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Der große Test: Neue Gesellschaftsspiele

Von Hendrik Jung. Fotos Hersteller.

Alle Jahre wieder … hoffentlich nicht! Aber dieses Jahr nochmal: Möglichst viel in den eigenen vier Wänden bleiben. Mit dieser Aufforderung lässt sich auch spielerisch umgehen. Unser Autor hat das aktuelle Angebot mal für euch durchgespielt. Und dabei sogar einiges auf den Kopf gestellt.

Auf dem Spielmarkt sind nach wie vor Krimi-Themen sowie kooperative Spiele im Trend, in denen es gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen gilt. Ein spannender neuer Ansatz sind Spiele, in denen es ums Recherchieren und Analysieren von Informationen geht.

Tatort Meer Fall 1 – Die Vogelinsel (Planet A, ab 14 Jahren)

Der Fahrplan der Fähre zur Vogelinsel, die Teilnehmerliste einer Regatta sowie der Chat-Verlauf zwischen einem (noch) Unbekannten und der verschwundenen Vogelwartin. Das ist nur ein Teil der liebevoll gestalteten Unterlagen, die in dem großen Spiel-Umschlag stecken und auf Auswertung warten. Durch das Lösen kleiner Rätsel wird zusätzlich ein Datenspeicher im Internet zugänglich und es finden sich Telefonnummern, deren Mobilbox abgehört werden kann. Bei der multimedialen Recherche werden schnell die möglichen Motive zahlreicher Verdächtiger deutlich. Dann gilt es auszutüfteln, wer ein Alibi für den Tag des Verschwindens hat. Der Fall zieht auch Erwachsene von Anfang an in seinen Bann und vermittelt darüber hinaus auf spielerische Weise Informationen zu wichtigen maritimen Umweltthemen wie Überfischung, Beifang oder Meeresplastik.

Upside-Down-Challenge (Ravensburger – ab 7 Jahren)

Das perfekte Familienspiel, bei dem sich vom Enkelkind bis zu den Großeltern alle amüsieren können. Durchaus auch als Party-Spiel geeignet, wenn die Gäste die Optik zu später Stunde ertragen. Denn hier geht es darum, eigentlich simple Aufgaben zu erfüllen, während man eine Brille trägt, die durch Spiegel dafür sorgt, dass die Welt auf dem Kopf zu stehen scheint. Jede Karte enthält Anweisungen in zwei Schwierigkeitsstufen. Während die einen eine Papierkugel in die Spielschachtel werfen sollen, müssen die anderen mit der Kugel eine Pyramide aus drei Papphülsen so treffen, dass diese alle umfallen. Haben sie hierzu einen Sanduhren-Durchlauf von 20 Sekunden Zeit, wird die Sanduhr bei den Zeichen-Aufgaben noch einmal gedreht. Angesichts der ungewohnten Optik fühlen sich alle Handlungen herrlich ungewohnt an.

Micro Macro – Crime City (Pegasus Spiele – ab 10 Jahren)

Aus guten Gründen zum Spiel des Jahres gewählt, weil das Krimi-Thema hier mal ganz anders aufbereitet ist. Der schwarz-weiß gehaltene Spielplan erinnert an ein Wimmelbild, dessen Protagonisten jedoch deutlich mehr als einmal auftauchen. Ausgehend von den Tatorten der sechzehn im Bild versteckten Fälle, lassen sich die Wege der Täter verfolgen. Was sind die Auslöser für ihre Taten gewesen? Wo haben sie auf ihrem Weg die Tatwaffe organisiert? Oder wohin sind sie nach der Tat geflohen? Mit Fragen wie diesen werden die gemeinsam ermittelnden Spieler durch mehr oder weniger komplexe Fälle geführt. Um die Antworten zu finden, gilt es, genau hinzuschauen. Nicht umsonst wird eine Lupe mitgeliefert, denn die zahllosen, kleinen Charaktere auf dem Spielplan müssen erst einmal entdeckt und dann auseinandergehalten werden, damit man nicht auf eine falsche Spur kommt. Sehr charmant ist, dass man im Laufe der Zeit immer wieder auf Protagonisten aus bereits gelösten Fällen stößt.

Unangenehme Gäste (Taverna Ludica Games – ab 12 Jahren)

Ein herausragendes Spiel aus dem Krimi-Genre. Die Ermittler haben Gelegenheit, Hinweise zum Fall untereinander auszutauschen. Das verschafft zwar auch der Konkurrenz Vorteile, bringt einen aber auch selbst schneller voran, wenn man beim Handel nicht auf einen Bluff hereinfällt. Ein zentrales Spielelement, das für eine ausgesprochen hohe Interaktivität sorgt. Dadurch, dass die Handkarten mit den handelbaren Hinweisen nach jeder Runde reduziert werden müssen, besteht aber auch die Gelegenheit, wertvolle Informationen für lange Zeit mit dem Siegel der Vertraulichkeit zu versehen. Gehandelt werden können Hinweise zu Personen und Räumen, benötigt werden aber Täter, Motiv, Tatwaffe sowie für erfahrene Ermittler Hinweise auf Komplizen. Über Aussagen zu den erlittenen Verletzungen des Opfers oder die Wege, die in dessen Haus in der Tatnacht beschritten worden sind, lassen sich weitere Schlüsse ziehen. Samt der zusätzlichen Fälle, die heruntergeladen werden können, erwarten die Ermittler nicht weniger als 3.600 spannende Aufgaben.

Dragomino (Pegasus Spiele – ab 5 Jahren)

Eine moderne, bunte Domino-Variante mit liebevoll-lustig gestalteten Drachen. Schafft man es, gleiche Landschaften miteinander zu kombinieren, so winkt als Belohnung eines der Drachen-Babys. Doch nicht jedes Ei ist befruchtet und so finden die Spieler manchmal leere Schalen. Da sich das Spiel an ein besonders junges Publikum wendet, ist für diesen Fall ein Trost-Mechanismus eingebaut. Dann eilt die Drachenmama herbei und hilft in der nächsten Runde. Es sei denn, bis dahin taucht noch ein leeres Ei auf und die Drachenmama muss den nächsten trösten. Für etwas ältere Kinder besteht die Herausforderung darin, dass durch geschicktes Anlegen auch mehrere Dracheneier innerhalb eines Zugs gefunden werden können. Schön gestaltet, flott zu spielen und zu verstehen, aber mit dem Titel als Kinderspiel des Jahres vielleicht doch überbewertet.

Inspektor Nase (Nürnberger Spielkarten Verlag – ab 7 Jahren)

Wie mache ich meinen Mitspielern klar, was ich meine, ohne ein Wort zu verlieren? Das ist die Herausforderung, die sich durch einen klugen Spielmechanismus ergibt. Inspektor Nase deckt dazu fünf Karten auf und erhält nach dem Zufallsprinzip die Aufgabe, seine Mitspieler auf eine davon hinzuweisen. Um sich auszudrücken, hat er jedoch lediglich fünf Würfel zur Verfügung, die mit Bildsymbolen gestaltet sind, von denen er nach seinem Wurf lediglich eins auswählen darf. Da er mit Symbolen wie Gummistiefeln, Schlüssel und Radio etwa auf ein Nest hinweisen muss, wird nach dem Ausschlussprinzip gearbeitet. Mit dem ausgewählten Bild versucht er auf eine Karte zu verwiesen, die aus dem Spiel entfernt werden soll. Wurf für Wurf verdichten sich so die Hinweise auf die Karte, die zum Schluss liegen bleiben soll. Eine fesselnde Aufgabe, die auch unruhige Mitspieler motiviert, sich zu fokussieren.

Paleo (Hans im Glück – ab 10 Jahren)

Ausgezeichnet als Kennerspiel des Jahres und entsprechend komplex. Doch die Mühen des Aufbaus werden bereits durch die Gestaltung des Spielmaterials belohnt. Diese macht es den Spielern leicht, sich in die Welt der jüngeren Altsteinzeit hineinzuversetzen. Die Kombination aus verschiedenen Kartendecks sorgt für zu bewältigende Herausforderungen wie umherziehende Wolfsrudel oder einen Schneesturm. Die gemeinsam agierenden Stämme müssen eine Vielfalt von Voraussetzungen erfüllen, um eine Chance aufs Überleben zu haben. Vom Erbeuten der täglichen Nahrung über das Fertigen von Faustkeil oder Fackel bis zur Erfindung des Lagerfeuers. Wie bei diesem Genre üblich, gibt es nie genügend Arbeitskraft, um alle gewünschten Entwicklungen voranzutreiben. Bei Paleo besteht die Möglichkeit, große Aufgaben, etwa im Mammut-Format, gemeinsam anzugehen. Wenn sich Stämme zusammenschließen, muss aber eine andere Chance ungenutzt bleiben. Ein Mechanismus, der erst ab drei Mitspielern richtig reizvoll wird.

Snowhere (Nürnberger Spielkarten Verlag – ab 8 Jahren)

Ein in doppelter Hinsicht ungewöhnliches Spiel. Einerseits, weil es den Trend auf die Spitze treibt, bei aktuellen Spielen schnellstmöglich loslegen zu können. Einfach alle Karten mit der Feuerseite nach oben so auf dem Tisch verteilen, dass eine zusammenhängende Fläche entsteht, dann dürfen Karten, die frei liegen, nacheinander umgedreht werden, um den Brand durch Abdecken mit der Eisseite zu löschen. Verbaut man sich den Weg zur nächsten frei liegenden Karte, ist man im Handumdrehen neu gestartet. Der zweite Aspekt – hoffentlich nicht mehr lange außergewöhnlich – ist, dass das Spiel in der Natureline-Serie des Verlags veröffentlicht ist: Die Serie beinhaltet die Versprechen, dass die Verpackung aus Recyclingkarton besteht, ausschließlich umweltverträgliche Farben und Lacke auf Wasserbasis verwendet werden und die Karten aus leinengeprägtem Spielkartenkarton gefertigt werden, der wiederum aus Holz entsteht, das zu 100 Prozent aus Wäldern stammt, die nach FSC-Standard zertifiziert sind.

WIE SPIELT IHR GERNE? UND WAS? HER MIT DEN TIPPS!

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