Die Zahl der sozial Bedürftigen und der Obdachlosen steigt auch in Wiesbaden, und auch und gerade wegen Corona. „Barmherzigkeit und Nächstenliebe dürfen nicht nach Weihnachten enden!“ Mit diesem dringenden Appell ruft die Stadtversammlung der Wiesbadener Katholiken dazu auf, Kunden der Tafel in Wiesbaden zu unterstützen. Ungewohnt gemeinsame Sache machen der Mieterschutzbund und Haus & Grund, sonst tendenziell interessen- und klientelbedingte „Gegenspieler“, mit einer Spendeninitiative für Obdachlose.
In Absprache mit den drei katholischen Pfarreien St. Birgid, St. Bonifatius und St. Peter und Paul hat die Stadtversammlung der Katholiken eine Hilfsaktion ins Leben gerufen, bei der Lebens- und Pflegemittelspenden für Bedürftige gesammelt und an die Tafel Wiesbaden e.V. weitergegeben werden. Die Sammlungen werden von Ehrenamtlichen organisiert. Die Aktion soll bis in den Februar fortgeführt werden. Die Hilfsbereitschaft in den Kirchengemeinden ist nach Angaben der Organisatoren groß. Bereits jetzt konnten weit über 30 große Kisten, gefüllt mit Babynahrung, Masken und Hygieneprodukten sowie Lebensmitteln wie Kaffee, Tee und Nudeln bei der Tafel abgegeben werden.
Ansturm auf Tafel-Angebot – Ehrenamtliche gehören zur Risikogruppe
„Durch die Corona-Pandemie hat sich die Anzahl der Bedürftigen in Wiesbaden, die sich an die Tafel wenden, erheblich erhöht“, begründet die Stadtversammlung ihr Engagement. Familien, aber auch Senioren, die vor Corona ihre Rente durch Minijobs aufgestockt hätten, seien durch die Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. „Eine große Herausforderung für das Ehrenamtlichen-Team der Tafel Wiesbaden e.V., das zum großen Teil aus aktiven Rentnern besteht, die selbst zur Risikogruppe gehören. Der Ansturm ist groß und die Spenden reichen nicht mehr aus, um alle Anfragenden wöchentlich mit Lebens- und Pflegemitteln zu versorgen.“ Erfahrungsgemäß seien gerade die Wintermonate nach Weihnachten die härtesten für die Bedürftigen. Besonders in diesem Jahr dürfte das angesichts der Schließungen durch den notwendigen erneuten Lockdown mehr denn je zutreffen.
Eine Liste von Lebens- und Pflegemitteln, die dringend für die Bedürftigen benötigt werden, ist mit der Tafel abgestimmt. Weitere Informationen dazu gibt es auf den Homepages der Pfarreien unter www.bonifatius-wiesbaden.de; www.st-birgid.de; https://stpeterundpaul-wiesbaden.de.
Gemeinsame Spende für Obdachlose
Die Landesvorstände von Haus & Grund Hessen und dem Deutschen Mieterbund – Landesverband Hessen e.V. haben sich entschieden, gemeinsam die Spendenaktion der Diakonie Hessen und der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ „#wärmespenden“ zu unterstützen. „In schwierigen Zeiten müssen wir zeigen, dass wir für die Menschen da sind – gerade wenn Sie keine Wohnung haben“, so Gert Reeh, Vorsitzender beim Mieterbund Hessen und Christian Streim, Vorsitzender von Haus & Grund Hessen. „Wir haben uns für diese Aktion entschieden, weil die Spenden von den Initiatoren der Aktion verdoppelt werden. Aus unserer gemeinsamen Spende von 3.000 €, die wir je zur Hälfte tragen, werden somit 6.000 €. Davon lassen sich unbürokratisch winterfeste Schlafsäcke und Soforthilfen finanzieren“ erläutert Streim. „Gleichzeitig wollen wir darauf aufmerksam machen, dass man nicht einfach wegschauen darf. Niemand darf im Winter erfrieren“, ergänzt Reeh.
Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Hessen steigt seit langem an. Die beiden Verbände möchten ein Zeichen dafür setzen, dass dieser Entwicklung Einhalt geboten werden kann. In schwierigen Zeiten wie den derzeitigen bedürfen die Betroffenen der Hilfe durch andere Menschen. Daher hofft man bei Haus & Grund und beim Mieterbund Hessen, dass sich noch möglichst viele Spender an der Aktion beteiligen und ihren Beitrag auf folgendes Konto überweisen: Evangelische Bank, DE12 5206 0410 0004 0506 06, Stichwort: wärmespenden.
(sun/Foto: Andreas Gref)
Es fehlt leider in dem Artikel der Kontoinhaber der angegebenen Bankverbindung.
Außerdem wäre eventuell auch ein Hinweis sinnvoll, wo man Sachspenden abgeben kann.
Die Liste der Tafel, was Bedürftige brauchen ist hier zu sehen:
https://wiesbaden.bistumlimburg.de/fileadmin/redaktion/Bereiche/wiesbaden.bistum-limburg.de/downloads/Downloads_2020/Wi_liste-Tafel.pdf
So lobenswert und hilfreich für die Betroffenen die Aktion(en) als solche sind: Ich komme nicht darüber hinweg, dass in einem so reichen Land wie Deutschland so viele Menschen auf die Tafel angewiesen sind. Dass Grundsicherung und Hartz-IV nicht reichen, um ein würdiges Leben zu führen. Dass das, was jemand im Laden nicht mehr kaufen mag , weil MHD erreicht, für Bedürftige noch gut genug ist. Dass Lebensmittelkonzerne sich der Spenden rühmen (die sie steuerlich absetzen können und die ihnen die Entsorgungskosten erspart). Das ist beschämend.