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Der Alleswissenwoller: Wolf Mross ist Filmvorführer im Murnaukino – und vieles mehr als das

Von Tamara Winter. Foto Samira Schulz.

Schon als Kind hat ihn Kino fasziniert. Erste Ausflüge in die Filmhäuser der Siebzigerjahre weckten eine Neugier in ihm, die bis heute alles bestimmt. Der Junge von damals stellte sich schnell die Frage, warum viel mehr Akteure im Abspann aufgezählt wurden, als üblicherweise auf der Leinwand zu sehen waren. Das konnte er sich nicht erklären. Wer sich mit welchen Aufgaben genau an einer Filmproduktion beteiligt, wollte er unbedingt herausfinden. Später, in seinen ersten Berufsjahren, erkundete Wolf Mross beim Fernsehen das gesamte Filmset. Beim ZDF begeisterte er sich für alle Bereiche: Regie, Kamera, Schnitt, Aufnahmeleitung, Bühne, Licht und Ton. Sogar bis hin zur Requisite hat seine Neugier ihn geführt. Er wollte alles lernen und verstehen.

Viele Zwischenstationen führten ins Murnau

Heute ist Wolf Mross das sympathische Gesicht des Murnau Filmtheaters. Seit der Eröffnung im Frühjahr 2009 kümmert er sich um den umfangreichen Betrieb. Sein Weg dorthin führte über viele Stationen. Die erste nach dem Abschluss in Mediendesign war die Reduit in Kastel. Dort machte er eine Ausbildung zum Filmvorführer, und das Auflegen der Bänder wurde zu einer Passion. „Die besondere Maschinerie der damaligen Abspielgeräte erforderte besonders viel Übung, um eine perfekte Vorführung abzuliefern.“, erinnert er sich lächelnd. Es folgten lehrreiche Zwischenstationen bei der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) und bei der Caligari Filmbühne, wo er unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war.

Multitalent mit Leidenschaft für 35-mm-Filme

Auch heute noch liebt er es, 35-mm-Filme aufzulegen. Die beiden Bauer-Projektoren im Vorführraum des Murnau Filmtheaters stammen aus dem Jahr 1954 und erfordern große Sorgfalt. Der gelernte Filmvorführer nennt sie mit einem zwinkernden Auge liebevoll seine beiden „alten Damen“. Er erklärt, dass besonders alte Filmkopien ein feinfühliges Geschick erfordern, damit der Zuschauer von den Übergängen nichts mitbekommt. Er betont: „Es ist eben Handwerk. Ohne geschultes Rhythmusgefühl haut es nicht hin“. Wer das Murnau-Kino besucht, erlebt Wolf Mross als Allrounder: So ganz nebenbei kümmert er sich auch um alles andere. Man sieht ihn an der Kasse, beim Getränkeverkauf, am Einlass. Immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen, auch bei der Ankündigung von Filmen. Für ihn ist der Kontakt zu den Kinogästen unverzichtbar, diese lieben seine Ansprache und seine Ansagen mit höchstem Unterhaltungswert.

„Das Murnau ist kein Popkornkino“

Nicht selten erlebt man ihn lebhaft plaudernd mit Filmfans im Foyer. Er liebt, was er tut und das überzeugt. Was er nicht mag, sind Filme aus dem Horrorgenre. Und auch jenseits der Leinwand gibt es Dinge, die er keinesfalls im Kino sehen will. Ein Gast kam mal mit seinem Fahrrad herein gefahren und wollte es vor Vorstellungsbeginn neben der Kasse abstellen. Das ist für ihn ein No-Go und gehört nicht in seinen ehrwürdigen Filmpalast. Schrecklich findet er auch, wenn während der Vorführung gegessen wird. „Das Murnau ist kein Popkornkino“ betont er. „Wer kommt, kann auch mal für zwei Stunden auf die Nahrungsaufnahme verzichten“, findet der engagierte Tausendsassa. Genussvolles Kino ist kaum vorstellbar, wenn der Sitznachbar krachend Nachos oder Ähnliches verspeist. Dass er grundsätzlich gar kein Problem mit kulinarischen Genüssen hat, zeigt die Reihe „Köstliches Kino“, die er höchst erfolgreich zusammen mit „Hofkoch“ Christoph Holderrieth organisiert.

Anekdoten ohne Ende

Wenn der 49-Jährige nicht gerade im Vorführraum die großen Maschinen bedient, genießt er Momente mit den Besuchern. „Wir haben ganz besondere Gäste“ lobt er. Es gibt emotionale Nähe, was vielleicht an seiner humorvollen und empathischen Art liegt. 25 Jahre war er nebenher in der Gastronomie tätig. Das hat Spuren hinterlassen. Und sein Kinowissen teilt er gerne mit anderen. Er gesteht „Die vielen Geschichten, die mir in der Vergangenheit zugetragen wurden, sind so unterhaltsam, dass ich irgendwann begonnen habe, sie aufzuschreiben“. Ob vielleicht einmal eine Sammlung von Wolfs spannendste Anekdoten veröffentlicht wird, hat er aber noch nicht entschieden.

Das Archiv der Murnau Stiftung umfasst fast 10.000 Filme. So kommt ein exklusives Programm zustande, welches in der Region seinesgleichen sucht. Ein Sonderformat liegt dem bekennenden Star Wars-Fan besonders am Herzen: „Wolfs Kuriosum“. In dem neuen Format hat er dieses Jahr bereits zum zweiten Mal bunte Schätze und Kuriositäten aus dem Kurzfilmgenre präsentiert. Wer nicht dabei war, wird im Herbst die nächste Gelegenheit haben, sich knackige Filmformate anzusehen. Außerdem wird es wieder eine unterhaltsame Einführung in den Abend geben, selbstverständlich von Wolf Mross höchstpersönlich!

www.murnau-stiftung.de/filmtheater

1 response to “Der Alleswissenwoller: Wolf Mross ist Filmvorführer im Murnaukino – und vieles mehr als das

  1. So wie der Wolf sehen ‚wahre Superhelden‘ im echten Leben aus. Nicht wie die Pseudos auf der Leinwand aus Hollywood! 🙂

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