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Wohnen mit Wirkung: Die 230-Quadratmeter-Think-Tank-WG der „Spacetroop“ am Kaiser-Friedrich-Ring

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Von Mara Braun. Fotos Ivgenia Knobloch
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„Eigentlich haben nicht wir die Wohnung gefunden, sondern die Wohnung uns“, sagt Feizal Reha mit einem Lächeln, und seine Mitbewohner Sebastian Hörz, Yevgeniy Yagolnik und Sebastian Schulz stimmen murmelnd und nickend zu. Seit zwei Jahren arbeiten sie bereits als selbsternannte „Spacetroop“ zusammen, hatten in Rehas alter Wohnung ein Bürozimmer. Nun wohnen und wirken die vier und Schulz’ Freundin Nina seit sechs Monaten auf 230 Quadratmetern in einer Maisonette-Wohnung unterm Dach im Kaiser-Friedrich-Ring – und können ihr Glück manchmal kaum fassen.

„Der Vermieter hat hier mal selbst gelebt. Die Liebe zum Detail, die man nur in die eigene Wohnung steckt, merkt man“, sagt Reha in gemütlicher Runde auf der geräumigen Dachterrasse mit einem Ausblick bis scheinbar ans Ende der Welt. Hier sitzen sie, wenn der Sommer einen lauen Abend bereithält. Wird es zu kühl, ziehen sie sich in die gemütliche Lounge zurück, die fast das komplette obere Stockwerk der Wohnung ausmacht. Wäre da nicht noch ein zweites Bad – mit großzügiger Sauna: „Die haben wir im Winter ausgiebig genutzt“, erzählen die vier dem staunenden sensor-Team im Licht der untergehenden Abendsonne.

Gemeinsam etwas erreichen

Die großen Gemeinschaftszimmer waren ein Faktor, der für die Wohnung gesprochen hat – wobei es keine ernsthaften Argumente dagegen gab. Im unteren Stock sind alle Räume vom Flur aus begehbar, der Besucher mit Holzdielen einladend empfängt. Die Männer haben hier jeder ein eigenes Zimmer. Zur Linken befindet sich die Toilette mit hübschen Mosaikfliesen, das großzügige Badezimmer mit Wanne und eine Küche, in der sich Pfandgut und Geschirr stapeln. „Unsere Spülmaschine ist kaputt“, begründen die Bewohner mit entschuldigendem Grinsen. Das Herz der Wohnung aber schlägt am Ende des Flurs im großen offenen Gemeinschaftszimmer. Hier sind die Schreibtische der Vier in zueinander gewandten Zweierreihen aufgebaut, stehen ihre Bücher im deckenhohen Regal und verraten Notizen auf den Wandboards ein paar Details der aktuellen Projekte. „Wir wollen gemeinsam etwas erreichen“, sagt Schulz (26). Er ist Marketingleiter bei dem Wiesbadener Print-Management-Unternehmen Topcart, Reha (31) hat den Kiosk „Der Bringer“ gegründet, heute betreibt er das „Chutneys“ im LuisenFourm und den „Wunderling“ in Wiesbaden und Frankfurt. Yagolnik, mit 25 der Jüngste im Team, deckt den Bereich Design ab, wie auch Hörz (26), der zudem Webseiten erstellt.

Die „Base“ als offenes Haus

„Auf Sicht will jeder von uns komplett als Selbständiger arbeiten“, erzählt Hörz, der gerade sein Studium beendet. Dabei wollen sie einander unterstützen: „Jeder von uns bringt etwas Anderes ein. Auf diesen Netzwerkgedanken bauen wir“, erklärt Reha. Die Wohnung war dabei ein wichtiger Schritt. „Wir verstehen uns als offenes Haus, das spricht sich auch rum“, erzählt Schulz. So sei in den letzten Wochen kaum ein Abend vergangen, an man nicht Besuch auf der Dachterrasse begrüßen konnte – oft bislang unbekannte Gesichter. „Da kommt ein Typ vorbei, der ein Boot gebaut hat, dann ein Musiker mit Hip-Hop im Blut. Es sind Freunde von Freunden, man vertraut sich, man kommt ins Gespräch und immer gibt es den Punkt, an dem du merkst, wir können uns gegenseitig unterstützen!“ So gebe es zum Beispiel typische Fehler auf dem Weg in die Selbständigkeit: „Die muss nicht jeder neu machen, wenn man sich austauscht.“

Wichtig ist den Männern, die ihre Wohnung als die Base für alle Aktivitäten begreifen, bei allen Unternehmungen – sei es auf den Feldern Ernährung, Gesundheit oder Design – das Thema Nachhaltigkeit. So arbeiten sie mit Bio-Unverpackt zusammen, produzieren mit dem Café Maldaner einen Kaffee in traditioneller Röstung, Hörz beschäftigt sich aktuell mit dem Thema Gardening – und bei allem, was sie tun, fühlen sich die vier ihrer Heimatstadt eng verbunden. „Man traut sich mehr in einer Gruppe“, sagt Yagolnik, dem auch das Thema Spiritualität sehr am Herzen liegt. „Das gibt Kraft. Denn letztlich geht es uns um die Menschen. Das mag hochtrabend klingen, ist aber ernst gemeint.“ Und Reha ergänzt: „Wir wollen diese Welt nicht eines Tages verlassen, ohne etwas Gutes darin bewirkt zu haben.“

Hier hat die „Space Troop“ ihr Facebook-Zuhause.

Am Sonntag, 25.09., um 12 Uhr könnt ihr die Jungs und ihre Ideen persönlich kennen lernen. Sie stellen ihre Vision vor beim „Visionären Frühschoppen“ zum Thema „Um welche Zukunft geht es jetzt?“ im Walhalla-Spiegelsaal.