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Klappe, die 31.: Exground bringt ab heute wieder die ganze Welt auf diverse Leinwände – Fokus Philippinen

Von Hendrik Jung. Fotos: Exground, Axel Estein.

Bei westlichen Filmfans spielt der ostasiatische Inselstaat vielleicht noch keine große Rolle. Tatsächlich werden auf den Philippinen jedoch bereits seit gut einhundert Jahren Filme produziert, und es existiert sogar eine besondere Form der Filmförderung. Die Philippinen bilden den Länderschwerpunkt beim 31. Exground Filmfest, das – präsentiert von sensor – heute Abend in der Caligari Filmbühne eröffnet wird und bis zum 25. November 180 Filmproduktionen unterschiedlichster Längen, Genres und Herkunft auf verschiedene Leinwände bringt.  „Auf den Philippinen besteht das einmalige System der selbst produzierenden Filmfestivals, die entweder das gesamte Produktionsbudget eines Films oder jedoch große Teile davon bereitstellen“, erklärt Axel Estein. Der Kurator des diesjährigen Länderschwerpunkts lebt seit einer Dekade jeweils die Hälfte des Jahres in Manila und kennt daher die dortige Filmszene bestens, die sich durch die Digitalisierung derzeit in einem neuen Aufbruch befindet. Er weiß zu berichten: „Inzwischen rund ein halbes Dutzend mittlere bis große Festivals produzieren jährlich nach einem Selektionsprozess ihre Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme selbst und bauen jeweils um diesen Filmstock herum ein Filmfestival“.

Zu den Filmen, die er für Exground ausgewählt hat und die alle mit deutschen und englischen Untertiteln versehen sind, gehören aber auch Klassiker des Filmlandes. Der älteste ist der aus dem Jahr 1982 von Altmeister Ishmael Bernal stammende Film „Miracle“, der damals in kurzer Zeit mit kleinem Budget produziert worden ist. Er erzählt von einer Frau, die während einer Sonnenfinsternis eine Erscheinung der Jungfrau Maria gehabt haben will. Das bringt zunächst Pilger und Pesos in die Provinz, doch das Schicksal wendet sich schnell.

Drogenkrieg als präsentes Filmthema

Gleich drei der aktuellen Produktionen – so auch der Eröffnungsfilm „Neomanila“ (Szenenfoto links, heute um 19 Uhr im Caligari, Regisseur Mikhail Red ist anwesend) setzen sich mit dem Drogenkrieg auseinander. Nicht überraschend, wenn man die Vorgehensweise des seit gut zwei Jahren amtierenden Präsidenten Rodrigo Duterte kennt. „Bei weiten Teilen der Gesellschaft besteht ein informeller Konsens mit der Politik der Regierung. Die Leute hier haben die Schnauze voll von inkompetenten, korrupten, seit Jahrzehnten an der Macht befindlichen Oligarchen-Gruppen“, erklärt der Philippinen-Kenner: „Daher haben sie Duterte gewählt, damit dieser den Augiasstall ausmistet. Alle haben gewusst, worauf sie sich dabei einlassen und die große Bevölkerungsmehrheit ist damit weiterhin einverstanden.“

Zum Rahmenprogramm des Länderschwerpunkts gehört aber auch ein Vortrag des Philippinen-Experten der Organisation Amnesty International, Jochen Range, der sich kritisch mit der aktuellen Menschenrechtslage auf den Philippinen auseinandersetzt. Die Kreativen des Landes nehmen sich dieser Thematik natürlich ebenfalls an, was sich auch in den für den Länderschwerpunkt ausgewählten Arbeiten widerspiegelt.

Der Blick der Kreativen

Bei einer Podiumsdiskussion mit Kurator Axel Estein können Festival-Gäste erfahren, wie eine Regisseurin, eine Wissenschaftlerin und der Fotojournalist Raffy Lerma aus Manila dazu stehen. Seine Arbeiten sind anlässlich des Festivals in der Ausstellung „Paradise Lost“ vom 8. November bis 16. Dezember im Nassauischen Kunstverein zu sehen.  Lerma, Jahrgang 1978, bezeugt als Teil der „Nightshift Group“, einer Gruppe von nachtaktiven Fotojournalisten, in eindringlichen Bildern die Umsetzung und Auswirkung der Anti-Drogen-Politik des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte. Die dokumentarischen Fotografien nehmen die Opfer des strikten Regierungskurses in den Blick. Vordergründig zeigen sie Gewalt, Blut und Leichname, rücken dabei aber zugleich die Hinterbliebenen in ihrer tiefsten Trauer in den Fokus. Das bekannteste Foto Lermas sprach der philippinische Präsident sogar in seiner offiziellen Antrittsrede an – und wies es als übertrieben dramatisch zurück.

exground filmfest 31 präsentiert, mit sensor als Medienpartner, vom 16. bis 25. November ein außergewöhnliches Programm mit rund 180 unabhängig produzierten Lang- und Kurzfilmen aus 42 Ländern, darunter 21 Welt-, drei internationale, elf Europa- und 24 Deutschland-Premieren. Heute um 22 Uhr steigt die Eröffnungsparty im Kulturpalast mit den DJs Monaco Bertrand und B-Seite. www.exground.com