Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Nele Prinz.
Das schwarze Hochhaus am Kureck ist schon länger Geschichte. Aber auf den Bildern der Wiesbadener Künstlerin Kari Hansen von Seck steht es noch. Es ist auch als Kühlschrankmagnet zu haben. Traditionelle Souvenirs wie diese bilden einen, aber längst nicht den einzigen Teil des Sortiments einer Wiesbadener Tourist Information im Wandel.
Von der Steh-Theke zur Lounge
In nur einer Woche Umbauzeit hat sich aus einem eher dunklen Raum eine einladend-helle Lounge entwickelt, in der sich, so Chefin Birgit Zilian, jetzt endlich richtige Beratungsgespräche führen lassen. Vorher habe man immer nur im Stehen an der Theke reden können. Und Fragen gibt viele Fragen, ob von Wiesbadenern oder Reisenden.
„Ich denke, das sind ungefähr jeweils die Hälfte“, sagt Birgit Zilian, nach der Zusammensetzung der Kundschaft befragt. Information ist hier Kerngeschäft: Wo gibt es was, wo kann man hingehen, was muss man gesehen haben – auch abseits der ausgetretenen Touristenpfade. „Oft kommt jemand und sagt: Ich bin nur diesen einen Tag hier, was kann ich tun?“ Auch dafür haben Zilian und ihr zehnköpfiges Team jede Menge Tipps parat, je nachdem ob es um Historie, kulturelle Highlights oder auch mal einen richtig bunten Kiez wie das Westend geht.
Letzter verbliebener Ticketshop
Und natürlich bildet das so genannte „Ticketing“ einen großen Schwerpunkt: „Wir sind mittlerweile die einzige Vorverkaufsstelle für Karten aller Art“, sagt Zilian. Die meisten Kulturanbieter stellen ihre Tickets zwar auch zum Download zur Verfügung, aber es gibt bei vielen doch noch Beratungsbedarf, und sie möchten ihre Eintrittskarte in der Hand halten. „Wir kennen die meisten Säle, die kleinen Theater, wir wissen, wo man besonders gut hört oder wo man sein linkes Bein ausstrecken kann, damit man die Vorstellung aushält“, sagt Birgit Zilian schmunzeln. Solche Fragen kommen tatsächlich, und in der Regel gibt es hier eine fachkundige Antwort.
Manche vermissen zwar das riesige Flyer-Regal, das vorher sämtliche Fenster blockierte und keinerlei Tageslicht in den Raum ließ. Aber es gibt Multimedia-Stelen, auf denen Kulturanbieter kostenlos Werbung machen können, und es gibt die Möglichkeit, Plakate aufzuhängen – allerdings nur im A1-Format. Und Flyer gibt es immer noch, wenn auch an mehreren Orten im Raum verteilt. Auch der sensor als die Informations- und Inspirationsquelle der Stadt ist in der „T-Info“ sehr gefragt.
Nachhaltig touristisch
Beraten wird nicht nur zu Wiesbadener Sehenswürdigkeiten, sondern auch zum angrenzenden Rheingau und Taunus, bis hin nach Frankfurt. Und das schlägt sich nun auch in dem extrem erweiterten Angebot an Wiesbaden-Artikeln nieder: Eben nicht nur Postkarten und Kühlschrankmagneten, sondern ein riesiges Wein- und Sektregal mit wechselnden Winzerangeboten, jede Menge kulinarische Köstlichkeiten vom süßen Brotaufstrich bis zu dem von zwei jungen Männern neu aufgelegten Kult-Kräuterlikör „Taunustropfen“.
Dazu gibt es viele handgefertigte schöne Sachen aus lokalen Manufakturen, die, wie Birgit Zilian betont, alle auf Nachhaltigkeit Wert legen. Upgecycelte Taschen aus ausgedienten Kitesurfing-Segeln zum Beispiel, Holzobjekte aus zertifiziertem Holz, Brotkörbe und andere textile Haushaltswaren aus Stoffresten und recycelten Kaffeesäcken, palmölfrei hergestellte Seifen oder die Hessen-Hawaii-Hemden von „Schönwetterfront“.
Wiesbaden-Artikel statt China-Ware
Wer etwas Besonderes mit Wiesbaden-Bezug herstellt, verspricht Birgit Zilian, darf sich gerne melden und hat Chancen, ins Sortiment, das auch ab und zu wechselt, aufgenommen zu werden. Nix mit der üblichen China-Ware also, und das ist auch gut so! Viele Dinge sagen wohl auch hauptsächlich Einwohner:innen der Landeshauptstadt etwas, oder wer erkennt sonst das Motiv auf dem Frühstücksbrettchen: das Opelbad von oben, inklusive schwimmendem Krokodil?
Auch Kaffee von unterschiedlichen heimischen Anbietern ist im Angebot. Nur probieren darf man weder Kaffee noch Wein, denn dafür ist die T-Info baulich nicht ausgerüstet. Das geht aber mittwochs und samstags auf dem angrenzenden Wochenmarkt, „die stärksten Tage bei uns“, so die Chefin. Was man aber darf: Auf Toilette gehen, eine für viele gar nicht unwichtige Information. Also: Der spektakulär kurze Umbau hat sich gelohnt.