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Katholisch, konservativ, queer in Wiesbaden: Jugendkirche Kana und Lesben und Schwule in der Union als Vorreiter

„Wir wollen damit bewusst queere Menschen ansprechen und ein positives Zeichen gegen Ausgrenzung setzen“, sagt Jugendbildungsreferent Eric Tilch von der katholischen Jugendkirche Kana in Wiesbaden. Gerade diese Zielgruppe habe meist Negativerfahrungen mit der Kirche. Unter dem Titel „Prisma“ laden die Wiesbadener am Sonntag, 28. Februar, um 18 Uhr , als erste im Bistum Limburg, zu einem „queeren Gottesdienst“. Auch politisch tut sich was in der Community: In dieser Woche wurde der erste LSU (Lesben und Schwule in der Union)-Kreisverband außerhalb Berlins gegründet – in Wiesbaden. Katholiken und Konservative – gleich zwei Gruppen, die traditionell nicht immer das entspannteste Verhältnis im Umgang mit „Andersliebenden“ hatten und haben, sind also innerhalb ihrer Organisationen in unserer Stadt als Vorreiter für die Community aktiv.

„Viele haben Kirche für sich sogar bereits total abgehakt“, weiß Tilch. Das Angebot sei aber nicht auf eine queere Zielgruppe beschränkt, sondern solle „ein Gottesdienst der Vielfalt für alle“ sein. Während die Premiere corona-bedingt auf der Videoplattform Zoom veranstaltet wird, sollen im Laufe des Jahres weitere Gottesdienste dieser Art in unterschiedlichen Kirchen im Bistum gefeiert werden.

Kana gehört zum Arbeitskreis queere Jugendarbeit im Bistum, der an jedem 19. eines Monats um 19 Uhr einen queeren Stammtisch veranstaltet und – ebenfalls auf Zoom – die Diskussionsreihe „Kirche im Queerformat“, an der auch die Aidshilfe Wiesbaden aktiv mitwirkt. Auch die Gottesdienstreihe Prisma ist ein gemeinsam organisiertes Projekt. Zum Auftakt werden Videosequenzen aus Kana zu sehen sein. Für die Wiesbadener

Jugendkirche als Teil der queeren Community 

Jugendkirche ist queere Jugendarbeit zu einem besonderen Schwerpunkt geworden. Das hat sie im vergangenen Jahr auch nach außen sichtbar gemacht durch ein großes Regenbogenbanner am Kirchengebäude zum internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. „Wir sind inzwischen  Teil der queeren Community geworden“, freut sich Eric Tilch: „Dabei handeln wir nach dem Grundsatz, dass alle Menschen von Gott geliebte Geschöpfe sind und sie nach ihrer jeweiligen Fasson leben dürfen.“ Er zeigt sich davon überzeugt, dass dieser Grundsatz in der katholischen Kirche immer mehr Zuspruch erhalte.

Inhaltlich wird bei dem Gottesdienst, der von Diözesanjugendpfarrer Uwe Michler begleitet wird, das Thema „Vertrauen“ im Mittelpunkt stehen. Musikalisch gestaltet wird er mit Neuem Geistlichen Lied und Popsongs. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind im Anschluss auf Zoom noch zu einem gemütlichen Beisammensein eingeladen. Die Einwahldaten werden nach der Anmeldung unter info@jugendkirche-kana.de zugesandt.

Weitere Informationen zur queeren Jugendarbeit in Wiesbaden auf der Homepage der Jugendkirche unter https://jugendkirche-wiesbaden.bistumlimburg.de. Bistumsweit gibt es Informationen zur Queeren Jugendarbeit auf dem eigenen Instagram-Kanal unter Queerejugendarbeit_LM.

Wiesbadener:innen gründen ersten LSU-Kreisverband außerhalb Berlins 

Die Mitglieder der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) in Wiesbaden haben in dieser Woche einen eigenständigen Kreisverband gegründet – den ersten überhaupt außerhalb Berlins. Zum ersten Kreisvorsitzenden der LSU Wiesbaden – hier auf Facebook, hier auf Instagram zu finden – wählten die Mitglieder Stefan Löwer. Der 45-jährige Verwaltungsbeamte lebt mit seinem Mann im Rheingauviertel und ist seit 2015 stellvertretender Landesvorsitzender der LSU in Hessen. Seit mehreren Jahren bereits vertritt er die LSU beim Runden Tisch LSBT*IQ-Lebensweisen der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Löwer zur Seite stehen als stellvertretende Kreisvorsitzende Miriam Kempte (45) und Ludwig Krammer (33). Zum Schriftführer wurde Andreas Liedtke gewählt (45), der frühere Junge Union-Kreisvorsitzende Dennis Friedrich (25) ist neuer Mitgliederbeauftragter. Den Vorstand komplettieren Nikolas Jacobs (30) und Reinhard Bauerschmitz (66) als Beisitzer.

„Ich bin sehr glücklich, dass es uns nach Jahren der kontinuierlichen Arbeit und stetig steigenden Mitgliederzahlen gelungen ist, nun einen Kreisverband der LSU zu gründen“, erklärte Löwer. Bereits seit 2013 gebe es in der Stadt einen regelmäßig stattfindenden Stammtisch, zu dem sich nicht nur Mitglieder treffen, sondern auch immer wieder interessante Gäste für spannende Gespräche sorgen: „Auch am CSD nehmen wir seit mehreren Jahren mit einem Infostand teil und arbeiten aktiv am Runden Tisch LSBT*IQ-Lebensweisen und der Weiterentwicklung der Lebensqualität für alle, die sich zur Queer Community zählen, mit.“ Auch der CDU-Kreisvorsitzende Ingmar Jung ist stolz darauf, dass es in der Landeshauptstadt nun den ersten LSU-Kreisverband in Hessen gibt: „Wir kennen die LSU-Mitglieder hier schon lange und gut, da sie sich auf vielfältige Art und Weise in der CDU engagieren. Deshalb habe ich sie auch stets ermutigt, den Schritt zur Gründung des Kreisverbands zu vollziehen.“

(sun/dif/Foto: Jugendkirche Kana/LSU Wiesbaden)