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Exground-Finale, Klatsch-Soliparty, Anti-AfD-Demo und vieles mehr im sensor-Wochenendfahrplan

exground_wiesbaden

GroKo-Deal zum Wilhelmstraßen-Grundstück beschlossen, Folklore-Festival begraben – was ein Tag für Wiesbaden! Beide Themen dürften und sollten die Stadt noch weiter beschäftigen. Jetzt ist aber erstmal Wochenende, und wir stürzen uns ins Vergnügen. Das beschert zumindest das meiste von dem, was wir euch im sensor-Wochenendfahrplan empfehlen.

FREITAG:

exground-Finale: Letzter Aufruf für großartigen Filmgenuss abseits dessen, was sonst so in die Kinos kommt, und großartige Atmosphäre rund um die drei Spielstätten Caligari, Murnau und Kulturpalast. Das exground Filmfest – heute vor einer Woche im Caligari eröffnet von Festivalleiterin Andrea Wink, hier auf dem Foto, mit einer klasse Rede voller klarer, wichtiger und richtiger Worte (mehr dazu am Schluss dieses Fahrplans) – geht schon wieder dem Ende zu und startet ins Finalwochenende. Aber keine Bange: es gibt noch viel zu sehen am Freitag, Samstag und Sonntag, nachmittags, abends und nachts. Was genau und wo und wann, erfahrt ihr hier.

Fußpflege Deluxe: Nicht nur der schier endlose Programmtitel – Kabarett: Fußpflege Deluxe – „Der Name dieses Kabarett-Programms ist in Deinem Land nicht verfügbar“, sondern allein schon der Name des Duos dürfte neugierig machen, denn wirkliche Fußpflege kann man wohl schwerlich im thalhaus erwarten, wenn das Kabarett-Duo Fußpflege Deluxe dessen Bühne betritt. Es handelt es sich also eher um „Geistespflege“, was die beiden Kabarettisten dort entwickeln. Obwohl noch relativ neu in der Szene, haben Carolin Seeger und Christoph Schlewinski allein letztes Jahr einige Kabarettpreise abgeräumt, darunter den Jurypreis des renommierten „Reinheimer Satirelöwen“ und den Jurypreis der „Eschweiler Lok“. Los geht’s um 20 Uhr.

Henderson plays Hendrix: Zuhause in vielen Stilrichtungen, hat Tyler Henderson schon immer eine Vorliebe für die Musik von Jimi Hendrix gehabt. Ohne die gängigen Klischees haargenau zu kopieren, schafft es Tyler, dieser Musik neues Leben einzuhauchen und die Atmosphäre der End-Sechziger Jahre live auf die Bühne zu zaubern. Dazu gehört der unverwechselbare Sound der Fender Strat, die auch Jimis Lieblingsinstrument war. Er macht das alles nicht alleine heute im Walhalla, sondern mit Thomas Elsner, der Macht am Drumset, und Klaus Koschwitz am Bass. Er hat Jimi Hendrix als Schüler auf seinem Transistorradio gehört, als dieser 1967 mit „Hey Joe“ in den Hitparaden auftauchte. Ist daraufhin – wie Noel Redding – von der Gitarre auf den Bass umgestiegen und spielt daher meistens mit dem Plektrum.

SAMSTAG

Anti-AfD-Demo: Wenn der Wiesbadener OB die Bürger seiner Stadt dazu aufruft, sich auf den Weg nach Mainz zu machen, muss das schon einen besonderen Grund haben. Hat es auch: „Hallo liebe Wiesbadener/innen, hier ist Solidarität mit unserer goldisch Nachbarstadt gefragt! Bitte geht alle hin und sendet damit ein Zeichen gegen diese politischen Blindflieger!“, schreibt Sven Gerich auf seiner Facebook-Seite und meint damit die Gegendemo zum geplanten Aufmarsch der AfD in der Domstadt, zu dem sich auch ihre rechte Scharfmacherin Frauke Petry angekündigt hat.

kundgebunggegenafd„Die AfD heizt mit ihren rechtspopulistischen Parolen gegen Geflüchtete und Muslime die Stimmung in diesem Land auf. Sie benutzt die aktuelle Asyldebatte, um die Ängste vieler Menschen, die sich vor prekären Arbeitsverhältnissen und sozialem Abstieg fürchten, zu schüren. Dies führt zu einer zunehmend ausländerfeindlichen Stimmung, welche Woche für Woche zu Gewalttaten gegen Flüchtlinge, deren Unterkünfte und engagierte Helfer führt“, heißt es in dem Aufruf eines breiten Bündnisses, das zur großen Gegendemo ab 17 Uhr am Schillerplatz aufruft.

Abschlussveranstaltung Leitlinien Bürgerbeteiligung: Von 14 bis 17 Uhr findet im Roncalli-Haus in der Friedrichstraße 26 die Abschlussveranstaltung des einjährigen Prozesses rund um die Leitlinien zur Bürgerbeteiligung in Wiesbaden statt. Hierbei wird der finale Entwurf der Leitlinien vorgestellt. Alle beteiligten und interessierten Bürgerinnen und Bürger sind zur Veranstaltung eingeladen. Alle Hintergründe gibt´s hier.

Frauen verblühen, Männer verduften: Für Männer gibt es gerade mal wieder 1000 gute Gründe zu verduften, und auch Peter Vollmer ist drauf und dran, die Brocken hinzuschmeißen. Seine Gattin hat vegetarische Zwangsernährung angeordnet, beim Marathon ist er der Einzige, der die Abkürzung nicht kennt, und als Mittvierziger wird er plötzlich mit Anforderungen konfrontiert, von denen vorher nie die Rede war. Er muss erkennen: Ein Haus zu bauen, einen Baum zu pflanzen und ein Kind zu zeugen, ist längst nicht mehr ausreichend. Männerkabarett im thalhaus. Ab 20 Uhr.

Bachorchester Wiesbaden: Am Samstag um 19:30 Uhr singen und spielen Bachchor und Bachorchester Wiesbaden unter der Leitung von Kantor Jörg Endebrock in der Wiesbadener Lutherkirche, Mosbacher Straße 2, das in England populäre große romantische Oratorium „The Dream of Gerontius“ von Edward Elgar (1857-1934). Das 1900 uraufgeführte Werk zählt zu den wichtigsten Werken des englischen Komponisten und genießt insbesondere in seiner Heimat große Popularität.

cafeklatsch

Soliparty – Café Klatsch bleibt: Das „Klatsch“, wie das selbstverwaltete Café liebevoll von eingeweihten genannt wird, wird verkauft. Und das ist für das Kollektiv die Chance, ihren Laden selbst zu erwerben, um ihn in der Form zu erhalten, wie es ihn schon seit 31 Jahren gibt! Dafür wurde LinksRoom e.V. gegründet, und dieser Verein sammelt nun Spenden, um das Ganze zu finanzieren. Wir sind mit der Krea natürlich gerne dabei und lassen das Klatsch eine feine Fete bei uns schmeißen. In diesem Rahmen zünden die Phonosonic Turtles (Marburg/Offenbach/Berlin) endlich mal wieder ihr Funk-Rock-Ska Feuerwerk in Wiesbaden. Danach geht’s nahtlos mit Funky Beats und großen Emotionen weiter. Mehr wird noch nicht verraten.

Abendflohmarkt: Gutes Anlaufziel für Schnäppchenjäger, der Abendflohmarkt auf dem Edeka C+C-Parkplatz an der Alten Schmelze in Schierstein.

Me In A Million. In Plastic. All its Grace. Drei Bands im Sabot, über die wir nichts wissen. Aber sie werden schon gut sein, und außerdem lohnt sich der Weg in den feinen Club etwas abseits der Wege, in der Zimmermannstraße zwischen Dotzheimer Straße und Bertramstraße, eigentlich immer.

John Bramwell (I Am Kloot): John Harold Bramwell, Jahrgang 1964, ist Linkshänder, der seine Gitarre aber wie ein Rechtshänder hält. Er spielt sie zum Dahinschmelzen schön in einer fantastischen, nordenglischen Folkrock-Band namens I Am Kloot, die seit 1999 überaus erfolgreich sehnsüchtige Alben veröffentlicht und Tourneen spielt. Allerdings hat Bramwell, der aussieht wie der mittelalte Paul McCartney, wenn dieser je Mod gewesen wäre, auch immer schon solo gespielt und Platten herausgebracht. Und solo & akustisch wird er nun auch auf unserer kleinen Bühne stehen. Berückend schön, wer ihn (schon zweimal) beim Phono Pop Festival erlebt hat, weiß, was wir meinen. Und verpasst nicht seinen Auftritt am Samstag im Schlachthof.

Weihnachtsbasar: Von 10 bis 16 Uhr findet die beliebte, traditionelle Weihnachtsbasar in der anglikanische Kirche St. Augustine of Canterbury, Frankfurter Str. 3 wieder statt. Zum Angebot gehören britische und amerikanische Essensspezialitäten, ein Tombola & Flohmarkt, Weihnachtsdekorationen, verschiedene Geschenkkörbchen zum Verlosen, handgefertigte Geschenkartikel, Hot Dogs, Chili, Glühwein, Kaffee und Kuchen, sowie für die Kinder eine Kindermal- und Bastelecke und auch die Chance, den Weihnachtsmann (Santa Claus) persönlich zu sprechen!

Grenzen – Los – Autobiografische Revue mit Schwarzem Theater:  Die autobiografische Velvets- Revue von Bedřich Hányš und Dana Bufková ist eine einzigartige Collage aus klassischen Szenen des Schwarzen Theaters, Tanz, Gesang und Film. Ein Stück zum Träumen, Lachen, Staunen. Das Publikum wird Zeuge einer wahren Geschichte und begleitet  die siebenköpfige Künstlergruppe auf ihrer Reise in die Freiheit.
„Zeitgeschichte wird lebendig, ohne erhobenen Zeigefinger: Hier regieren Leichtigkeit und Humor. Zwei Stunden Unterhaltung auf höchstem Niveau“, befand die Presse. Um 20 Uhr beginnt die Vorstellung im Velvets Theater.

Nightcrawling: Seit über zehn Jahren gehört die Nightcrawling zu den Party-Klassikern im Schlachthof. Auch im renovierten Wasserturm bleibt der Treffpunkt für die schwarze Szene erhalten. Resident-DJ Marc Urban sorgt für den beliebten und bewährten Mix zwischen EBM, Industrial & Goth-Pop. Und neue Anlage, neues Licht und eine großartige Visual-Installation bieten im Kesselhaus den perfekten Rahmen dafür. Wer einen Eindruck vom Sound bekommen möchte findet hier die Sets der letzten Nightcrawling-Ausgaben: http://www.mixcloud.com/DJMarcUrban/

SONNTAG

Jutta Leimbert – Die Bücher der Saison: Auch in diesem Jahr stellt die bekannte Wiesbadener Buchhändlerin Jutta Leimbert wieder im „Roten Salon“ des Literaturhaus Villa Clementine ihre Lieblingsbücher der Saison vor: Ergreifendes, Komisches, Spannendes, Romantisches sowie Informatives zum Selber-Lesen und zum Verschenken. Unter anderem bespricht sie folgende Titel: Frédéric Beigbeder „Oona & Salinger“, Dörte Hansen „Altes Land“, Alina Bronsky „Baba Dunjas letzte Liebe“, Klaus Modick „Konzert ohne Dichter“. Die spannende und unterhaltsame Veranstaltung beginnt um 17 Uhr.

a6_natalieNatalie La Rose: Am Sonntag wird es heiß, heiß, heiß im legendären Park Café Wiesbaden. Die wunderschöne und talentierte niederländische R&B und Pop Sängerin Natalie La Rose. Beeinflusst von ihren musikalischen Vorbildern Whitney Houston und Mariah Carey tourte Natalie La Rose mit ihrem Mentor Flo Rida in den vergangenen Jahren durch die Metropolen dieser Welt. Die Newcomerin, nominiert für die MTV Europe Music Awards, stürmte dieses Jahr die internationalen Charts und landete mit ihrer ersten Single „Somebody“ feat. Jeremih einen Top Ten Hit in den US und UK Charts.

The Sweet Remains: Nach den großen Erfolgen ihrer letzten Europa-Tourneen, hat The Sweet Remains mittlerweile eine treue Anhängerschaft in den USA und in Europa. Nun ist es gelungen, die Band auf ihrer Herbst-Tournee 2015 ins Wiesbadener thalhaus zu holen. Die Musik der Sweet Remains ist eine erfrischende Mischung aus Westcoast und Folk Rock, die zu einer beeindruckenden Einheit mit lyrischen Texten verschmilzt. Der Abend verspricht ein hochkarätiges Programm, vorgetragen mit viel Können, gespickt mit Humor und Erzählungen. Konzertbeginn 19 Uhr.

El TangueroEl Tanguero: Heiße Melodien und Rhythmen vom Theater im Pariser Hof entführen nach Argentinien – Einmal jemand anders sein, einmal den Job hinter sich lassen und seine Träume verwirklichen. Das denkt sich der Versicherungsangestellte Johann Müller, seit er im Englischen Garten in München dem Argentinischen Tango begegnete. Er stellt sich vor, aus dem gewöhnlichen Alltag auszubrechen, das Bankkonto zu plündern und nochmal ganz von vorne anzufangen. Warum der spießige Johann bleiben, wenn man als tanzender Juan Tanguero viel bessere Chancen hat – besonders bei Frauen. Schauspieler und Sänger David Tobias Schneider hat für das Landestheater Niederbayern eine bayrisch-argentinische Tangorevue geschrieben, die nicht nur die Geschichte des Johann Müller erzählt, sondern nebenbei auch einen Streifzug durch die Geschichte des argentinischen Tangos bietet. Nach der Show kann getanzt werden! Einlass um 19 Uhr. (cki/dif – Fotos Dirk Fellinghauer / Veranstalter)

UND WAS IST SONST NOCH LOS? EINFACH HIER KOMMENTIEREN!

So, und bevor wir uns nun wirklich auf den Weg ins Wochenende machen, hier nun noch die versprochenen klaren, richtigen und wichtigen Auszüge aus der Eröffnungsrede von exground-Festivalleiterin Andrea Wink vor versammelter Politprominenz aus Stadt und Land. Es ging – was sonst – um die finanzielle Situation und die stagnierenden und sogar gefährdeten Zuschüsse von Stadt und Land.

Während die in Wiesbaden zuständige Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz (CDU) in ihrer exground-Eröffnungsansprache mit keinem Wort auf Andrea Winks Anliegen einging, reagierte ihr Parteifreund Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, immerhin und sagte ein paar Worte der Rechtfertigung.

Hier die Redepassage von Andrea Wink – „Verunsicherung beenden!“:

„Und nun erlauben Sie mir noch eine Anmerkung zu unserer Arbeit. Wir stemmen dieses Festival ehrenamtlich, das machen wir im Festivalteam freiwillig. Ansonsten wäre ein Festival in dieser Größenordnung mit den viel zu geringen Zuschüssen von Stadt und Land gar nicht möglich. Dieses Jahr konnten wir uns fast gar nicht auf die eigentliche Festivalarbeit konzentrie­ren, da wir vonseiten der Stadt mit Kürzungen im Kulturetat bedroht waren und noch sind. Langsam haben wir das Gefühl, dass sich der städtische Haushalt für 2016/2017 täglich verändert und keiner mehr weiß, ob und wo eingespart werden muss oder wird. Diese von der Stadtpolitik ausgehende Verunsicherung erachten wir als unzureichende Basis für die Arbeit von Kulturschaffenden, die ihre Veranstaltungen weit im Voraus planen müssen.

Auch auf Landesebene wird sich für die hessischen Filmfestivals, Kinos und Filmschaffenden einiges verändern: Am 1. Januar 2016 geht ja die Hessen Film und Medien GmbH an den Start, die auch die Abwicklung der kulturellen Film- und Abspielförderung übernehmen wird.

Auch sind wir als Betroffene zutiefst verunsichert, dass uns sowohl die Verantwortlichen des Landes Hessen als auch von der Landeshauptstadt Wiesbaden im Unklaren lassen, was sich alles konkret im nächsten Jahr für die Kulturschaffenden verändern wird. Also bitte ich Sie, die anwesenden Politiker aus Stadt und Land, auch einmal über den Tellerrand ihrer Arbeit hinaus zu blicken und sich einmal in unsere Lage zu versetzen. Damit wir unsere – wohlgemerkt ehrenamtliche – Arbeit fortset­zen können, müssten die viel zu geringen Mittel für die Kultur und für die hessischen Filmfestivals endlich angemessen erhöht werden. Dies wäre unseres Erachtens eine Anerkennung der Arbeit von uns Kulturschaffenden und würde endlich Planungssicherheit gewährleisten.“

Wenn ihr als Publikum auf diese Rede antworten wollt: Besucht das exground Filmfest am Abschlusswochenende! Viel Spaß dabei.