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„Wiesbaden Engagiert!“: Raus aus dem Anzug, rein in den Blaumann

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Von Hendrik Jung. Foto Michael Link.

Wiesbaden lebenswerter machen, das können nur die Wiesbadener selbst. Etwa bei „Wiesbaden Engagiert!“. Hier finden gemeinnützige Einrichtungen Unternehmen – und umgekehrt. In diesem Jahr zum zehnten Mal.

Rückwärts läuft Zirkuspädagogin Caren Beber die Rampe hinauf. Die Hände erhoben, den Blick aufmerksam auf ihre Schülerin Sarah gerichtet, um sie zu sichern. Diese folgt ihr auf einer großen Kugel balancierend, die sie mit kleinen Schritten vorwärts treibt. Über insgesamt zwei Rampen und zwei Plattformen führt der Weg. „Schön langsam dribbeln“, weist die Trainerin sie an und freut sich, als der Balance-Akt für das neue Programm des Wiesbadener Kinderzirkus Flambolino gelingt. Begeistert sind die beiden auch von der Rampe, die sie der Firma Metallbau Huhle zu verdanken haben. Deren Mitarbeiter haben sie im vergangenen Jahr im Rahmen von Wiesbaden Engagiert produziert.

„Mit zwei Ebenen haben wir jetzt mehr Möglichkeiten. Sie ist vielseitig einsetzbar und leicht zu tragen“, freut sich die 14-jährige Sarah. Zuvor habe man auf Holzrampen trainiert, die jedoch zu schwer sind und zu schnell kaputt gehen. Während der Produktion des neuen Geräts ist die Zirkuspädagogin zwei Mal sogar mit ihrem Einrad in die Werkstatt gegangen, um zu testen, ob die Steigung nicht zu steil wird. „Das ist wirklich unbezahlbar. Das gibt es so nicht zu kaufen und man hat sich unheimlich viel Zeit genommen, um unsere Wünsche anzuhören und sich da rein zu versetzen“, freut sich Gabi Keast vom Kinderzirkus über das Engagement des Unternehmens. Das beteiligt sich seit 2006 jedes Jahr an der Aktion, oft bei mehreren Projekten. Im vergangenen Jahr waren es gleich sechs.

„Wir sind ein attraktiver Kooperationspartner, weil viele etwas produziert haben möchten“, weiß Günter Huhle. Dem komme man gerne nach. „Wir leben und arbeiten in Wiesbaden, auch die Kinder unserer Mitarbeiter sind häufig aus Wiesbaden. Wir sind einfach interessiert daran, dass es eine lebenswerte Stadt ist“, erläutert der Geschäftsführer und Mitinhaber der Firma. Außerdem komme man durch die Teilnahme bei Wiesbaden Engagiert in Kontakt mit potenziellen Auszubildenden.

Soziales Miteinander fördern

„Nicht alle Städte sind so weit wie Wiesbaden“, zeigt sich Karoline Deissner vom Amt für Soziale Arbeit stolz auf das Projekt, mit dem soziale Miteinander in der Stadt gefördert werden soll. Daniel Meier, der aus München stammt und seit kurzem in Wiesbaden für Pro Familia arbeitet, bekennt bei einer Infoveranstaltung, dass er zuvor noch nie von einem solchen Projekt gehört habe. Joachim Riemann, der Vorsitzende des Fördervereins der Werner-von-Siemens-Schule, hat dagegen bereits mit verschiedenen Organisationen teilgenommen. „Man kann Kontakte knüpfen, die über das Projekt hinaus laufen“, berichtet er. Ein Anfang ist bereits zwischen den Mitarbeitern der Debeka-Versicherung und der Kindertagesstätte Hellkundweg gemacht. Auch in diesem Jahr will man bei Wiesbaden Engagiert wieder kooperieren. „Weil es so schön war“, sagt Geschäftsstellenleiterin Anna Godin. Die erste Beteiligung des Unternehmens im vergangenen Jahr, bei der eine neue Feuerstelle entstanden ist, habe außerdem dem Teambuilding gedient. Ihre Mitarbeiter, die vorwiegend im Außendienst tätig sind, treffen sich sonst nur einmal pro Monat.

„Blaumann statt Anzug“ heißt es bei den meisten Projekten. „Das sind die Anpack-Projekte, bei denen es darum geht zu renovieren oder zu bauen“, erläutert Karoline Deissner. Seltener seien Know-How-Projekte wie das zwischen der Firma Huhle und dem Kinderzirkus, weil hier Anforderungen und Voraussetzungen genau passen müssen. Außerdem gebe es noch die Kategorie der Aktivprojekte, bei denen Mitarbeiter eines Unternehmens mit den Bewohnern einer Einrichtung einen Tag lang einen Ausflug machen. Insgesamt ist Wiesbaden Engagiert eine Erfolgsgeschichte: Von 30 Projekten mit 170 Teilnehmern im Jahre 2005 ist die Bilanz im Vorjahr auf 90 Projekte mit 950 Teilnehmern gestiegen. 

Erstmals können sich die Projekte von „Wiesbaden Engagiert!“, die bisher an einem fixen Tag stattfanden, in diesem Jahr über eine ganze Woche verteilen. Die Jubiläumsaktion – mit OB Sven Gerich als Schirmherr und sensor als Medienpartner – findet zwischen dem 27. Juni und dem 4. Juli statt. Weitere Informationen bei Karoline Deissner unter der Telefon-Nummer 0611/315466

Heute findet in der Christian-Bücher-Halle ab 18 Uhr die große Wiesbaden Engagiert!Projektbörse statt: Projekte stellen sich mit ihren Einrichtungen vor und suchen nach Unternehmen, die sie unterstützen wollen. www.wiesbaden.de/upj Organisatorin Karoline Deissner meldete vor wenigen Tagen über die „Wiesbaden engagiert“-facebook-Seite erfreut eine „Wasserstandsmeldung“ von 108 angemeldeten Unternehmen, 112 Projekten von 88 Einrichtungen und garantiert mindestens 1000 Teilnehmern, die in der Projektwoche anpacken werden.

Der Kinderzirkus Flambolino präsentiert sein neues Programm erstmals am 9. April um 17 Uhr im Rahmen der Kinder-Kulturtage im Stadtteilzentrum Schelmengraben