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„art.ist 1983“ feiert „RückBlick in die Zukunft“ – Junge Jazzgeneration gestaltet aufregendes Jubiläumsfestival

Im Dezember 1983 wurde das erste ARTist in der Wiesbadener Friedrichstraße eröffnet – eigentlich der perfekte Anlass, um nostalgisch zurückzublicken und nach 40 Jahren ein Jubiläum zu feiern. Es ist jedoch viel spannender ist, den Blick zu wenden und in die Zukunft des art.ist in der Walkmühle zu schauen. Deswegen hat die junge Generation der Kooperative New Jazz das große art.ist 1983-Festival vom 1. bis 3. Dezember gestaltet. sensor präsentiert das Festival als Medienpartner – und stellt euch alle Acts und das Programm vor.

Fünf neue Mitglieder, die allesamt das Jahr 1983 um Einiges verpasst haben, tragen jeweils ein Konzert bei. Stilistisch wird dabei wie gewohnt ein breites Spektrum mit Jazz, Improvisierter Musik und Neuer Musik abgedeckt. Darüber hinaus gibt es in den Räumlichkeiten für die Dauer des Festivals eine Klangkunst-Ausstellung, ebenfalls mit Werken junger Künstler:innen aus der Region.

Bei art.ist 1983 wird der Anspruch nicht sein, art.ist neu zu definieren, sondern es soll vor allem darum gehen, den neuen Konzertort auf dem Walkmühle-Areal zu feiern und Vorfreude auf die kommenden Jahre zu machen.

Programmübersicht:

Freitag, 01.12.2023 | 20:00 Uhr
Vernissage: „LFO“

Die Abkürzung LFO steht für „low frequency oscillator“ (Niederfrequenz-Oszillator) und beschreibt normalerweise Schwingungen, die für den Menschen nicht mehr hörbar sind, aber zur Modulation von Klängen in elektronischer Musik genutzt werden. In der temporären Ausstellung zum Festival sind zwei Klangkunstwerke zu sehen und zu hören, die beide auf ihre Weise mit solchen tiefen Frequenzen arbeiten. Im Fall von Danbi Jeungs „I eat rice my dear“ bringen sie Lebensmittel zum klingen, bei der Skulptur von Leon Senger die Membranen der Lautsprecher selbst. In den Räumen des art.ist werden diese beiden Installationen im Laufe des Wochenendes vor, zwischen und nach den Konzerten zu erleben sein.

Leon Senger: Lautsprecher defekt – Skulptur in Betrieb – Bitte nicht füttern! (2023)
(Lautsprecher Chassis, Mehrkanal-Audio)

Beschädigungen an den Membranen verschiedener alter Lautsprecher Chassis sind in diesem Projekt kein Hindernis für die Klangwiedergabe, sondern im Gegenteil Inspirationsquelle für das Entstehen einer Skulptur gewesen, die ungewohnte Perspektiven auf diese allgegenwärtigen, aber meist verborgenen technischen Geräte bietet. Optisch zeigt sie genau jene Teile, die sonst im Innern einer Box verschwinden, und klanglich beeinflussen sich die dicht an dicht gedrängten Membranen gegenseitig, während sie die auf die Skulptur abgestimmte Komposition wiedergeben.

Danbi Jeung: I eat rice my dear (2023)
(Lautsprecher, Grundnahrungsmittel aus verschiedenen Ländern, 8-Kanal-Niederfrequenzkomposition)

„I don’t drink coffee, I drink tea my dear“, dieser Text kommt in dem Lied „Englishman in New York“ von Sting vor. Der Text bezieht sich auf die kulturellen Unterschiede zwischen England und Amerika, denn Tee gilt als englisches Kulturgut und ist traditionell wichtiger als Kaffee.  Durch das Teetrinken in den USA, so der Song, wird man zum Fremden und der Unterschied in Kultur und Denken wird durch das eine Getränk deutlich. Der Titel der Klanginstallation „I eat rice my dear“ ist eine Parodie auf dieses Lied. Er drückt kulturelle Unterschiede und individuelle Vorlieben durch Grundnahrungsmittel aus, die man in verschiedenen Ländern isst. Diese werden durch tieffrequente Signale in Schwingung versetzt und erzeugen so selbst Klänge. Ist es möglich, diese Klänge von Grundnahrungsmitteln der verschiedenen Kulturen nur nach dem Gehör zu unterscheiden?

Freitag, 01.12.2023 | 21:00 Uhr
Fe Fritschi Quartett

Ella Zirina – Gitarre
Thomas Sauerborn – Drums
Grégoire Pignède – Kontrabass
Fe Fritschi – Akkordeon, Klavier

Einmal mehr ist das art.ist ein Ort, an dem die Magie der ersten Begegnung erlebbar sein wird. Zum ersten Mal treffen vier Musiker*innen aufeinander, die alle Teil einer jungen, kreativen Jazzlandschaft sind und als Impulsgeber und Sidepersons in ihren lokalen Szenen und weit darüber hinaus aktiv sind. Obwohl alle Beteiligten einen individuellen Background mitbringen, sind sie sowohl mit der teils subtil-kontrollierten Klangästhetik europäischer Improvisationsmusik vertraut als auch mit dem „Kochen“ hitziger Jams, der Freude am Interplay auch in der offensichtlichsten Art und Weise

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Samstag 02.12.2023 | 20:00 Uhr
Hidden Treasures

Kompositionen:
Juan David Perez (*1993): Across crooked Time – Spans in multidimensional Swap
Zacharias Faßhauer (*1995): Machtspiel_solo
Dayoung Park (*1991): Natursymmetronik von ARKTIS/ANTARKTIS – FROZEN MOVEMENTS
Teresa Grebchenko (*1984): Vier Akte

Mit dem Programm Hidden Treasures werden zwei Instrumente in den Fokus gestellt, welche allseits bekannt sind – jedoch oftmals auch verkannt sind: der Kontrabass und die Blockflöte. Beide Instrumente zeichnen sich durch eine wummernde Tiefe und schwirrende Höhe aus. Unerwartet und doch vertraut.
Alle Stücke sind von jungen Komponist*innen und beleuchten die unterschiedlichen Klangfacetten der beiden Instrumente. Die Besetzung variiert zwischen Duo und Solo und dem Mitwirken von Elektronik. So abwechslungsreich und unterschiedlich die Klänge sind, so divers sind auch die Stile der jeweiligen Komponist*innen: Ernst und Humor stehen einander gegenüber, sowie die klangliche Verfremdung des Instruments und der „reine“ Ton.
 
Zacharias Faßhauer – Kontrabass und Elektronik
Caroline Rohde – Blockflöten
Teresa Grebchenko – Schlagwerk
Juan Perez Duarte, Alexander Reiff, Dayoung Park – Elektronik

 

Samstag 02.12.2023 | 21:15 Uhr
Duo Hirth/Arsava

Maximilian Hirth – Tenorsaxophon
Max Arsava – Piano

Inspiriert durch Duos wie zum Beispiel Mal Waldron und Steve Lacy sowie Mark Turner und Ethan Iverson, entschlossen sich die beiden Musiker für ein eigenes Duo Programm. Das Programm – bestehend aus Eigenkompositionen und Bearbeitungen bekannter Werke – bewegt sich von fest arrangierten Teilen bis zu freien und konzeptionellen Improvisationen. Von traditionellen Jazzsounds über eine Kammerjazz-Atmosphäre bis hin zu modernen erweiterten Klängen erschaffen die beiden eine freundschaftliche Verbindung der verschiedenen Musikstile und eröffnen sich so ein breites Spektrum an Klangfarben und Melodien. Dadurch erforschen die beiden Musiker die Vielseitigkeit der beiden Instrumente im Zusammenklang.

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Sonntag, 03.12.2023 | 20:00 Uhr
In Between Skins

Juan Bermudez – Live-Elektronik
Leon Senger – Drums

In diesem eigens für das Festival konzipierten Konzert erkunden Schlagzeuger Leon Senger und Klangkünstler Juan Bermúdez die komplexen Klangspektren von Trommeln und Becken. Mithilfe spezieller Mikrofonierung und selbst entwickelter Software-Synthesizer werden die Klangspektren der Instrumente unter die Lupe genommen und damit zum Ausgangsmaterial der Solo- und Duo-Performances. Es soll an dem Abend aber nicht in erster Linie um die technische Machbarkeit, sondern um das Loslösen des Schlagzeugs von seiner gewohnten Funktionsweise und ein ungewohntes Erleben des Instrumentes gehen.

Sonntag 03.12.2023 | 21:15 Uhr
Maximilian Hering Group

Felix Rossy – Trompete
Edu Cabello – Altsaxophon
Fernando Brox – Querflöte
David Muñoz – Kontrabass
Maximilian Hering – Drums

In der 2018 gegründeten Maximilian Hering Group treffen einige der besten jungen Musiker der Jazzszene Barcelonas auf den Mainzer Schlagzeuger Maximilian Hering. Eine Besetzung ohne Harmonieinstrument – gewagt und ebenso erfrischend – die viel Freiheit für Improvisation innerhalb griffiger Kompositionen bietet und den Spielern Raum, ihre persönliche musikalische Stimme zum Ausdruck zu bringen. Das im Januar 2022 erschienene Debütalbum „Nostalgia“ (Klangraum Records) führte die Band bereits zu vielen Clubs quer durch Spanien und Deutschland, stets nach der Maxime „Jazz lliure fet des del cor!“ (zu Deutsch: „Free Jazz mit Herz!“).

Alle Infos und Tickets unter www.artist-wiesbaden.de 

Weiterlese-Tipp: sensor-Reportage „Ein Haus für waghalsige Musik“ von Tim Gorbauch mit Fotos von Nele Prinz.

(sun: Fotos: artist Wiesbaden)