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Einzigartige Atmosphäre, nie gehörte Klänge: „Just Music“-Festival geht wieder über den Jazz hinaus

Just Music bringt an diesem Wochenende zum 14. Mal zeitgenössischen Jazz und seine Randgebiete nach Wiesbaden und damit in den Fokus. Wegzudenken ist das Festival mit Publikum aus (mindestens) ganz Deutschland und einzigartiger Atmosphäre im Kulturforum am Schillerplatz schon lange nicht mehr aus Wiesbaden. Freuen dürfen sich alle Fans auch in diesem Jahr über kreative Musik, die ihresgleichen sucht. Den Festivalauftakt  bestreiten ab 19.30 Uhr das Trio Oberg, Fonda und Martinez, das Duo Duthoit und Hautzinger sowie die österreichische Band Radian.

Das Programm am Freitag

Immer wieder experimentiert und überrascht der Wiesbadener Pianist Uwe Oberg, gemeinsam mit Raimund Knösch auch Organisator des Festivals, bei Just Music mit neuen Begegnungen. Mit dem New Yorker Bassisten Joe Fonda verbindet ihn eine lange musikalische Freundschaft. Nun haben sie zusammen mit der spanischen Schlagzeugerin Lucía Martínez ein neues interkulturelles Trio formiert. Dabei funktioniert die Band wie ein Kollektiv – alle drei lassen ihren individuellen und kulturellen Background einfließen.

Nie gehörte Klangräume mit großer Anziehungskraft eröffnet das Duo Isabelle Duthoit und Franz Hautzinger. Es rauscht, zirpt, flüstert und schreit: Duthoit und Hautzinger nutzen die gesamte Skala instrumentaler und stimmlicher  Ausdrucksmöglichkeiten und bewegen sich vor allem im unteren Lautstärkebereich. Beide sind klassisch ausgebildet, haben jedoch traditionelle Wege schon lange hinter sich gelassen und sich zu herausragenden Protagonisten einer Szene entwickelt, die Musik radikal neu definiert. Bei Duthoit und Hautzinger steht der pure Sound im Fokus. Wer sich darauf einlässt, erlebt Klanglandschaften, die gleichzeitig abenteuerlich und meditativ wirken.

Mit Radian bringt Schlagzeug-Minimalist Martin Brandlmayr, der bereits 2016 als Solist bei Just Music auftrat, eine legendäre Band nach Wiesbaden. Radian gehört seit den späten 1990er Jahren zu den Vorreitern innovativer Sounds aus Wien, mit deutlichem Bezug zur Electronica-Szene. Die Gegenüberstellung von Extremen ist allgegenwärtig in ihrer Musik: Kontraste zwischen Licht und Dunkelheit, sanften Klängen und scharfen Schnitten, frei improvisierten Parts und sorgfältiger Konstruktion.

Workshop mit Abschlusskonzert

Auch am Samstag kommen Jazzliebhaber voll auf ihre Kosten. Auf der Studiobühne leitet von 11 bis 16 Uhr der New Yorker Bassist Joe Fonda den diesjährigen Ensemble-Workshop in englischer Sprache auf der Studiobühne, mit abschließendem Konzert um 18 Uhr. Der Ensemble-Workshop richtet sich an Fortgeschrittene mit Jazz- und Improvisationserfahrung. SängerInnen und Instrumente aller Art sind willkommen. Eine Anmeldung unter info@justmusic-festival.de oder telefonisch unter 0611-401554 ist erforderlich.

Das Programm am Samstag

Lieber nur zuhören und zuschauen dürfen Musikbegeisterte am Samstag ab 19.30 Uhr dann wieder im Kulturforum. Dort bringt unter anderem Philipp Gropper mit seiner Band Philm vier ausgezeichnete Solisten auf die Bühne: Pianist Elias Stemeseder, Bassist Robert Landfermann, Oli Steidle am Schlagzeug und natürlich sich selbst, den Saxophonisten.

Wer hören und staunen möchte, sollte Nicola Hein nicht verpassen. Der international agierende Gitarrennomade verzichtet gänzlich auf Elektronik und schafft einen einzigartigen Sound mit Händen, Plektrum und verschiedenen Objekten: Schrauben, Gummi, Stahlwolle, Geigenbogen, Magnete und manches mehr findet den Weg auf die Saiten der Gitarre.

Von 1000 auf 2000 bringt Jan Klare das Publikum: Angefangen hat Jan Klare 1000 einst als legendäres Quartett. Inzwischen ist die Band zum Sextett angewachsen und spielt ausschließlich Eigenkompositionen. Unter den großartigen SolistInnen von 2000 befinden sich der preisgekrönte niederländische Bassist Wilbert de Joode und der US-Posaunist Steve Swell, Elisabeth Coudoux sorgt mit dem Cello für eine eigene Einfärbung und Michael Vatchers vielseitiges Schlagzeugspiel sowie der Ideenreichtum des belgischen Trompeters runden das Ganze ab und heizen die Festivalbesucher ordentlich ein.

Das „Just Music“-Festival ist auch in diesem Jahr wieder alles andere als „just music“.  Tickets sollten Kenner, Entdecker und Neugierige sich am besten vorab hier sichern, letzte Plätze im Saal werden aber sicher auch an der Abendkasse vergeben. www.justmusic-festival.de  (sun/Foto: André Symann)