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Die Neuerfindung der Wiesbadener Literaturtage durch einen konsequent vielseitigen Kurator im Herbst 2017

Zu einer Tour d’horizon durch das „BRD noir“ der Vorwendezeit wie durch das Museum Wiesbaden lädt Frank Witzel, Autor und Kurator der 20. Wiesbadener Literaturtage, ein. Das spartenübergreifende und traditionsreiche Festival, veranstaltet vom Kulturamt und Federführung des Literaturhauses Villa Clementine, startete am Sonntag furios – im Museum. Noch bis zum 16. November sind in Wiesbaden, Geburtsort und für die Dauer der Literaturtage wieder temporäre Heimat für Witzel, spannende Erlebnisse rund um die Literatur, aber auch weit darüber hinaus, möglich.

Wie es bei einem so vielseitigen Kurator und Künstler wie Frank Witzel nicht anders zu vermuten war,  erwartet die Besucherinnen und Besucher zum 20. Jubiläum der Wiesbadener Literaturtage ein ungewöhnliches und spannendes Programm, das verschiedene Künste in ungeahnter Weise miteinander wie in einer Collage verbindet.

„Als mich im letzten Jahr die Anfrage erreicht hat, die Wiesbadener Literaturtage zu kuratieren, habe ich mit meiner Zusage keinen Moment gezögert“, erläuterte Frank Witzel – bekannt geworden durch seinen mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Romanwälzer „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969″ – bei der Vorstellung des Programms im Literaturhaus Villa Clementine (Foto, mit Literaturhaus Leiterin Susanne Lewalter, links, und Kulturdezernent Axel Imholz, rechts): „Mich hat es besonders gereizt, Bereiche wie Kunst und Musik – die auch für meine eigene Arbeit wichtig sind – neben der Literatur in die Gestaltung des Festivals miteinbringen zu können.“ Auch Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz schätzt den Cross-Over-Gedanken: „Auf diese Weise erreichen wir unterschiedliche Interessen und ein breitgefächertes Publikum“. Besonders spannend sei in diesem Jahr, dass Frank Witzel als gebürtiger Wiesbadener nicht nur Brücken zu anderen Künsten schlage, sondern auch zur Wiesbadener Geschichte.

Ein außergewöhnlicher Audioguide fürs Museum

So begab sich der Kurator des Festivals zum Auftakt an einen Ort, der für ihn eine Art künstlerische Initiation darstellt: Im Museum Wiesbaden lud er zu einem virtuellen literarischen Rundgang mit dem Titel „Wiesbadener Heimsuchung“ ein.   Ähnlich wie bei Lesern eine erzählte Geschichte innere Bilder entstehen lässt, so löst bei Frank Witzel das assoziative Betrachten von Gemälden literarische Geschichten und Reflektionen  aus. Seine Geschichten zu zwei Dutzend Gemälden der umfangreichen Sammlung hat Frank Witzel in einem literarischen Text festgehalten. Der literarische und virtuelle Rundgang verspricht dabei ein ganz neues Seherlebnis und ist in Kooperation mit dem Museum und hr2 auch als Audioguide produziert worden. Am Donnerstag, 9. November kann man bei Frank Witzels Rundgang mit dem Museumsdirektor Alexander Klar der Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Projektes folgen.

Heute gastieren die Literaturtage im Kleinen Haus des Hessischen Staatstheaters, wenn es heißt: „Jule, Julia, Julischka“. Die drei Schauspielerinnen Jule Böwe, Julia Riedler und Julischka Eichel bringen dort – nach einem organisatorischen und terminlichen Kraftakt, sie alle zusammenzubringen – zum ersten Mal Frank Witzels Theaterstück zu Gehör, das er ihnen gewidmet hat.

Am Mittwoch, 8. November stellt Frank Witzel im Wiesbadener thalhaus die für ihn „innovativste Gitarristin im Bereich improvisierter Musik“ vor: „Thumbscrew“, das Trio um die gefeierte amerikanische Gitarristin Mary Halvorson gehört zur legendären Jazz-Avantgarde der USA.

Der Philosoph Marcus Steinweg verwandelt am Donnerstag, 9. November das Philosophieren in einen performativen Akt und widmet sich dem Vorgang des Schreibens. Im Mittelpunkt seiner Lecture-Performance wird das Werk der bekannten französischen Schriftstellerin Marguerite Duras stehen.

Dunkles Kapitel Wiesbadener Kriminalgeschichte

In ein dunkles Kapitel deutscher und Wiesbadener Geschichte taucht Frank Witzel mit seinem Gesprächspartner Philipp Felsch am Freitag, 10. November in der Caligari FilmBühne: Am Beispiel eines Films der DDR Sendereihe „Kriminalfälle ohne Beispiel“ aus dem Jahr 1966 spricht er mit Philipp Felsch, Juniorprofessor für Humanwissenschaften aus Berlin, über den Wiesbadener Entführungsfall Timo Rinnelt.

Zum Abschluss der Literaturtage in Wiesbaden ist der große österreichische Schriftsteller Gerhard Roth im Literaturhaus zu Gast, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert. Im Gespräch von Lektor Jürgen Hosemann vom S. Fischer Verlag und Frank Witzel mit dem Autor geht es um das Werk Gerhard Roths. Auszüge  liest der bekannte Sprecher Christian Brückner, der selbst im Jahre 2015 Gastgeber der Wiesbadener Literaturtage war.

Zur Einstimmung empfehlen wir „Pfeiffers Kultur Kiosk“ mit Alexander Pfeiffer und Frank Witzel.

www.wiesbaden.de/literaturtage

(dif/Foto Dirk Fellinghauer)