Von Dirk Fellinghauer.
Das Sabot ist in der Wiesbadener Kulturlandschaft eine unverzichtbare Institution zur Förderung von Subkultur und Kunst. Wie berichtet, musste die Kulturkneipe ihr langjähriges Domizil nach einer überraschenden Kündigung verlassen. Heute zeugte ein Transporter vor dem Sabot davon: Die Zeiten des besonderen Ladens in der Zimmermannstraße sind endgültig vorbei. Das Sabot selbst soll aber keineswegs sterben – im Gegenteil. Zum einen sind die Macher*innen der Suche nach einem neuen Domizil, in dem das Sabot im besten Fall ab Herbst wieder aufleben kann. Zum anderen wurde eine „Sabot Soli“-Crowdfunding-Kampagne gestartet. Jeder Euro hilft.
Aufgrund der Corona-Krise musste das Sabot am Ende sogar mehr als zwei Wochen früher als geplant – am Freitag, dem 13. März – seine bisherigen Pforten schließen. Bis Herbst, so der Plan und die große Hoffnung, soll eine neue Location gefunden werden, um im Kulturgeschehen weiter mitzumischen. Tipps, Angebote und Hinweise sind weiterhin willkommen (mehr dazu am Ende des Beitrags).
Wenigstens sollte der Abschied mit einem Knall enden, und so wurden für die restliche Zeit im Keller top Veranstaltungen mit tollen Künstler*innen geplant, um das Sabot in seinem letzten Monat gebührend feiern und verabschieden zu können. Auch für die Zeit „im Exil“ waren bereits einige Veranstaltungen bei befreundeten Locations wie Krea oder Kupa, der demnächst seinerseits ins „Exil“ muss, geplant. Vor allem auch, um Rücklagen für die Auszeit zu bilden, wären die Einnahmen aus den nun abgesagten Veranstaltungen wichtig gewesen, immerhin wollen Aus- und Einzug, Lagerung etc. auch bezahlt werden. Die Corona-Krise hat das Sabot nun nochmal extra hart getroffen und neben dem Abschied fehlen die entsprechenden Rücklagen. Für die selbstverwaltete Kneipe, die vom Ehrenamt lebt, ein Riesenproblem.
Schau, wie viel zur Sabot-Unterstützung du entbehren kannst
Deshalb läuft jetzt die „Sabot Soli“-Crowdfunding-Kampagne für „den kleinen stickigen Keller. Die Gewölbe, in denen wir alle schon getanzt haben, gestolpert sind und geschwitzt haben, was das Zeug hält“ auf Betterplace:
„Vielleicht hattest du ja vor, auf eine der geplanten Veranstaltungen zu gehen, und möchtest nun deine Einsparungen für diesen Abend spenden? Oder du möchtest das Sabot unterstützen, weil du findest, dass wir in Wiesbaden auch nach Corona weiter antifaschistische, antisexistische und antihomophobe Räume brauchen? Dann kram bitte mal in deinen Taschen und schau, wie viel du zur Unterstützung entbehren kannst, ohne, dass es dir zu sehr weh tut. Jede noch so kleine Spende ist von Herzen willkommen und hilft, ein unverzichtbares Stück des Wiesbadener Kulturherzens am Leben zu erhalten. Bitte teile die Aktion auch, damit so viele Menschen wie möglich davon Wind bekommen.“
Raumsuche geht weiter – Angebote und Tipps willkommen
Nach wie vor ist das Sabot auch auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Auch der Kulturbeirat macht sich für die Kulturkneipe stark, in der letzten Sitzung waren Sabot-Vorstandsmitglieder eingeladen, die dem Gremium über ihre Lage berichteten. Wenig bis gar nichts hatte Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk zu berichten, der sich auf Initiative des Kulturbeirats bereits im Vorfeld mit den Sabot-Leuten getroffen hatte und sich nach möglichen Räumen, auch bei städtischen Gesellschaften, umgehört hatte. „Derzeit nichts in Sicht“, lautete seine Statusmeldung. Nicht zuletzt wegen dieser Aussage, und wegen sich anbahnender ähnlicher Situationen zum Beispiel für den Kulturpalast, mahnte der Kulturbeirat nochmal an, seitens der Stadt eine temporäre Nutzung von Teilbereichen des in Gesamtheit allerfrühestens Ende 2025 wieder bespielbaren Walhalla-Gebäudes ernsthaft zu prüfen.
Wenn´s Sabot sich was wünschen dürfte …
Der Wunschzettel des Sabot für eigene neue Räume, die ausdrücklich auch in einem Zustand sein dürfen, bei dem die Sabot-Macher*innen noch selbst Hand anlegen müssen, liest sich so:
„Eine Veranstaltungsfläche von ca. 100-150 m2 wäre ideal, um auch im Bereich der Kleinkunst, sowie der darstellenden Kunst, das Programm zu erweitern und Künstler*innen, die – auch im Sabot – gewachsen sind, weiterhin ein angemessenes Ambiente bieten zu können.
Um das Kulturprogramm unabhängig finanzieren zu können, müsste ein Thekenbetrieb inklusive Bar, Wasser, Zu- und Abfluss und geeigneten Lagerräumen gewährleistet sein. Unabdingbar sind sanitäre Anlagen für die Nutzung von bis zu 160 Personen und ein Backstage-/Garderobenbereich für die Künstler*innen.
Darüber hinaus sind Büro- und Lagerflächen, sowie eine kleine Werkstatt (um etwa nötige Technik kostengünstig in Stand zu halten und zu reparieren) von min. 50 m2 für eine langfristige Arbeit notwendig.
Optional und optimal wären weitere Räume für Tagungen und Workshops, sowie Proberäume und Galerien, um die gut funktionierende Vernetzung mit der Wiesbadener Zivilgesellschaft, als auch mit der Kunst- und Kulturschaffendenszene weiter voran zu treiben.
Da der Hochbetrieb sich meist am Abend und an Wochenenden abspielt, ist es notwendig, geeignete An- und Abreisemöglichkeiten für unsere Gäste zur Verfügung zu stellen. Dies wird insbesondere durch eine zentrumsnahe Lage und geeignete Anbindungen gewährleistet.
Wegen Anlieferungen und in erster Linie aufgrund der Künstler*innen, die von außerhalb anreisen, müssten mindestens zwei private Parkplätze in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen.“
Wer so etwas anbieten kann, oder jemanden kennt, oder jemanden kennt, der jemanden kennt, kann sich gerne direkt beim Vorstand des Vereins, Moritz Buche, melden: moso@kulturkneipe-sabot.de – Fest steht für die Sabot-Crew: „Aufgeben ist für uns nach dem ganzen Scheiß, den wir in der Vergangenheit überstanden haben KEINE Option!“.
„Pfeiffers Kulturkiosk“ war für seine aktuelle Folge zu Gast im Sabot: „Ein weiteres Stück Kultur stirbt“: