Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Ramon Haindl, Yannick Wegner, Alexander Kilian.
New York, Zürich, Berlin. Städte, in denen „Concept Stores“ schon längst Erfolge feiern. Man kennt Namen wie Colette in Paris, Andreas Murkudis in Berlin oder auch Apropos in Köln und Hamburg. Und jetzt hat auch Wiesbaden so etwas: „Qompendium Work Shop“ hat Designerin Kimberly Lloyd ihren Laden in der Westendstraße 11 genannt. Dort, wo Wiesbaden am „berlinerischsten“ ist, wo sich die Nachbarn im Kiez kennen, wo es Kneipen, Künstler und „schräge Ecken“ gibt.
Genau da findet man in den Räumen einer ehemaligen Bäckerei Lloyds „Work Shop“. Dort verkauft sie ihre feine Auswahl an tollen Produkten, dort arbeitet sie im Untergeschoss für die Kunden ihrer Markenberatungs-Agentur und stellt ihr edles Magazin „Qompendium“ zusammen. Es erscheint ein- bis zweimal im Jahr in Buchform und bietet Fotografie, Design und weitere spannende Sparten. „Eine Reise durch das Multiversum der Felder Philosophie, Kunst, Kultur und Wissenschaft“, so beschreibt es seine Schöpferin. Sie kuratiert sowohl das Magazin als auch das, was sie im „Work Shop“ anbietet.
Man kann es getrost „kuratieren“ nennen, denn hier bietet Kimberly Lloyd nur wirklich schöne Dinge an, oft Unikate, die ihr selbst gefallen: Weiche Ledertaschen ebenso wie Socken von Henrik Vibskov, Schmuck aus australischem Känguruleder neben Schreibutensilien von Caran d’Ache, Seifen, Buchstützen, T-Shirts, Isolierkannen in herrlichen Farben von Normann Copenhagen oder Kosmetik von Kiehl‘s – alles, was richtig schön ist. Und dabei auch für den kleinen Geldbeutel geeignet, vergisst die Inhaberin nicht zu erwähnen: „Ich habe auch Nagellack von Mavala aus der Schweiz für 5 Euro“. Am anderen Ende der Preisskala wartet Bruce Willis. Cool an die Wand gelehnt, hängt er riesengroß über dem Tresen. Das Originalfoto von Deborah Feingold ist für 3800 Euro zu haben.
Die Luft der großen weiten Welt
Leckere Getränke gibt´s natürlich auch mit besonders designten Etiketten, von „Aqua Monaco“. Für zwei Euro zum Mitnehmen, für Kunden umsonst. Denn auf das Einkaufserlebnis legt Kimberly Lloyd besonderen Wert. Wer ein besonderes Geschenk sucht, wird hier sicher fündig und schnuppert dabei auch ein bisschen Luft der großen weiten Welt. Schließlich gibt es hier manches, so die Inhaberin, „das in Deutschland nur ich exklusiv verkaufe“. Ihre exzellenten Kontakte zur Design- und Mode-Szene machen´s möglich. Dank ihrer Connections stehen große Namen wie Comme des Garçons oder Yves St. Laurent neben kleinen, auch lokalen Designern.
Das Ambiente ist kein überkandidelter Luxus, sondern stilsicherer Purismus. „Weniger ist mehr“ war die gestalterische Devise für Kimberly Lloyd, die das gesamte Interieur selbst entworfen hat: „Kann man alles kaufen – bis auf die Theke“. Eine große Auswahl an Designbüchern und Magazinen sind ebenfalls vorrätig: Insider kennen „Monocle“, „Visionnaire“ oder „Wallpaper“, finden aber auch Überraschendes und Unerwartetes. Schmuck aus Horn oder Gold, kleine Möbel, Emaille-Schalen aus Amerika, Jeans von „Adem in Aspic“, Vintage-Sonnenbrillen – klingt nach vollgestopft, aber das ist es nun gar nicht. Im Gegenteil: Man hat Platz, sich zu bewegen, Dinge in die Hand zu nehmen. Kimberly Lloyds liebste Kunden sind jene, die „Wert auf Haptik und Ästhetik legen“. Ihr Konzept spricht sich herum: „Es kamen auch schon Leute rein, die sich an Zürich oder Berlin erinnert fühlten.“
Eine Nacht im Museum
Auch das Museum Wiesbaden erkannte das designmäßige Potenzial der Entrepreneurin und lud sie im Dezember zu einer „One Night Design Shopping“ ein. „Wir hatten da quasi den kompletten Laden im Museum aufgebaut“, berichtet Lloyd. Gleiches hat sie demnächst auf Design-Messen in Athen und Madrid vor. In der Szene ist sie keine Unbekannte, hat diverse Art-Director-Auszeichnungen gewonnen. Daher wirkt die auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination ihres Waren-Portfolios auch wie aus einem Guss – und das ist das Wichtigste für einen erfolgreichen „Concept Store“, jetzt auch in Wiesbaden.