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Vision für Wiesbaden: „Meine Küche & mein Herz““ – In einem Kochbuch (aus dem Schelmengraben) um die Welt

Text: Projektgruppe „Meine Küche & mein Herz“. Fotos Ludmila Lorenz/Michael Link.

Blitzschnell führen die Hände das Messer, zerhacken Zwiebeln und Knoblauch und werfen die Zutaten ins heiße Öl. Es zischt und brutzelt. Der Duft von Kardamon, Piment und Paprika erfüllt den Raum. Als auch Linsen im Topf landen und mit Brühe abgelöscht werden, nimmt der Klassiker der äthiopischen Küche Form an.  Doch vor dem Genuss steht im Fotostudio Arbeit an. Wie so oft – immer donnerstags vormittags in den vergangenen Monaten – sind ganz besondere Protagonistinnen zum Shooting gekommen: Die Frauen der Projektküche aus dem Schelmengraben. Coco und Rahael sind diesmal die Gäste und machen mit ihren Paprika-Schiffchen mit Injera und zweierlei Linsengemüse dem selbstgewählten Gruppennamen „Die Linse“ alle Ehre.

Die Idee zu einem Kochbuch entstand bei einem Aktionstag im Rahmen von „gemeinsam aktiv. Unternehmen Schelmengraben“. Der Stadtteil sollte schöner werden, dafür packten engagierte Unternehmen und die Bewohner mit an. Beim anschließenden Helferfest sorgte die engagierte Frauengruppe der AG Schelmengraben für die Verpflegung der müden Helfer. Hier traf Simone Ried, die spätere Projektleiterin, zum ersten Mal auf die Köchinnen. Sie war fasziniert von deren Lebendigkeit und Geschicklichkeit. Gemeinsam mit Conny Schneider, Sozialpädagogin bei der AG Schelmengraben, motivierte sie die Frauen, ihr eigenes Kochbuch zu produzieren, und zwar professionell – brillant fotografiert, ansprechend gestaltet.

Unzählige Kochvormittage im Hinterhof-Loft

Mit an Bord der Teamküche kommt auch die Designerin Ludmila Lorenz. Sie entwirft das Logo und übernimmt die Gestaltung der Website und des Kochbuchs. Im zweiten Schritt gewinnt das Projekt den Wiesbadener Food-Fotografen Michael Link. Er stellt sein Fotostudio, ein Hinterhof-Loft mit besonderer Atmosphäre, für unzählige Kochvormittage zur Verfügung und setzt die Zubereitung sowie die fertigen Gerichte in Szene. Die freie Journalistin Gabriella Vitiello notiert die Familienrezepte und sammelt Geschichten dazu.

„Meine Küche & mein Herz“ lädt mit seinen 60 Rezepten und landestypischen Gerichten zu einer kulinarischen Weltreise ein. Es wird äthiopisch, eritreisch, türkisch, kurdisch, polnisch, pakistanisch, marokkanisch, russisch, afghanisch und italienisch gekocht. Damit ist das Kochen viel mehr als nur die Zubereitung von Speisen. Es ist die gemeinsame Sprache der Frauen aus dem Schelmengraben.

Frauen eine Stimme geben – über kulturelle Unterschiede hinweg

Das Team rund um „die Linse“ möchte diesen Frauen der Projektküche jenseits aller kultureller Unterschieden eine Stimme geben – und einen Raum, in dem Vielfalt eine Ressource darstellt, die es im Alltag zu entdecken gilt. Doch wie finanziert man die Produktion eines Kochbuchs ohne Verlagshäuser, und wie organisiert man den Vertrieb?

Das Kochbuchteam setzt auf Crowdfunding. Die sogenannte Schwarmfinanzierung ist derzeit in aller Munde. Die Menschen verbinden damit kreative Ideen, mutige Entrepreneure und medienwirksame Kampagnen. Dahinter steckt aber mehr: Gute Ideen können umgesetzt werden, wenn viele Menschen gemeinsam an eine Sache glauben. Jeder einzelne kann mit einem kleinen Beitrag viel bewirken und die Zukunft mitgestalten.

Bei den Projekt-Unterstützern bedanken sich die Macher mit sogenannten „Dankeschöns“, die sich nach der Höhe der Unterstützung richten. Im Falle der Linse heißt das, mit 20 Euro finanziert man ein Exemplar von „Mein Herz und meine Küche“ und bekommt es gleich nach Hause geliefert. Allerdings wird der Druck des Buches erst realisiert, wenn die geplante Funding-Summe tatsächlich erreicht sein wird. Für das Kochbuch aus dem Schelmengraben heißt das: „alles oder nichts“.

Bis 23. Oktober kann sich jeder ein liebevoll gestaltetes Exemplar  – oder auch mehrere – der limitierten Ausgabe von „Meine Küche & mein Herz“  sichern. Im November soll das Kochbuch nach erfolgreichem Crowdfunding gedruckt und schließlich pünktlich zu Weihnachten ausgeliefert werden. Schließlich ist das Buch auch eine hervorragende Weihnachtsgeschenk-Idee – sei es privat im Familien- und Freundeskreis, oder zum Beispiel auch im größeren Stil für Wiesbadener Unternehmen.

www.schelmengraben-kocht.de
www.startnext.com/schelmengraben-kocht

Hier haben wir im Sommer 2016 über das Projekt berichtet.

Haben auch Sie eine Vision für Wiesbaden? Schicken Sie uns Ihre Kurzbeschreibung an hallo@sensor-wiesbaden.de. In loser Folge geben wir auf einer Seite Wiesbadener Visionären Raum für ihre Gastbeiträge.