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Letzten Endes Haut und Knochen: Theaternacht im Exil mit „Fool“-Uraufführung und „Hamletmaschine“

Llewellyn Reichman in „Fool“, die Premiere der Uraufführung ist am 11. Mai im Rahmen der Theaternacht im Walhalla im Exil. Foto: Simon Hegenberg

Das Walhalla im Exil veranstaltet eine aufregende Theaternacht am Samstag, dem 11. Mai, um 20 Uhr. Zu erleben sein wird dabei auch die Premiere der Uraufführung von „Fool“ von und mit Llewellyn Reichman. Im Anschluss wird die bereits seit Monaten kräftig gefeierte Exil-Inszenierung „Hamletmaschine“ nach Heiner Müller aufgeführt. Das Publikum darf gespannt sein auf gleich doppeltes Intensivtheater.

„FOOL“ wird angekündigt als ein Versuch der globalen Entmystifizierung. Braucht es den Widersacher? Den Botschafter, der keinen Namen hat – „Who can tell me who I am? Welcome to the pleasure dome.“ Ausgehend von dem Fool in „König Lear“ und inspiriert durch „Folly“ von Erasmus von Rotterdam, hat die grandiose Schauspielerin Llewellyn Reichman „ein Spiel im Spiel, für jedes Untier“, entwickelt.

Auseinandersetzung mit der Figur des Narren

„Die Figur des Narren beschäftigt mich bereits seit dem Beginn meines Schauspielstudiums. Mit meiner Performance „FOOL“ setze ich mich intensiv mit diesem Wesen und dessen Existenz auseinander“, sagt Reichman, 1993 geboren in Berlin-Kreuzberg, Ernst-Busch-Absolventin, seit 2016 festes Ensemblemitglied am Staatstheater Wiesbaden, ab Sommer 2019 „frei“: „Namenlos und immer anwesend, begleitet er den verrückt gewordenen Menschen, den alten König, der zugrunde geht an den Prinzipien, die er sich selbst auferlegte, und seinen Mitmenschen. Auch die Erkenntnis, dass die Natur erbarmungslos weiterzieht, einen Zyklus schafft, dem sich der Menschen unterordnen muss, bringen ihn an den Rand des Glaubens. Letzten Endes sind wir alle Haut und Knochen.“

Zwischen Butho-Tanz und No-Theater

Die Aufführung findet in englischer Sprache statt. Aber auch, wer selbiger nicht so mächtig ist, wird vieles verstehen. „Die ästhetische Wahl meiner Performance ist beeinflusst von der indigenen Kultur der archaischen Bemalung, die Bewegungsmuster von dem Butho-Tanz und Aspekten aus dem No-Theater“, erklärt die Performerin, die sonst vor allem am Staatstheater auf der Bühne steht: „All das hat mich, ausgehend von den visuellen Darbietungen, die mir in Form von Videos, usw. bei der Recherche begegnet sind, inspiriert zu der besonderen Inszenierung in der Körperlichkeit sowohl als übrig-gebliebener Mensch und als FOOL.“

Im Anschluss an die „Fool“-Premiere kommt um etwa 21.30 Uhr die „Hamletmaschine“ – nicht auf die eigentlich Bühne, denn dort sitzt das Publikum, sondern in den Raum, der sonst als Zuschauerraum dienst. Hamletmaschine wird gezeigt „als ein Medium, in dem sich die linken Utopien ebenso zersetzen wie die ihnen zugrunde liegenden Erklärungsmuster für das Falsche – die Theorie vom Klassenkampf, von der Ausbeutung der Frau und überhaupt von der Entfremdung des Menschen in einer Warenwelt, worin nur der Mehrwert zählt.“ Es spielen in der aufregenden Inszenierung von Sigrid Skoetz ebenfalls Llewellyn Reichman sowie ihr Staatstheater-Kollege Paul Simon.

Schon vormerken können sich Theater-, -Shakespeare-, und Walhalla-Freunde den 15. Juni – dann ist die Premiere von „Macbeth nach Shakespare“ im Exil angesetzt. www.walhalla-im-exil.de (sun/dif, Fotos Simon Hegenberg)