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Babylon Burlesque! Vom TV-Ereignis „Babylon Berlin“ aus lassen sich aufregende Bögen nach Wiesbaden spannen

Von Dirk Fellinghauer. Fotos: Frank Widmann, Per Aspera, Frédéric Batier/ X Filme, Offert Albers.

Ein Millionenpublikum verfolgt das TV-Ereignis „Babylon Berlin“. 4,72 Millionen Videoabrufe bis zum 15. Oktober, im Schnitt sechs Millionen Zuschauer bei jeder Fernsehfolge vermeldete die ARD stolz als „hervorragende Halbzeitbilanz“. Wer „Babylon Berlin“ schaut, verfolgt eine spannende Story, basierend auf dem Kriminalroman „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher (das nächste Gereon-Rath-Buch des Wiesbadener Krimistipendiaten 2018 wird übrigens in Wiesbaden spielen). Und wer die Serie schaut, taucht immer wieder ein in die sündig-verruchte Welt eines besonderen Ortes.

Der Club „Moka Efti“ bildet nicht nur die Hauptkulisse im Musikvideo zu dem hypnotischen Song „Zu Asche, zu Staub“, der seit Ausstrahlungsbeginn die Charts stürmt. „Moka Efti“ ist auch ein Hauptschauplatz des Filmgeschehens.

Die Lasterhöhle gab es damals wirklich. Und das Theater, das als Kulisse für den Film ins „Moka Efti“ verwandelt wurde, gibt es heute wirklich – als „Theater im Delphi“ in Berlin-Weißensee. Und spätestens hier wird die Sache auch mit Wiesbaden-Brille interessant.

Moka Efti – Delphi – Walhalla …

Wer sich das Theater anschaut, und wer sich die Geschichte anschaut, kommt schnell auf den Gedanken: Sieht dem Wiesbadener Walhalla-Theater ganz schön ähnlich, allein schon optisch. Und: Die Geschichte, wie das reale „Delphi“-Gebäude in Berlin Glanzzeiten erlebte, dann eine wechselvolle Nutzung, dann den Leerstand, dann eine Wiederbelebung – auch das klingt sehr vertraut. Mit dem bitteren kleinen Unterschied: Der Part mit der Wiederbelebung fehlt hier noch komplett, steht noch aus und – auch nach nun bald zwei Jahren erzwungenem Walhalla-Leerstand – in den Sternen.

„Delphi“-Geschichte im Schnelldurchlauf: 1929 als Großraum-Stummfilmkino erbaut, 1959 wegen Baumängeln für die öffentliche Nutzung geschlossen, seitdem dämmerte das Gebäude vor sich hin, nur einzelne Räume dienten bis 2005 anderen Zwecken. 2016 fand sich neuer Eigentümer – eine Stiftung übrigens -, der Restaurierungen und Umbauten finanzierte. Neueröffnung im Dezember 2017 als neue Kulturstätte – mit einem breit angelegten Programm von Theater über Oper, Tanz, Klassik, Oper bis Kleinkunst, für die freie Szene und für große Institutionen. Wie der Ort wiederentdeckt und wiederbelebt wurde und interessante und inspirierende An- und Einsichten der Macher, die sagen „Wenn einem so eine Möglichkeit vor die Füße fällt, dann muss man nach ihr greifen“, vermittelt dieses taz-Interview.

 Berlin frohlockt – und Wiesbaden?

„Beim Happyend wird abjeblendt? Nö, werter Herr Tucholsky, jetzt geht´s erst richtig los!“, jubelte der „Tagesspiegel“ im Bericht über die Eröffnungsfeier und forderte: „Berlin, frohlocke.“ Der Zeitungsbericht feierte das „aus New York und Dresden stammende Enthusiastenpaar“ Brina Stinehelfer und Nikolaus Schneider, das die „Delphi“-Wiedererweckung verantwortet, als „tollkühne Visionäre“, die während der Eröffnungsgala „von einem Glückskind aus Politik und Kultur nach dem anderen“ am Rednerpult gefeiert werden – auch vom Berliner Kultursenator. Dieser „preist Akustik und Magie des auch nach der stlisicheren Sanierung wunderbar abgeschabten Saales“.

Richtig gelesen, liebe Verantwortlichen für das Walhalla-Schicksal: „Wunderbar abgeschabt“ sollte ein solches Haus auch nach einer Sanierung, die dadurch automatisch weitaus weniger kostspielig ausfällt, noch sein.

„Babylon Berlin“ durch die Wiesbaden-Brille betrachtet – Ansporn zu neuer Fantasie?

Wenn die Wiesbadener Verantwortlichen „Babylon Berlin“ mit der Wiesbaden-Brille anschauen, könnte das ein Ansporn sein zu neuer Energie – und Fantasie: Was könnte aus dem Walhalla-Gebäude Großartiges werden? Wie könnte ein neues Walhalla die Stadt beleben und aus der Stadt heraus strahlen? Wie wäre es, wenn die längst vorliegenden, ziemlich ausgereiften Pläne der „Walhalla Studios“-Enthusiasten auch nur annähernd umgesetzt würden?

Burlesque-Sensation aus Berlin – mit Wurzeln im Walhalla

Und: Wie wäre es, wenn die Rheingauerin Evi Niessner ihre Show „Let´s Burlesque“ (Foto oben) eines Tages im großen Walhalla-Saal aufführen könnte? Also das, was einst – lange vor „Babylon Berlin“-bedingtem Burlesque-Boom – im Walhalla-Spiegelsaal erste Erfolge feierte und jetzt als „Das Original – die sinnlich-sündige Show-Sensation aus Berlin“ bundesweit vermarktet und bejubelt wird und am  1. November im Kurhaus Wiesbaden stattfindet?

Es wäre: der Traum! Und es wird natürlich auch an diesem Donnerstag im Kurhaus ein Ereignis, wenn Miss Evi, die First Lady of Burlesque, Mr. Leu als Tastenakrobat, die fulminanten Band The Glanz, renommierte Burlesque-Stars wie Honey Lulu, Tara La Luna oder Erochica Bamboo und der Handstand-Artist Robert Chronika versprechen: . „Es wird heiß! Es wird wild! Es wird ausgelassen!“ Und: „Die furiose Mischung aus Musik, Tanz, Artistik und jeder Art von Sinnlichkeit bringt die Luft von der ersten Sekunde an zum Brennen.“

Die Show ist das Zelebrieren eines freien Geistes, eines aufregend neuen Lebensgefühls. Und die Aufforderung für den 1. November im Kurhaus lautet: „In diesem Sinne, liebes Publikum, schmeißt Euch in Eure heißesten Fummel, und dann heißt es: Klatschen, kreischen, pfeifen, johlen und vor Ekstase auf den Tischen tanzen! Mit anderen Worten: Let’s Burlesque!“

„Let´s Burlesque“ am Donnerstag, 1. November, im Kurhaus. Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse. www.lets-burlesque.de – sensor verlost 2×2 Freikarten: Mail an losi@sensor-wiesbaden.de