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Ein Nachtbürgermeister für Wiesbaden: Jugendparlament ergreift Initiative – Sprachrohr, Motor und Vermittler

Von Dirk Fellinghauer. Foto JuPa Wiesbaden.

Amsterdam, London, Paris, Zürich, New York, Toronto, Mannheim … und künftig auch Wiesbaden? Das Wiesbadener Jugendparlament (JuPa) hat auf seiner heutigen Vollversammlung im Rathaus so gut wie einstimmig für die Einsetzung eines Nachtbürgermeisters oder einer Nachtbürgermeisterin in Wiesbaden gestimmt. Der beschlossene Antrag soll bereits in der kommenden Stadtverordnetenversammlung im September beraten und final abgestimmt werden.

Der Antrag sieht vor, den Nachtbürgermeister als vermittelnde Position zwischen Kulturschaffenden, Veranstalterinnen und Veranstaltern, Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Politik und Verwaltung einzusetzen und dadurch das Wiesbadener Nachtleben zu beleben, Konflikte zwischen den Akteuren zu verhindern bzw. abzumildern, sowie der Szene als zentrale Ansprechperson zu dienen. Darüber hinaus soll der/die Nachtbürgermeister/in als Sprachrohr der Szene fungieren, beispielsweise in Planungsprozessen. Dazu soll er/sie mit den entsprechenden Kompetenzen ausgestattet werden.

Die erste Legislatur soll zwei Jahre dauern. Für den Findungsprozess eines möglichen Nachtbürgermeisters soll die Verwaltung einen Plan entwickeln, der Bürger und Kulturschaffende beteiligt.

Nachtbürgermeister auf der ganzen Welt

In anderen Städten auf der ganzen Welt gibt es bereits Nachtbürgermeister (international „Night Mayor“), die erfolgreich arbeiten. Amsterdam, London, Paris, Zürich (dort als mehrköpfiges „Nachtrat“-Gremium mit dem netten Motto: „Wir regieren, wenn der Stadtrat schläft“), New York, Toronto und Mannheim als erste deutsche Stadt haben bereits ein solches Amt in die Realität umgesetzt. Dort wurde erst vor einigen Tagen der 27-jährige Hendrik Meier gewählt. Er setzte sich in einer Riege von zehn Kandidatinnen und Kandidaten mit unterschiedlichsten Backgrounds – und einer Altersspanne von 24 bis 53 – durch.

Wiesbaden wachsende Stadt – ohne Nachtleben

Um in Wiesbaden eine Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung für das Vorhaben zu erhalten, wird das Jugendparlament die nächsten Wochen nutzen, um Gespräche mit den Fraktionen zu führen, kündigt der JuPa-Vorsitzende Silas Gottwald (Bild oben 3. Spalte von links, 2. von unten) an.

Er begründete den Antrag heute folgendermaßen: „Wiesbaden ist eine wachsende Stadt, aber weitestgehend ohne Nachtleben. Die wenigen Bars und Clubs haben es schwer zu überleben, die Preise steigen stetig an und viele Wiesbadener/innen zieht es zum Ausgehen in umliegende Städte, wie zum Beispiel nach Mainz oder Frankfurt. Dies führte in den vergangenen Jahren zu wachsendem Unmut in Teilen der Stadtbevölkerung. Auf der anderen Seite schlagen Anwohnerbeschwerden über Lärm und Schmutz regelmäßig hohe Wellen, und das Sicherheitsgefühl sinkt zu später Stunde rapide. Um das Wiesbadener Nachtleben zu beleben und um zwischen den verschiedenen Akteuren den Dialog zu stärken und zu vermitteln, braucht unsere Stadt eine/n Nachtbürgermister/in, der/die sich den vielfältigen Herausforderungen annimmt“.

Interessant ist übrigens, welches die erste öffentliche Forderung des frisch gewählten Mannheimer Nachtbürgermeisters war: Gratis-Wasser (!) für Feiernde!

WAS DENKT IHR? BRAUCHT WIESBADEN EINE/N NACHTBÜRGERMEISTER/IN?

Kommentare gerne direkt hier posten oder per Mail an hallo@sensor-wiesbaden.de, Betreff „Nachtbürgermeister/in“.

Hier der komplette heute mit fast einstimmiger Mehrheit (punkte 1-4: 25 Stimmen/einstimmig, Punkte 5-6: 23 Ja-Stimmen, 2 Enthaltungen) beschlossene Antragstext zum Nachlesen

Antrag Nachtbürgermeister/in

Titel: Das Nachtleben beleben, den Dialog stärken: Ein/e Nachtbürgermeister/in für Wiesbaden

Das Jugendparlament Wiesbaden möge beschließen, in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung folgenden Antrag auf eine/n Nachtbürgermeister/in in Wiesbaden zu stellen:

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, eine/n Nachtbürgermeister/in für Wiesbaden einzusetzen. Diese Person soll als vermittelnde Position zwischen Kulturschaffenden, Veranstalterinnen und Veranstaltern, Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Politik und Verwaltung fungieren und dadurch das Wiesbadener Nachtleben beleben, Konflikte zwischen den Akteuren verhindern bzw. abmildern, sowie der Szene als zentrale Ansprechperson dienen. Darüber hinaus fungiert der/die Nachtbürgermeister/in als Sprachrohr der Szene beispielsweise in Planungsprozessen.
  1. Die Legislatur des ersten Nachtbürgermeisters / der ersten Nachtbürgermeisterin beträgt zwei Jahre und soll als Testphase dienen, um Erkenntnisse zum Bedarf und den Aufgabenschwerpunkten zu sammeln.
  1. Die Verwaltung wird beauftragt einen Findungsprozess zu entwickeln, der Bürger und Kulturschaffende an der Entscheidung wer Nachtbürgermeister in wird, beteiligt.
  1. Die monatliche Arbeitszeit beträgt 60 Stunden und wird auf Honorarbasis vergütet.
  2. Als Sprachrohr der Nachtkultur-Szene soll der Nachtbürgermeister/ die Nachtbürgermeisterin dem Kulturausschuss beratend zur Seite stehen und einmal jährlich in der Stadtverordnetenversammlung über seine Tätigkeiten berichten.
  3. Um seine Aufgaben zu erfüllen soll der/die Nachtbürgermeister/in mit den entsprechenden Kompetenzen ausgestattet werden.

Begründung:

Wiesbaden ist eine wachsende Stadt aber weitestgehend ohne Nachtleben. Die wenigen Bars und Clubs haben es schwer zu überleben, die Preise steigen stetig an und viele Wiesbadener/innen zieht es zum ausgehen in umliegende Städte, wie zum Beispiel nach Mainz oder Frankfurt. Dies führte in den vergangenen Jahren zu wachsendem Unmut in Teilen der Stadtbevölkerung. Auf der anderen Seite schlagen Anwohnerbeschwerden über Lärm und Schmutz regelmäßig hohe Wellen und das Sicherheitsgefühl sinkt zu später Stunde rapide.

Um das Wiesbadener Nachtleben zu beleben und um zwischen den verschiedenen Akteuren den Dialog zu stärken und zu vermitteln braucht unsere Stadt eine/n Nachtbürgermister/in, der/die sich den vielfältigen Herausforderungen annimmt. Die erste Legislatur, die als Testphase dienen soll, gibt die Möglichkeit, die sich heraus kristallisierenden Aufgabenschwerpunkte genauer zu definieren und Arbeitsumfang und Vergütung gegebenenfalls anzupassen.

In anderen Städten auf der ganzen Welt gibt es bereits Nachtbürgermeister, die erfolgreich arbeiten.

Amsterdam, London, Paris, Zürich, New York, Toronto und Mannheim als erste deutsche Stadt haben bereits ein solches Amt in die Realität umgesetzt.