Interview: Dirk Fellinghauer. Foto: Simon Hegenberg.
BERUF
Sie sind eigentlich Bauingenieur. Warum sind Sie seit sechs Jahren Chef des Park Cafés?
Ich bin absoluter Quereinsteiger. Als damals mit dem Umbau des Park Cafés über eineinhalb Jahre alles schief ging, fragte mich der Investor Ahmet Akkus: Kannst Du die Bauleitung übernehmen? Ich sagte: Ja, aber auf meine Art. Nachdem es mir innerhalb von sechs Monaten gelang, alle Probleme zu lösen, meinte er: Du hast dafür gesorgt, dass das Park Café wieder geöffnet werden kann, also betreibe den Club jetzt auch. Ich hatte ja keine Ahnung davon, stand als Gast immer auf der anderen Seite. Geplant war ein halbes Jahr. Jetzt sind es über sechs Jahre.
Was bedeutet das Park Café für Sie persönlich und was für die Stadt?
Für mich ist es zur Lebenseinstellung geworden, hat oberste Priorität, noch vor Familie. Ich identifiziere mich damit und repräsentiere das Park Café voller Stolz. Es gibt wohl keine Clubgeschichte dieser Art: fast 100 Jahre an einem Ort, unter dem gleichen Namen. Elvis, Sinatra, Chaplin waren hier. Vor unserem Umbau und Neueröffnung war das Park Café, in seiner letzten Phase, ein maroder Schuppen mit miesem Ruf. Ich habe nicht bei 0, sondern bei minus 300 angefangen. Zwei Jahre lang blieb der Laden leer. Ich habe jeden Tag einzeln aufgebaut, heute sind wir ein Club mit Fünf-Tage-Woche. Für die Stadt sind wird eine wichtige Institution. Wir beleben die Stadt, über die Hälfte kommt von auswärts. Wir haben den Namen aufpoliert und wieder zur Top-Adresse im Rhein-Main- Gebiet gemacht.
Wie suchen und finden Sie Partytrends?
Ich bin immer auf der Suche. Ich versuche auch aus 08/15-Gesprächen Ideen herauszufiltern und daraus Neues zu kreieren. Aktuell sehe ich keine besonderen Trends. Man muss einfach dafür sorgen, dass die Leute im Club ein positives und freundliches Erlebnis haben. Ich habe noch sieben, acht Partykonzepte in der Schublade. Hätte die Woche zehn Tage … Der einzige Trend aber, den unsere Gäste lieben, hat sich von alleine entwickelt. Ununterbrochen kommen Promis aus Sport, TV, Fashion und Musik und fühlen sich sehr wohl bei uns.
Ein Park Café-Klischee betrifft die Türpolitik – wer kommt rein, wer bleibt draußen?
Das ist natürlich ein Thema. Jeder, der gepflegt und stylish ist und ein freundliches Erscheinungsbild hat, ist herzlich willkommen. Wir briefen auch unsere Türsteher, dass sie freundlich zu allen Gästen sind. Bei uns wird jeder gleich behandelt, ob Student oder Millionär. Es gibt keine Ausnahmen, was für die Wiesbadener manchmal etwas schwierig ist. Aber wer will, kann natürlich einen eigenen VIP-Bereich reservieren und kriegt von mir aus auch einen Bodyguard dazu.
Haben Sie schon mal das Klo geputzt im Park Café?
Ja! Gerade vor drei Wochen gab es die Situation. Ich habe alles schon gemacht. Und weil ich es so vormache, verlange ich von meinem Team dasselbe.
MENSCH
Wer oder was hat Sie am meisten geprägt im Leben?
Mein Vater. Sein Leitspruch war: Junge, die Nummer Eins zu werden, ist relativ einfach. Aber die Nummer Eins zu bleiben, das ist harte Arbeit und die Kunst des Lebens. Außerdem lese ich immer wieder das gleiche Buch: „Die Kunst des Krieges“ von Sunzi. Wenn ich es durchgelesen habe, fange ich direkt wieder von vorne an.
Sie haben eine 5-Nächte-Woche. Haben Sie überhaupt noch Lust, privat auszugehen?
Das Einzige, was ich noch mache, ist gut Essen gehen. Ich bekomme viele Einladungen, aber da ich jeden Tag vor Ort präsent bin, kann ich privat nicht ausgehen. Das fehlt mir, aber mit dem Park Café geht es einfach um viel. Der Investor hatte das Durchhaltevermögen, dass ich meinen dicken Kopf durchsetzen konnte. Da ist mir heute einfach jeder Tag zu kostbar, um nicht im Park Café zu sein.
Im Nachtleben findet man schnell falsche Freunde – wie wählen Sie Ihre Freunde aus?
Ich habe gelernt, nur wenige Personen freundschaftlich an mich heranzulassen. Dafür pflege ich die Freundschaften, die ich habe, auch wenn man sich lange nicht persönlich sieht. Ich finde es schön, wenn sich manchmal aus geschäftlichen Beziehungen Freundschaften entwickeln. Umgekehrt wäre es der falsche Weg.
Sie stammen aus dem Ruhrgebiet, leben in Frankfurt – was gefällt Ihnen an Wiesbaden und was stört sie?
Ich liebe Wiesbaden, die Stadt, die Architektur, die alten Gebäude. Was mich stört: dass es sehr lange dauert, bis man das Vertrauen der Leute gewinnt. Ich habe mit dem Park Café sechs Jahre gebraucht und nun eine komplett neue Generation in den Club gebracht. Sie vertrauen uns, weil sie wissen: wenn wir etwas versprechen, halten wir Wort. Das war früher nicht so.
Wovor haben Sie Angst?
Ich habe keine Angst. Vor nichts. Wer fleißig ist, ehrlich und sich korrekt verhält, muss keine Angst haben.
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Das Park Café im Internet: www.pcwi.de