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Fulminanter Einstand: Walhalla im EXIL grandios eröffnet

Mit einem fulminanten Abend wurde am Freitag das „Walhalla im EXIL“ in der Nerostraße eröffnet. Die Gäste erlebten – manche komplett, manche in Teilen – einen furiosen Dreisprung. Es gab eine grandiose Rede, ein mitreißendes Konzert, eine orgiastische Kinski-Performance.  Und viele strahlende und staunende Gesichter. Heute und am Sonntag geht es weiter in den ehemaligen Räumen des „Gestüt Renz“. Herbei, herbei!

15 Jahre lang bespielte und prägte der Walhalla e.V. Teile des historischen Walhalla-Gebäudes mitten in der Fußgängerzone. Dann kam Anfang 2017 das „Raus!“. Völlig überraschend und unter bis heute eher zweifelhaft erscheinenden Umständen. Anderes Thema … Aktuelles Thema: Nach einem Jahr des Nomadisierens haben die Macher wieder ein festes Domizil. Auch im EXIL-Walhalla, an dessen schwarzen Wänden aufregende Fotokunst von Simon Hegenberg hängt, ist manches anders als woanders. Gut anders! Statt steifer Ansprachen etwa: Der sagenhafte Robert Krajnik schritt durch den Raum, während er grandiose Worte und Gedanken zum Besten gab. „Die unfreiwillig in Wanderschaft Gebrachten“ könnten nun ihre „unfreiwillige Bewegung zur Ruhe bringen“. Das Walhalla im EXIL könne Vergangenes als abgeschlossen betrachten und gleichzeitig den Blick für Neues entwickeln. Krajnik sinnierte auch über die Kunst, die „nicht gefallen und vor allem sich nicht erklären“ müsse.

In aller Bescheidenheit richtete der ob des Entstandenen überglückliche Hauseigentümer Ralph Jerey noch ein paar kurze Worte an die Eröffnungsgäste, bedankte sich beim später eintreffenden SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin für den Anstoß und betonte, warum er sich bewusst für die Walhalla-Macher als neue Mieter der begehrten Nerostraßen-Immobilie entschieden hat: „Kultur öffnet Geist, Kreativität, Urbanität. Davon brauchen wir ein bisschen mehr.“

Dann endlich war der Weg frei, um den Rest des EXILs zu bestaunen, den hinteren Raum, mit seiner komplett neuen Ausstrahlung. Wo früher die Nächte durchgetanzt wurden, stehen nun Stühle vor einer raumbreiten Bühne. Auf dieser gab es zum „Grand Opening“ zuerst ein mitreißendes Konzert der ihrerseits von den Räumen höchst begeisterten Kölner Formation Feliz, im Anschluss eine Performance der jungen wilden Schauspieler Llewellyn Reichman, Maximilian Pulst, Paul Simon: Kinski! Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund … das lassen die Drei, die auch monatlich (und gleich heute wieder) das kultige „Kunstgefixe“ in der Wartburg veranstalten, sich nicht zweimal sagen. Sie winden sich auf dem Boden, kauern, stöhnen, was das Zeug hält, geraten aneinander und ineinander, verschmiert, halbnackt, schonungslos, genial, wahnsinnig. Wie Kinski, der auf der Leinwand dabei ist. Yes! So was braucht Wiesbaden. Mehr davon, bitte!

EXIL-Bar als neuer Nerostraßen-Treffpunkt 

Und dann – zurück nach vorne an die EXIL-Bar (die übrigens fortan auch ohne Programm unter der Woche von 16 bis 23 Uhr öffnen soll), an der sich inzwischen weitere Nachtschwärmer tummeln. Bekanntes Szenevolk auch, das natürlich mal schauen muss, was jetzt hier geht und nicht schlecht staunt. Höchstens, als pünktlich um 1 Uhr konsequent Ausgabestopp ausgerufen wird. Hallo, Nachbarn!

Auch diese waren – als Teil einer alters- und „typen“mäßig äußerst bunt gemischten Gästeschar und neben bekannten Gesichtern wie zum Beispiel Ex-OB und Kulturfonds-Geschäftsführer Helmut Müller, Vize-Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk, Grünen-Kultursprecherin Dorothea Angor, „AK Stadtkultur“-Sprecherin Margarethe Goldmann, die „Walhalla-Studios“-Akteure Michael Müller, Dirk Hoga, Christian Liffers, Martino La Torre und Gestüt Renz-Betreiber a.D. Joerg Lichtenberg – da und schienen beeindruckt vom Gebotenen und werden sicher wiederkommen. Vielleicht gleich heute Abend, zum Konzert der Band Bändi, die finnischen Tango serviert, oder am Sonntag um 12 Uhr zu „Der visionäre Frühschoppen“. „Präge deine Stadt!“ ist das Motto des Diskussions- und Inspirationsvormittags. Schön, dass schon mal das Walhalla nun wieder die Stadt von einem festen Domizil aus prägen kann.

Mühsame Sanierungsarbeiten haben sich gelohnt

Großer Glückwunsch und Respekt für das, was hier geschaffen wurde, gebührt allen Beteiligten. Allen voran die „Walhalla-Familie“, die unermüdliche Leiterin Sigrid Skoetz, ganz besonders aber auch Hans Kranich und Oliver Lachiewivz. Die Beiden waren es, die – weiß man um die Zustände, in dem die Räume übernommen wurden – Unmögliches möglich gemacht und innerhalb eines Monats geballter Sanierungspower im Fast-rund-um-die-Uhr-Einsatz, mit brachialer Kraft und beachtlichem Feingefühl, einen Ort auf Vordermann gebracht, gestaltet und geschaffen haben, der nun ganz vielfältig mit Leben gefüllt werden kann  und soll – vielleicht sogar, dies verkündete Robert Krajnik in seiner Eröffnungsrede, „bis zum Untergang des Antrophozäns“.

www.walhalla-im-exil.de

Hier geht´s zum sensor-Fotoalbum mit Impressionen vom Eröffnungsabend im neuen Walhalla im EXIL.

(Text/Fotos Dirk Fellinghauer)