Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Michael Zellmer.
Man könnte meinen, man hätte ein Schmuckgeschäft betreten. In edlem Schwarz, effektvoll beleuchtet, präsentieren sich hier aber Juwelen ganz anderer Art: Criminal Damage „Python“ Mid Top white, Nike Air Foamposite Pro „Red October“ oder Saucony Shadow Original heißen sie zum Beispiel . Sneaker der Extraklasse, Sammlerstücke, die nicht einfach mal so auf der Straße getragen werden. „Viele unserer Kunden sind tatsächlich Schuhsammler“ bestätigt Geschäftsinhaberin Sandra Diodati. Auch William Grant, ihr Mann, ist so ein Schuhfreak. Daher hatte das deutsch-amerikanische Paar auch die Idee, die exklusive Sneakerboutique „Grants Apparel“ in der Moritzstraße zu eröffnen. Bald wird sie ein Jahr alt – genau wie die andere „Koproduktion“ zwischen Grant und Diodati, der kleine Sohn, dessen Geburt 2014 fast genau mit der Geschäftseröffnung zusammenfiel.
„Langsam grooven wir uns ein“
„Das war schon eine stressige Zeit“, sagt Sandra Diodati, „langsam grooven wir uns aber hier ein“. Für die junge Familie ist es eigentlich ideal, ein eigenes Geschäft zu haben. „Da kann man den Kleinen auch mal mitbringen“, meint Sandra. Und ansonsten sind sie gerade dabei, ihn an einige Stunden bei der Tagesmutter zu gewöhnen. Kennen gelernt haben sich Sandra und William in Arizona. Dorthin war die Hotelfachfrau im Rahmen eines Management-Training-Programms gezogen. „Es war aber gerade die Zeit der Wirtschaftskrise“, blickt Sandra zurück: „Die Aussichten waren nicht so rosig.“ Schnell fiel die Entscheidung, gemeinsam nach Deutschland zu gehen. Und bald die zweite, nämlich die Selbstständigkeit anzustreben. Ein exklusives Sneaker-Geschäft fehlte noch in Wiesbaden, ergab die Marktanalyse der beiden. Damit überzeugten sie auch ihre Gründungsberater, die grünes Licht gaben.
Jagdinstinkt der Sneaker-Freaks ansprechen
Denn was es in diesem Schuhladen gibt, ist was ganz anderes: Bei „Grants Apparel“ findet man sowohl Marken als auch Modelle, die wirklich den Jagdinstinkt der Freaks ansprechen. „Unser teuerster Schuh kostet über 700 Euro“, sagt Sandra Diodati und zeigt auf einen Basketballschuh ganz oben im Regal. Das ist ein Sondermodell von Nike, entworfen von Basketballstar Michael „Air“ Jordan. Der gestaltet immer wieder neue Editionen, und es hat sich ein echter Kult darum entwickelt. „Die werden in limitierter Auflage hergestellt, und die Läden bekommen davon nur ganz bestimmte Kontingente“, erklärt Diodati. „Und dann werden sie auch wieder im Internet versteigert“. Schuhe als Kapitalanlage? Scheint zu funktionieren, denn das 700-Euro-Modell „war vor 20 Jahren für vielleicht 150 Euro im Handel“, bestätigt Diodati. Wo sonst gibt es schon 400 Prozent Gewinn?
Aber natürlich gibt es bei Grants Apparel auch ganz normale Treter, in exklusiverer Auswahl als in den meisten Läden halt. „Wir werden von den anderen empfohlen, wenn etwas Besonderes gesucht wird“, sagt die Chefin. Das Ganze funktioniert so gut, dass das Paar die Eröffnung eines zweiten Ladens in Wiesbaden schon bald anpeilt. Und einen dritten, in Frankfurt, kann sich Sandra auch schon vorstellen. Viele Kunden sind Amerikaner, „vielleicht 40 Prozent“, schätzt sie. Genau kämen auch genug deutsche Schuhsammler – oder auch Sportler, die mit den Schuhen tatsächlich laufen oder Basketball spielen möchten.
Es gibt noch mehr bei Grants Apparel, denn „Apparel“ heißt ja generell „Bekleidung“: Marken wie Caylar & Son, DRMTM, Mitchell & Ness, HUF, Brixton, Diamond und Urban Classic findet man in Wiesbaden nur hier. Einen Extraraum für Basecaps von allen möglichen US-Sport-Teams, ebenso exklusiv präsentiert, gibt es auch. Passend zum Angebot läuft Hip-Hop im Laden. Genauso viel Mühe wie bei der Präsentation geben sich die jungen Inhaber auch bei der Beratung. Schließlich kauft man sich hier nicht nur ein paar Schuhe, sondern Lifestyle.