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Taunusstraße im Porträt: Schöne Verbindung – Fest zum 200. Straßengeburtstag an diesem Wochenende

Von Julia Bröder. Fotos Kai Pelka.

In einer losen Serie stellen wir besondere Straßen der Stadt Wiesbaden vor. Diesmal: die Taunusstraße. Diese Meile mit besonderem Charakter feiert an diesem Wochenende ihren 200. Geburtstag beim Taunusstraßenfest.

Wenn das Nerotal das Herz ist und das Kureck der Kopf, dann ist die Taunusstraße die Ader, die dazwischen schlägt. Sie verbindet die Innenstadt Wiesbadens mit der Natur am Rande der Stadt. Politik in der Hessischen Staatskanzlei auf der einen, Naherholung auf der anderen Seite. Mit ihren verhältnismäßig breiten Gehwegen strahlt die Straße etwas Erhabenes aus. Viele Häuser zieren gusseiserne Schilder mit Hausnummern oder Geschäftsnamen, die Altbaufassaden wirken edel. Das passt zu den Läden, die hier ansässig sind: Designermöbel, Schmuck, Kosmetik, hochpreisige Kleidung – so gut wie alle von ihnen inhabergeführt, viele davon seit einer Ewigkeit. Das schätzt man in der Taunusstraße, denn damit hebt man sich klar ab von Filialisten und austauschbaren Ketten in der Fußgängerzone. „Für unser Sortiment ist die Taunusstraße das perfekte Umfeld“, sagt Hans-Jörg Taubert, der bei „Casa Nova“ schon seit 15 Jahren Designmöbel an diesem Standort verkauft.

Sympathisches Miteinander

Tatsächlich sind neben Einzelhändlern, Galerien, Kosmetikern, einem Supermarkt und einer Apotheke auch viele Restaurants in der Taunusstraße zu finden: Italiener, Asiaten, ein High-End-Steak-House und andere. Chris Adelhütte, der mit seiner Werbeagentur „Kraft & Adel“ stadtauswärts sitzt, kommt das zugute. „Zum einen nutzt unsere Crew gerne die vielfältigen und günstigeren Mittagsangebote, zum anderen bieten sich die nahgelegenen Locations natürlich auch prima für Agentur-Feiern an.“ Adelhütte ist mit seiner Agentur vor neun Jahren in die Taunusstraße gezogen und hat schnell Gefallen an ihr gefunden. Nicht nur, weil die Straße optisch so schön ist und eine tolle Verbindung zwischen Stadt und Natur darstellt. Auch das Miteinander der Geschäftsleute sei sehr sympathisch. „Der Apotheker kennt längst sämtliche Wehwehchen meiner Kinder“, lacht Adelhütte.

Die Goldschmiede Barbara und Werner Hermsen sehen das genauso. „Als wir vor zwei Jahren aus der Bärenstraße hierher gezogen sind, wurden wir mit offenen Armen empfangen.“ Das Ehepaar hat Werkstatt und Ladengeschäft schräg gegenüber der Galerie Rother Winter, mit der sie sich in Zukunft für kleinere Events zusammen tun möchte. Die Schmuckmacher mögen es, auf der Bank vor ihrem Schaufenster zu sitzen und mit den Passanten zu sprechen – Touristen, Anwohner, aber auch Menschen von außerhalb, die gezielt zu ihnen kommen.

Hoffen auf Brodel-Potenzial

 Die Laufkundschaft sei natürlich nicht so groß wie in der Fußgängerzone, aber der Umsatz habe  sich dennoch gesteigert. Was sie sich für die Taunusstraße wünschen? „Dass das, was im Moment in der Nerostraße brodelt, auch hierher kommt“, sagt Barbara Hermsen und meint damit Geschäfte und  Cafés für ein jüngeres Publikum. Das fehlt der Taunusstraße in der Tat noch ein bisschen. Am späten Abend zieht die Bar Manoamano zwar das Ausgehvolk an, auch wenn es in der Wilhelmstraße schon still ist. Aber für tagsüber gibt es „hippere“ Straßen.

Das „Berg-Loft“ von Andrea Vienna sticht da schon ziemlich heraus. Vom Angebot her – als Flagshipstore für die Chiemgauer Sport- und Streetwearmarke Maloja -, aber auch im Auftritt des Ladens selbst: Die Kleider hängen auf Eisenträgern mit Holzbalken, Accessoires stehen in einer alten Schraubenschütte, der Boden ist aus nacktem Stein. Ob das Taunusstraßenpublikum davor nicht zurückschrecke?

Loftig-Locker

„Im Gegenteil“, betont Andrea Vienna. Die Leute seien offen und locker, der Zusammenhalt der Mitglieder des Taunusstraßenvereins toll. Dessen Vorsitzender Jusken Geiger beobachtet, dass die Ladeninhaber unter ihnen sich – vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen im Einzelhandel – gerade neuen Medien öffnen und ihr Angebot um Services erweitert. Die Taunussstraße sei dafür eine Topadresse.  Gibt es also gar nichts, was die Anrainer stört? Wenn, dann ist es der Verkehrslärm. Ein Tempolimit wäre gut. Die Parkuhren schlucken zwei Euro pro Stunde. Und ganz wichtig: „Wir wünschen uns eine Eisdiele“, sagen Andrea Vienna und ihre Mitarbeiterin Josefa Kutschker.

„200 Jahre Taunusstraße“ ist das Motto beim diesjährigen Taunusstraßenfest am 31. August ab 19 Uhr und am 1. und 2. September ab 11.30 Uhr, unter anderem mit Modenschauen, Livemusik und historischen Führungen. Alle Infos und das volle Programm hier und hier:  www.taunusstrasse.de