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Aus Wiesbaden nach Auschwitz – Heute vor 78 Jahren wurden 119 Sinti deportiert / Gedenkstunde um 16 Uhr

Heute vor 78 Jahren, am 8. März 1943, wurden 119 Angehörige der Sinti von Wiesbaden aus in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Landeshauptstadt Wiesbaden gedenkt auf Vorschlag des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma jährlich der Deportation der Wiesbadener Sinti durch das NS-Regime.

Auch heute wird es, um 16 Uhr, eine Gedenkstunde geben. Corona-bedingt findet sie ohne Publikum statt und wird stattdessen live und als Aufzeichnung auf wiesbaden.de zu sehen sein. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und der Vorsitzende des Verbands hessischer Sinti und Roma, Adam Strauß, erinnern im Beisein von Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel an die Opfer.

„119 Wiesbadenerinnen und Wiesbadener vom Neugeborenen bis zum Greis wurden in die Lager verschleppt, zur Arbeit gezwungen, vergast und vernichtet. Der Völkermord stellte den traurigen Höhepunkt einer jahrhundertelangen Verfolgung und Diskriminierung dar. Sinti leben bereits seit circa 600 Jahren im deutschsprachigen Raum. 600 Jahre in denen sie einerseits Teil der Gesellschaft waren, aber auch immer wieder aus ihr ausgeschlossen wurden“, erinnert Adam Strauß.

Erinnern an Leid, aufmerksam machen auf bedenkliche Entwicklungen

„Wenn wir uns mit der Geschichte der Verfolgung befassen, erinnern wir nicht nur das Leid, welches unsere Menschen erleben mussten. Es erinnert uns auch an die gesellschaftliche Verantwortung, die wir tragen. Die gegenwärtigen Entwicklungen sind für Angehörige unserer Minderheit sehr verunsichernd. Wir sehen die Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien, die rechte Gewalt, wie sie sich besonders deutlich in Kassel, Halle und Hanau zeigte. Und wir sehen Fälle, wie den in Singen, wo ein kleines Kind von der Polizei in Handschellen widerrechtlich festgenommen wurde“, so Strauß. Zuversichtlich stimmt ihn: „Wir sehen auch, dass es Widerstand gibt, dass Kritik an Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus lauter wird..“

Das Mahnmal in der Bahnhofstraße soll, so der OB, „ein deutliches Zeichen für Haltung und Rückgrat, Hinschauen und Einmischen, Mitgefühl und Solidarität sein“. Es besteht aus einem großen dreigeteilten Sandsteinblock. Er zeigt eine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern, die sich – erdrückt unter einer schweren Last – auf dem Weg in den Untergang befindet.

Alle Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, an der virtuellen Gedenkstunde am Montag, 8. März, teilzunehmen. Die Übertragung beginnt um 16 Uhr und kann direkt, auch nachträglich noch, über wiesbaden.de besucht werden.