Jeder Winzer ist persönlich bekannt
Entsprechend ist die Auswahl der Weine aus ganz Frankreich wahnsinnig umfangreich. Nach wie vor kennt Rainer jeden Winzer persönlich und besucht alle Weingüter regelmäßig, um Kontakte zu pflegen und neue Schätze zu entdecken. Über 100 Weine, Crémants und Champagner hat er im Angebot – „und auch die offenen Weine werden regelmäßig durchgewechselt“. Aktuell kann man im Ausschank zum Beispiel Rotweine der Appelation Limoux aus den Pyrenäen oder den fruchtigen Vin Gris aus der Region Lothringen genießen. Eins ist sicher: im „Canal du Midi“ ist ganz bestimmt für jeden etwas dabei, wobei die Unentschlossenen oder gar Unwissenden gerne vom Herrn des Hauses beraten werden (und die Tropfen der Wahl übrigens auch mit nach Hause nehmen können). Bei all dem Trank kommt der Hunger natürlich nicht zu kurz. Unterschiedliche Flammkuchen, sowohl herzhaft als auch süß, zum Beispiel mit herbstlichen Steinpilzen und Knoblauch oder mit Apfelscheiben, Zimt, Zucker und Calvados, sind die Spezialität des Hauses und werden von Rainer persönlich zubereitet. Wenn man Glück hat, erwischt man sogar einen der Tage, an denen mit frischen Zutaten groß gekocht wird: im Sommer war es jüngst Gazpacho und bald schon wieder wärmendes Boeuf Bourguignon oder Coq au Vin. Heiß kann es übrigens auch bei regelmäßigen DJ-Abenden werden. Oder auch bei Privatfeiern, für die das Canal hin und wieder vermietet wird.
Canal du Midi Weinbar & Weinhandel, Blücherstraße 30, 65197 Wiesbaden, Tel. 0611/ 46 20 200, E-Mail: info@canal-du-midi-weinbar.de, Montag bis Samstag ab 18 Uhr
Rezept für Boeuf Bourguignon
Zutaten (6 Personen): 1,5 kg Rindfleisch aus der Schulter, 150 g frischer Speck, Salz, frisch gemahlener Pfeffer, 2 Thymianzweige, etwas gemahlener Thymian, 3 Lorbeerblätter, 6 Knoblauchzehen, 1 Bund Petersilie, 0,1 Liter Cognac, halbe Flasche Roter Bourgogne (Pinot Noir), Olivenöl, 400 g frische weiße Champignons, 3 große Möhren, 24 kleine Zwiebeln
Zubereitung: Fleisch in große Würfel schneiden und im heißen Öl anbraten (großer Topf oder gußeisener Bräter). Speck in Stücke schneiden und mit den Zwiebeln anbraten (große Pfanne). Fleisch bei mittlerer Hitze weiter garen und nach und nach den Wein und den Cognac dazugeben. Salzen, pfeffern, die Kräuter dazu und bei kleiner Hitze ca. 2 Stunden abgedeckt köcheln lassen. Möhren in mittelgroße Stücke schneiden, Champignons halbieren. Speck, Zwiebeln, Möhren, Champignons und Petersilienzweige zu dem Fleisch geben und weitere 40 Minuten köcheln lassen. Falls nötig noch etwas Wein oder Wasser nachgießen und mit einem Holzlöffel ab und zu bewegen. Das Gericht benötigt eigentlich keine Beilage. Man kann aber etwas Brot dazu essen oder Salzkartoffeln dazu servieren.