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Das große Miteinander – 300 Darsteller bringen bei Inklusionsprojekt „Die Schöpfung“ auf die Kurhaus-Bühne

Evim_02_3sp_webText/Fotos Dirk Fellinghauer

„Die Schöpfung – Gemeinsam.Neu.Erleben“ – dieser Herausforderung stellen sich am Dienstag, 13. Oktober, auf der Kurhaus-Bühne Profis und Laien, Alt und Jung, Menschen mit und ohne Behinderungen. „Mir geht es darum, das Besondere in jedem Einzelnen zu finden, und dieses Spezielle als ein Plus, als ein Bonus, als eine Begabung zu präsentieren“. Mit genau dieser Einstellung ist Miguel Angel Zermeño prädestiniert, das ehrgeizige Inklusionsprojekt „Die Schöpfung. Gemeinsam.Neu.Erleben“ auf die Bühne zu bringen. Allein die bloße Anzahl der Mitwirkenden ist gigantisch und eine Herausforderung für alle Beteiligten: 300.

Dass nur die wenigsten von ihnen Profis sind, hindert den aus Mexiko stammenden Choreographen und Tänzer ebenso wenig an sehr ernsthafter, professioneller und hochkonzentrierter Arbeit – die im September 2014 begonnen hatte und nun nach einem Jahr in den Aufführungen mündet –  wie die Tatsache, dass hier Menschen jeden Alters und Menschen mit und ohne Behinderungen ein höchst anspruchsvolles Werk zusammen erarbeiten. „Beim Tanz, bei einer Choreographie, weiß man: Wir müssen alle zusammen funktionieren“, lautet seine lapidare Erklärung für das Gelingen des Gemeinschaftswerkes: „Ohne zu viel Theorie ergibt sich ein gemeinsames Gefühl, das alles zu schaffen und dass wir alle Teil davon sind. Wir brauchen uns alle gegenseitig.“

Jeder hat eigene Qualitäten

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Das außergewöhnliche Projekt  wurde von der LORENZ Stiftung in Zusammenarbeit mit EVIM, dem Evangelischen Verein für Innere Mission in Nassau, ins Leben gerufen. Aus Haydns 1798 uraufgeführtem Oratorium „Die Schöpfung“ wird mit Tanz und Theater eine hochwertige moderne Inszenierung. Mitwirkende sind Solisten aus dem Ensemble der Frankfurter Oper, dem Bachchor der Erlöserkirche Bad Homburg, dem ‚Jungen Sinfonieorchester Berlin‘ und Schülern der Region. Von EVIM beteiligen sich Mitwirkende aus allen Einrichtungen der Wiesbadener Behindertenhilfe.

Das innovative Projekt, das also auch das Rhein-Main-Gebiet ganz selbstverständlich verbindet, will ein Gemeinschaftserlebnis schaffen, in dem jeder einzelne mit seinen Qualitäten und Begabungen zum Gelingen und zum Erfolg beiträgt. Alle sind gemeinsam ‚Die Schöpfung‘. Anders als an Haydns Musik werden für die Inszenierung an der Erzählweise sehr wohl Änderungen vorgenommen. Schließlich sehen die Menschen heute die Schöpfung mit anderen Augen. Während die Originalversion die Entstehungsgeschichte der Welt verherrlicht, sind in dieser Fassung kritische Fragestellungen erlaubt.

Der national und international erfolgreiche Zermeño will in diesem Projekt den Menschen in den Mittelpunkt rücken und vor allem ‚den Körper Geschichte zeigen lassen‘. „Ich möchte auch denen, die weniger Bewegungsmöglichkeit haben, das Gefühl geben, frei zu sein, zu fliegen, zu schweben, so dass sie wirklich wissen, wie es ist, seinem Körper zu vertrauen“, beschreibt der Choreograph, der die Proben mit mitreißendem Temperament, mit großer Klarheit und Herzlichkeit leitet, eines der Ziele seiner Inszenierung.  Es geht um eine Gesellschaft, die jeden aufnimmt, unabhängig von seinem Alter, seinem Geschlecht, seiner Herkunft und seinen körperlichen und geistigen Voraussetzungen. Jeder hat in die Möglichkeit, sich und seine Talente zu entdecken und zu entfalten.  Oder wie Stifter Heinz-Jürgen Lorenz es ausdrückt: „Es wird viel über die Inklusion diskutiert, wir haben es einfach mal gemacht!“

Bei der Premiere im ausverkauften hr-Sendesaal in Frankfurt war der Jubel groß. Nun kommt das Bühnenereignis nach Wiesbaden. Die Aufführung findet statt am Dienstag, 13. Oktober, um 19.30 Uhr im Thiersch-Saal des Kurhauses. Karten gibt es an allen bekannten Stellen und an der Abendkasse.

www.gemeinsam-neu-erleben.de