Direkt zum Inhalt wechseln
|

300 junge Filmbegeisterte aus aller Welt treffen in Wiesbaden aufeinander – und auf Wim Wenders

Der große Wim Wenders kommt nach Wiesbaden, um sich mit filmbegeisterten Schüler:innen aus aller Welt persönlich auszutauschen. Foto: Gerhard Kassner

Rund 300 Kinder und Jugendliche aus aller Welt sind seit heute bis Mittwoch in der Caligari Filmbühne „zuhause“. Das Deutsche Filminstitut und Wiesbaden sind erstmals  Gastgeber der sonst immer in einem Pariser Kino ausgetragenen Abschlussveranstaltung „À NOUS LE CINÉMA !“ des renommierten internationalen Vermittlungsprojekts: „Le Cinéma, cent ans de jeunesse“ (CCAJ). Die jungen Filmemacher:innen treffen in Wiesbaden nicht nur auf Gleichgesinnte, sondern auch auf einen berühmten Regisseur: Wim Wenders kommt als Filmpate am Dienstag, 6. Juni, in die Caligari FilmBühne, wo auch heute und am 6. Juni zwei seiner legendären Meisterwerke öffentlich gezeigt werden.

Heute um 19 Uhr läuft im Caligari „Alice in den Städten“ (1974), am 6. Juni zur gleichen Zeit „Im Lauf der Zeit“ (1976).

Wim Wenders ist bei den Filmvorführungen selbst nicht anwesend, er kommt nach Wiesbaden zum persönlichen Austausch mit Schüler:innen aus aller Welt. Der neue Film des 77-Jährigen, „Perfect Days“, feierte gerade seine viel beachtete Premiere in Cannes, wo Hauptdarsteller Kôji Yakusho mit dem Preis für den besten Hauptdarsteller geehrt wurde

40 Werke von Schüler:innengruppen aus aller Welt wurden im laufenden Schuljahr realisiert im Traditionsprojekt „Le Cinéma, cent ans de jeunesse“, das 2023 zum 28. Mal über die Bühne geht. Alljährlich bringt es Kinder und Jugendliche aus vielen Ländern der Welt im Kino zusammen. Das Ziel des Projekts ist es, Kindern und Jugendlichen Film als Kunst nahezubringen.

Zentrierung und Dezentrierung im Blick

Ein ganzes Schuljahr lang haben die aus 14 Ländern stammenden nahezu 1000 Teilnehmer:innen zwischen acht und 18 Jahren in ihren Klassen gemeinsam mit  Filmemacher:innen Ausschnitte aus der Filmgeschichte gesichtet und Übungen gemacht, um den Sinn und die Folgen von Zentrierung und Dezentrierung im Film zu verstehen. (Foto links: Frankfurter Jugendliche beim Dreh).

Dabei ging es darum, wie ein Film seine Geschichte auch aus einer dezentrierten Perspektive heraus erzählen kann. Nach der intensiven Reflektion der ästhetischen Fragestellung drehten sie schließlich ihre eigenen Filme.

Aus einem Pariser Kino ins Caligari

In einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung schauen die Projektteilnehmer:innen die fertigen Filme jedes Jahr im Juni gemeinsam an. Bisher ging diese Feier des Kinos mit hunderten Schüler:innen immer in einem Pariser Kino über die Bühne. 2023 findet sie zum ersten Mal in Deutschland in Kooperation mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum statt, und zwar im Wiesbadener Kino Caligari FilmBühne.

Von heute bis Mittwoch, 7. Juni, stellen sich die aus Brasilien, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Japan, Litauen, Mexiko und Portugal angereisten rund 300 Jugendlichen ihre Filme gegenseitig vor und diskutieren diese.

Wim Wenders liegt Nachwuchsförderung am Herzen

Traditionell wird dabei immer ein/e Filmschaffende/r als Pate eingeladen, um mit den Schüler:innen ins Gespräch über die entstandenen Filme zu kommen. Das ist dieses Jahr der Regisseur Wim Wenders, der am Dienstag, 6. Juni, mit den Jugendlichen über ihre Filme diskutieren wird. Das ist der von ihm gegründeten Wim-Wenders-Stiftung ein besonderes Anliegen, weil sie sich seit Anbeginn stark für Nachwuchsförderung und Filmbildung engagiert mit dem Ziel, „dem jungen Publikum den deutschen und europäischen Kulturschatz Film schon in der Schule zu eröffnen“.

Nach einem gemeinsam angeschauten Filmausschnitt aus dem Wenders-Film PARIS, TEXAS (FR/DE 1984) diskutiert Wenders mit dem Filmtheoretiker, Regisseur und CCAJ-Mitbegründer Alain Bergala Ästhetik und Handwerk des Filmemachens, vor allem aber über das Jahresthema „Zentriert/De-zentriert“, das eine zentrale Rolle in Wenders Werk spielt. (dif/Fotos Gerhard Kassner, DFF)