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#WeRemember-Zeichen zu Holocaust-Gedenktag / Neuer App-Rundgang zu Spuren jüdischen Lebens in Wiesbaden

Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Hessen beteiligt sich an der Aktion #WeRemember.

„Wenn Hessinnen und Hessen bedroht werden, wenn jüdisches Leben in unserem Land bedroht wird, dann muss die Gesellschaft geschlossen dagegen aufstehen“, betont Uwe Becker, Antisemitismusbeauftragter des Landes Hessen, anlässlich des heutigen Holocaust-Gedenktages. Der Tag des Gedenkens an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar wird heute weltweit, und auch in Wiesbaden, vielfältig begangen.

Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat eine weltweite Aktion des Erinnerns gestartet. Unter dem Motto „We remember“ ruft der WJC Menschen überall auf der Welt aus allen Religionen dazu auf, an den millionenfachen Massenmord an den rund 6 Millionen Juden in Europa zur Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern. Wer seine Unterstützung für diese Aktion zum Ausdruck bringen will, ist aufgerufen, ein Selfie mit der Botschaft „We remember“ ins Netz zu stellen. Der hessische Antisemitismus-Beauftragte Uwe Becker nimmt an dieser Aktion teil und ruft die Menschen in Hessen, Unternehmen, Vereine und Verbände dazu auf, Teil dieser internationalen Aktion gegen das Vergessen zu werden und sich damit gegen den Antisemitismus zu stellen.

„Leider müssen wir 76 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz feststellen, dass Europa nicht frei von Antisemitismus ist, sondern leider ein Erstarken von Judenfeindlichkeit zu beobachten ist. Gerade ein Land wie Hessen mit einer auch großen jüdischen Tradition hat hier eine ganz besondere Aufgabe. Wir alle tragen Verantwortung zur Menschlichkeit“, so Becker: „Die Befreiung von Auschwitz ist auch heute noch Auftrag an die Gesellschaft, nachzudenken, was die verbrecherische Zeit des Nationalsozialismus für unser heutiges Zusammenleben bedeutet. Die Auseinandersetzung mit diesem schrecklichen Thema schafft Orientierung für die Zukunft.“

Alle gemeinsam müssten für die Freiheit und Vielfalt in Hessen eintreten: „Wenn Hessinnen und Hessen bedroht werden, wenn jüdisches Leben in unserem Land bedroht wird, dann muss die Gesellschaft geschlossen dagegen aufstehen“, unterstreicht der Antisemitismusbeauftragte. Die Aktion des Jüdischen Weltkongresses unterstütze er, „weil sie das Erinnern in ein weltumspannendes Bild der Mitmenschlichkeit stellt und damit auch Versuchen der Leugnung, der Relativierung oder Verharmlosung des Holocaust entgegentritt.“

Wer an der Aktion teilnehmen möchte, kann dies über die Sozialen Medien unter dem Hashtag #WeRemember tun oder sich über die Homepage des Jüdischen Weltkongresses informieren: https://weremember.worldjewishcongress.org .

Gedenken im Landtag

Eine gemeinsame Gedenk-Veranstaltung der Hessischen Landesregierung, des Hessischen Landtags, dem Hessischen Städtetag, dem Hessischen Städte- und Gemeindebund, dem Hessischen Landkreistag und dem Landeswohlfahrtsverband Hessen zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wird heute ab 17.30 Uhr live im Internet übertragen auf:

 

Ab heute Spuren jüdischen Lebens in Wiesbaden per App erkunden

Einweihung der Synagoge am 11.09.1966; Foto: J. Weber © Stadtarchiv Wiesbaden

Anlässlich des heutigen Gedenktags startet ein neues Angebot, per App „Spuren jüdischen Lebens“ in Wiesbaden zu erkunden. Die Shoah veränderte das Wiesbadener Stadtbild und die Stadtgesellschaft. In der Zeit der Weimarer Republik lebten so viele Jüdinnen und Juden in Wiesbaden wie niemals zuvor. Die jüdische Gemeinschaft hatte sich emanzipiert und vermeintlich die Jahrtausende alte Diskriminierung überwunden. In der NS-Zeit brachen Entrechtung und Verfolgung wieder hervor. Sie kumulierten im Völkermord an den europäischen Juden. Anfang September 1942 fand die letzte große Deportation aus Wiesbaden statt.

Der Rundgang, der, so Jüdische Gemeinde-Geschäftsführer Steve Landau im Wiesbadener Kurier, „eher das Leben als das Leiden betonen soll“, führt an Orte jüdischen Lebens vor und nach der Shoah. Er beschreibt die Entwicklung der Jüdischen Gemeinde und zeigt, wo sie sich im heutigen Stadtbild entdecken lässt. Für den Rundgang benötigen Interessierte ein Smartphone oder Tablet mit installierter „actionbound“-App. Zum Start des Rundgangs scannen sie den hier zu findenden QR-Code mit der App, oder sie klicken auf diesen Link:
http://actionbound.de/bound/geschichte-juedische-gemeinde-wiesbaden

Online-Archiv #EveryNameCounts

Unter dem Motto #EveryNameCounts wollen die Arolsen Archives aus ihren Sammlungen das weltweit größte Online-Archiv über die Opfer und Überlebenden des Nationalsozialismus bauen – so entsteht ein digitales Denkmal für die Menschen, die damals verfolgt wurden. Der Aufruf: „Dazu brauchen wir Eure Hilfe, denn wir stehen vor einer Herkulesaufgabe: In unserem Archiv befinden sich rund 30 Millionen Dokumente sowie Hinweise auf die Schicksale von 17.5 Millionen Menschen.“ Viele Millionen Namen lassen sich schon einfach recherchieren. Doch längst noch nicht alle. Deshalb wurde das Crowdsourcing-Projekt # everynamecounts gestartet: „Ihr könnt uns dabei helfen, Informationen wie Namen und Geburtsdaten von den historischen Dokumenten zu erfassen.“

Hintergrund Holodaust-Gedenktag

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, 1996 von Bundespräsident Roman Herzog als offizieller deutscher Gedenktag proklamiert, erinnert an die mehr als sechs Millionen ermordeten Juden und die vielen weiteren Opfer der NS-Herrschaft: an Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, politisch Andersdenkende sowie die Männer und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Kriegsgefangene und Deserteure, Greise und Kinder an der Front und Zwangsarbeiter.

(sun(dif/Foto: privat)